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Kultur: Blau-Grün-Türkis

Die Ausstellung „Hazwei – oooh“ in der Galerie M des BVBK

Stand:

Sechs Badenixen schreiten in den türkisgrünen Ozean. Sechs Mal Weiblichkeit in den unterschiedlichsten Facetten. Von der Sonne des Südens gebadet in goldenes, unwirklich gleißendes Licht. Ein echter Wurf, dieses Foto, geboren aus der Geistesgegenwart des Fotografen und der Gunst des Augenblicks. „Man muss sehr schnell sein“, versichert Klaus-Dieter Fahlbusch, der mit drei Kostproben seiner digitalen Fotografie durchaus Appetit macht auf mehr. Seine Motive, in Potsdam aktuell im Rahmen der Gruppenschau „Hazwei – oooh“ in der Galerie M des BVBK zu sehen, sind nicht gestellt, nicht inszeniert, kaum retuschiert. Um sie einzufangen, hält Fahlbusch seine Kamera stets schussbereit und ist somit, wenn er unterwegs ist, strenggenommen immer auf der Pirsch.

Neben ihm bespielen noch 12 weitere Künstler und Verbandsmitglieder des BVBK die zwei Räume der Produzentengalerie. Und kreisen mal mehr mal weniger offensichtlich um das Generalthema dieses Kulturlandjahres „Faszination Wasser“. Zu sehen sind bildnerisch formulierte Positionen aus Robinienholz (Michael M. Heyers), aus Terracotta und Papierclay (Heike Pfitzner-Adner), aber auch klassischer Holzschnitt (Rudolf Sittner), humorige Installation (Gunter Schöne) Mischtechnik mit Sand und Kunststoff (Dorothea Neumann), dazu sehenswerte Fotografie und viel Malerei, vorzugsweise in der Farbpalette blau-grün-türkis.

Hervorzuheben und nicht nur wegen seiner Größe ein Blickfänger: der zweiteilige „Sprung“ von Karsten Kelsch. Gemalt in Acryl auf Leinwand scheinen in diesem Sprung die Gesetze der physikalischen Schwerkraft außer Kraft gesetzt. Der in kräftige schwarze Konturen gebannte Körper der Springenden wirkt wie erstarrt. Vor dem mit dynamischem Pinselstrich durchgearbeiteten leuchtend-blauen Hintergrund verharrt die dem Bildtitel nach wohl fallende Figur in einem eigentümlichen Zustand der Schwebe.

Ganz anders hat sich die junge Bildhauerin und Performance-Künstlerin Ilka Berndt aus Caputh dem Thema Wasser genähert. Schon länger zieht sie ihre künstlerische Inspiration aus der Faszination für Wasser, wenn es gefroren ist. Dafür hat sich Ilka Berndt immer wieder auf und in“s Eis begeben und nahm dafür auch Reisen in das ferne Grönland und Künstleraufenthalte in Schweden gerne in Kauf. Bei einer Performance in Schweden, die sie 2004 in einem Gefrierhaus durchführte, hat sich die Künstlerin selbst in einen Riesenblock Eis gelegt. Auch um einen Moment lang Teil von ihm zu sein. Die Magie dieses Augenblicks ist in Fotos festgehalten. Assoziationen an die Schneewittchensarg-Ästhetik stellen sich unwillkürlich ein. Ein den Fotos an die Seite gestellter, sensibel zu lesender Text von Ilka Berndt liefert die passende Dosis O-Ton, um den empfangsbereiten Betrachter unmittelbar in die Situation mit hineinzunehmen.

Ein gleichsam feinsinniger Ausstellungsbeitrag, wenngleich völlig anderer Natur, entstammt den geschickt arbeitenden Händen der Bildhauerin Heike Pfitzner-Adner. Ihre nur fingergroßen zarten Figürchen aus Terracotta und Paperclay treiben in schmalen Barken über den Strom des Lebens. Ob Mann oder Frau, ob einsam oder zweisam ist ein jeder letztlich ganz und gar auf sich allein gestellt. Hoch aufgerichtet stehen die miniaturgroßen Figuren mit festen Beinen wie unverrückbar auf schwankendem Boden. Ihr Blick scheint unbeirrt, ihr Wille entschlossen. Wer den Feinheiten ihres Minenspiels auf gleicher Augenhöhe begegnen will, ist gut beraten, sich mit ihnen auf eine Ebene zu begeben.

Bis zum 14. Oktober, Mi-Fr von 11 bis 17 Uhr und Sa + So von 11 bis 18 Uhr im Luisenforum, Hermann-Elflein-Str. 18.

Almut Andreae

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