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Kultur: Botschafterin Potsdams

Die Kammerakademie Potsdam beginnt neue Saison mit einem Geburtstagskonzert

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„Unten am See haben wir vor fünf Jahren beschlossen, die Kammerakademie Potsdam zu gründen.“ Frauke Roth zeigt während des Pressegesprächs von der Terrasse der Villa Kellermann auf den Heiligen See. Ein historischer Ort also für die damaligen Mitglieder des Persius-Ensembles Potsdam und des Oriol Ensembles Berlin, die sich vereinten. Frauke Roth wurde Geschäftsführerin, Peter Rundel künstlerischer Leiter und Chefdirigent. Nach gut einem Jahr gingen Rundel und Kammerakademie jedoch getrennte Wege. Die Kammerakademie formierte sich unter einem Trägerverein, dem Gert Behrens und Jochim Sedemund vorstehen.

Fünf Jahre sind für ein Orchester eine kurze Zeit. Und doch hat es sich bereits zu einem erstklassigen Ensemble entwickelt. Dafür stehen gegenwärtig 31 Musiker ein. Und natürlich die beiden künstlerischen Leiter: Sergio Azzolini und Michael Sanderling.

Azzolini, der aus Südtirol stammende Fagottist, musiziert seit vier Jahren mit der Kammerakademie. Vor allem das barocke und frühklassische Repertoire bedient er bei Einstudierungen und Mitwirkungen. „Ich werde alles, was übrig bleibt, dirigieren“, sagt etwas scherzhaft Michael Sanderling. „Die Werke, die der neue künstlerische Leiter dirigieren wird, nämlich die der Klassik, der Romantik und der Moderne, benötigen einen Dirigenten, Barockmusik dagegen kann vom Generalbass, also auch vom Fagottisten geleitet werden“, gibt Frauke Roth kund. Michael Sanderling, der aus einer sehr bekannten Berliner Musikerfamilie stammt, hat seine Solocellistenkarriere im Berliner Rundfunk-Sinfonieorchester zu Gunsten der Chefdirigentenstelle in der Kammerakademie aufgegeben. Sanderling betätigt schon seit längerem beides: den Taktstock und das Violoncello. Gehört er zu den gefragtesten Cellisten unserer Zeit, so kann er auch auf viele erfolgreiche Dirigate bereits zurückblicken. Soeben war er mit der Kammerakademie und dem Flötisten Emanuel Pahud beim Rheingau–Musik-Festival.

Am 26. August wird Sanderling sein erstes Konzert als künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Orchesters der Landeshauptstadt während des Europafestes im Nikolaisaal geben. An diesem Abend feiert man das fünfjährige Bestehen des Klangkörpers. Dabei wird sich Sanderling auch als Cellist mit Tschaikowskis Andante cantabile in H-Dur hören lassen. Außerdem kommen populäre Werke von Mozart, Schubert und Grieg zu Gehör. „Eine neue Ära beginnt für mich mit der Chefdirigentenposition, aber auch für das Orchester“, so Michael Sanderling. Er freue sich schon sehr auf die Zusammenarbeit mit der Kammerakademie, denn das Orchester habe ein hohes künstlerisches Potenzial. „In unserer Arbeit streben wir ein Wir-Gefühl an, das den gegenseitigen Respekt genauso einschließt wie den Dialog.“

Fünf Sinfoniekonzerte von insgesamt zehn bestreitet die Kammerakademie auch in dieser Saison im Nikolaisaal. „Neu in unseren Konzerten wird ein Überraschungsstück sein“, berichtet Michael Sanderling. „Unter dem Motto ,unerhört? gehört!’ soll ein kurzes moderiertes Stück, zumeist aus unsererer Gegenwart, zu Gehör gebracht werden, das das Publikum aufreizen könnte.“ Damit möchte man die Hörängste so mancher Konzertbesucher vor zeitgenössischer Musik nehmen. Neues wird in zarten Häppchen geboten.

Erstmals hat das Orchester auch einen Artist in Residence. Die Violinistin Antje Weithaas, die seit wenigen Jahren in Potsdam lebt, wird die Aufgabe in dieser Saison übernehmen. Auftritte als Solistin sind vorgesehen, aber auch die Einstudierung von Orchesterwerken. Alle zwei bis drei Jahre soll dies beispielsweise mit Antje Weithaas fortgeführt werden.

Auch die erfolgreichen Reihen Klassik plus Gespräch, Kinder- und Jugendkonzerte, Schlosskonzerte werden fortgesetzt. Und die regelmäßige Mitwirkung bei der vom Nikolaisaal initiierten Stunde der Musik im Foyer ist für die Kammerakademie-Musiker ein Muss. Die Winteroper soll auch in diesem Jahr im Schlosstheater im Neuen Palais eine Fortsetzung erfahren. In der Kooperation mit dem Hans Otto Theater werden die Mozart-Opern „Cosi fan tutte“ und „Titus“ im November über die Bühne gehen.

Dreißig Auftritte in der kommenden Saison stehen bisher im Kalender für Potsdam. Dazu kommen noch Gastspiele, denn die Kammerakademie versteht sich als musikalische Botschafterin der Landeshauptstadt.

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