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Zeitlos. „Me And My Drummer“ in der Arena.

© Dietrich

Kultur: Bodenständig, aber sexy „Me And My Drummer“ im Waschhaus

Zweiter Versuch: Nachdem das September-Konzert von „Me And My Drummer“ im Waschhaus in buchstäblich allerletzter Sekunde abgesagt werden musste – Krankheit sucht man sich eben nicht aus – , fand am Montag das Nachholkonzert statt. Und traf auf regen Zuspruch: Bereits Ende Oktober meldete das Waschhaus, dass das Konzert ausverkauft sei, und so wurde es am Montag eben kuschelig warm; aber was spricht auch dagegen, im November ein Stück näher zusammenzurücken.

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Zweiter Versuch: Nachdem das September-Konzert von „Me And My Drummer“ im Waschhaus in buchstäblich allerletzter Sekunde abgesagt werden musste – Krankheit sucht man sich eben nicht aus – , fand am Montag das Nachholkonzert statt. Und traf auf regen Zuspruch: Bereits Ende Oktober meldete das Waschhaus, dass das Konzert ausverkauft sei, und so wurde es am Montag eben kuschelig warm; aber was spricht auch dagegen, im November ein Stück näher zusammenzurücken. Den optimalen Spätherbst-Soundtrack brachte das Duo ja gleich selbst mit.

Nicht von schlechten Eltern, muss man zugeben, wie Charlotte Brandi und Matze Pröllochs als noch verdammt junger Zusammenschluss einen so beeindruckenden Senkrechtstart im anspruchsvollen Indie-Pop-Bereich hinlegen konnten. Aber die beiden verstehen eben ihr Handwerk, da liegt Leidenschaft drin, und das wird eben auch angemessen honoriert. Gut, der Support „And The Golden Choir“ brachte eher eine öde-depressive Langeweile in die Räumlichkeiten: ein schmachtender Typ mit Gitarre, Falsettstimme und ganz viel hallüberlasteten Synthies im Hintergund – das sollte wohl experimentell wirken, war aber eher unfreiwillig komisch, ein seltsamer Hybrid aus optischem Retro-Grunge und ABBA in Zeitlupe. Aber der größte Kritiker ist letztlich das Publikum, das den Künstler auch ganz unspektakulär von der Bühne entließ.

Man war ja auch wegen „Me And My Drummer“ da, die wesentlich energischer und um vieles präsenter als der Support waren, ohne anbiedernd oder aufdringlich zu sein: „Bodenständigkeit muss nicht unsexy sein“, meinte Sängerin Brandi – und lag damit ausnahmsweise goldrichtig. Obwohl sie „ihren“ Schlagzeuger zwar perspektivisch an den Rand des Geschehens platzierte, war doch sein Spielen das Element, das den musikalischen Teppich an den wichtigen Punkten zusammenhielt. Musikalisch wurde sich eines zeitlosen Pop-Genres gewidmet, das etwas Sinfonisch-Elegisches hatte und auch ziemlich gut als Filmmusik passen würde. Vielleicht sah man an diesem Abend sogar die nächsten potenziellen Beisteuerer eines zukünftigen 007-Soundtracks, wer weiß. Aber es passte einfach: augenzwinkernder Pop, der Melancholie mit dem nötigen Maß Beschwingtheit ausrüstete.

Und so stieg die Temperatur immer weiter an im Waschhaus-Saal, es kondensierte das Wasser an der Decke und die Hitzewerte einer finnischen Sauna, die durch Lichtshow und Nebel noch weiter angeheizt wurde, passten so gar nicht zum äußerlichen Novemberwetter - dafür umso besser zum herzerwärmenden musikalischen Gericht, das mit bestechender Naivität garniert wurde. So fand man sich, als man den Backofen dann verließ, mit einem Gefühl der Erfrischung wieder, das von innen und außen gleichermaßen einsetzte. Oliver Dietrich

Oliver Dietrich

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