Kultur: Blümchen-Rock
Die Dorf-Band „Katzenfisch“ auf dem Weg in die Potsdamer Musikszene
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Die Dorf-Band „Katzenfisch“ auf dem Weg in die Potsdamer Musikszene 70er Jahre Musik denkt man sich. Was sonst soll eine Band spielen, deren Sänger so aussieht, als sei er direkt aus der Pril-Blümchen-Zeit entsprungen. Dunkler Kotelettenbart, Sommersprossen, bunt gestreiftes Sommerhemd, aufgerissene Jeans und ein verträumtes „Das-Leben-ist-schön-Lächeln“ im Gesicht. 70er Jahre Musik, das trifft es nicht ganz, korrigiert Christoph Stawenow. Er sitzt im Park in der Sonne und sucht nach den richtigen Worten, um die Musik seiner Band zu beschreiben – und schmackhaft zu machen für das Potsdamer Publikum. Am Dienstag spielen die acht Musiker im Nil-Club am Neuen Palais. Sie stehen auf die Sounds von damals, Hammondorgel und Wah-Wah-Gitarre mit den verzerrten Tönen. Aber in der Musik von „Katzenfisch“ ist mehr drin, erklärt Christoph: grooviger Rock mit Jazz, Funk- und Soul-Einflüssen. Vor allem aber will die Band vorwärts gewandt sein. Depressive Sounds à la Nirvana, aus diesem Alter sind die Acht raus. Katzenfisch hört sich eher an wie Jamiroquai und Pearl Jam, wie James Brown oder Otis Redding in Neu. Christoph ist Gitarrist, Sänger und so eine Art Komponist und Texter in seiner Band. Er bringt Ideen ein, die alle zusammen arrangieren, zu melodiösen, fetzigen, impulsiven Stücken oder was auch immer dabei heraus kommt. Die Texte schreibt er zur fertigen Musik. Optimistisch, weltkritisch, christlich sollen sie sein. Gecovert wird nichts, bis auf einen einzigen Song von Idol Joe Cocker. Noch nicht lange hocken die acht Musiker an Wochenenden zum Musik machen zusammen. Vor einem Jahr hat sich Katzenfisch gegründet. Der Kern ist Mitte Zwanzig und spielt schon eine halbe Ewigkeit zusammen. Wenn man in einem Dorf in der Nähe von Beeskow bei Frankfurt an der Oder aufwächst, hat man nicht die Wahl. Wenn es kein Schwimmbad, keine Sporthalle, keine Kinos und Klubs gibt, dann macht man eben Musik. Mit Freunden in irgendeinem Keller. Dann zerstreuten sich die Freizeitmusiker in alle Winde, zum Studieren nach Heidelberg, Berlin, Potsdam, trafen sich aber doch noch regelmäßig zuhause zum Musikmachen. Sie suchten nach Leuten, die bei einer „richtigen“ Band dabei sind. Aus drei Musikern wurden acht, seit einem Jahr gibt es Katzenfisch. Die Neuen kommen aus Potsdam, Berlin und Beeskow. Den Heidelberger Studenten hat es inzwischen an die Uni Potsdam verschlagen. Geprobt wird in der Landeshauptstadt und in Beeskow. Eine CD hat die Band bisher noch nicht herausgebracht. Was sie im Studio aufgenommen haben, finden die Acht ziemlich steril. Sie sind besser auf der Bühne, sagt Christoph. Das Dorfpublikum soll begeistert sein. Und nicht nur auf dem Lande hat Katzenfisch Erfolg. In diesem Jahr schaffte es die Band bis zum Finale des Landesrockwettbewerbs Brandenburg im Lindenpark und die zukunftsgewandten Musiker waren beim Cabinett-Konzert in der Kulturbrauerei Berlin dabei. Der Nil-Klub ist eine Art Einstieg in das Potsdamer Szeneleben. Mit weltgewandtem wie dörflichem Charme will die Band die Stadt erobern. Marion Hartig 8. Juni, 20 Uhr, Nil-Club, Am Neuen Palais 10, Haus 11
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