Kultur: Brennende Intensität
Juliette Gréco – die Klassikerin des Chansons – begeisterte im Nikolaisaal
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Juliette Gréco – die Klassikerin des Chansons – begeisterte im Nikolaisaal Von Klaus Büstrin „Ich wurde an einem 7. Februar geboren“, schreibt die französische Chansonette Juliette Gréco in ihrer Autobiografie. Das Geburtsjahr verschweigt sie. Trotzdem, die Jahre gehen auch an einer so weltberühmten Sängerin nicht vorüber. Aber sie fasziniert heute noch mit einer wunderbaren und hoheitsvollen Erscheinung, eine Grande Dame. Natürlich investiert sie wohl auch einiges, um dem Publikum nicht ihr wahres Alter zu zeigen. Vor allem aber: Juliette Greco ist eine Klassikerin des Chansons, deren Ausstrahlung alle Modeströmungen überdauert hat. Am Donnerstag kam der Star nach Potsdam. Ohne Starallüren stand sie im schwarzen Samtkleid auf der schwarz ausgeschlagenen Bühne des Nikolaisaals, begleitet von den großen Sympathien des Publikums. Der größte Teil hatte irgendwann schon einmal eine Begegnung mit der Gréco. Mit einem Charme, der sich dem Publikum nicht anzubiedern braucht, weiß sie das Publikum vor allem immer noch mit ihrem Gesang zu fesseln. Man spürt, dass sie singen muss, wohl gemerkt, nicht wollen, nicht können und dürfen. Dabei wirkt sie unwahrscheinlich noch jung. Selbstverständlich ist eine Menge Lebenserfahrung in ihre Interpretationen eingeflossen. Juliette Gréco verfügt über eine schöne charaktervolle Stimme, die noch modulationsfähig ist. Aber vor allem die brennende Intensität ihrer Gestaltungskraft ist zu bewundern. In allen Liedern mischt sie andere Farben und Nuancen, so dass sie jedem einen vollplastischen Charakter zu geben vermag. Sie singt wohl die Chansons, die sie für ihre Konzerte wählt, mit Herzblut. Daher werden ihre Herzenskämpfe nie zu Krämpfen. Sie kann flüstern, und schreien, scherzen, mit den Augen zwinkern, temperamentvoll , übermütig, traurig und verzweifelt sein – eben so, wie das Leben ist. Ihre Arme und Hände, die sie großzügig bei den Darbietungen benutzt, sprechen die Sprache der Lieder. Piecen von den Großen ihres Metiers hat sie seit Jahrzehnten in ihrem Repertoire, die meisten wurden für sie komponiert, von Joseph Kosma, Serge Gainsbourg, Leo Ferré oder natürlich vom dem unvergleichlichen Jaques Brel. So manchen hat die Gréco zu Weltruhm verholfen. Auch im Nikolaisaal verzichtete sie nicht auf die berühmten Titel wie „Bruxelles“ oder „Ne me quitte pas“ (beide von Brel). Auch aus ihrer neuesten CD-Aufnahme brachte sie einige Chansons mit. Viele Lieder schrieb dafür der Pianist und ihr Ehemann Gérard Jouannest. Er begleitet mit weiteren vier Musikern die Tournee der Gréco. Außerordentlich sensibel und kunstvoll wissen sie die Sängerin mit ihren Instrumenten (Klavier, Gitarre, Akkordeon oder Schlagzeug) eine Basis zu geben, mit einer ganz eigenen reizvolle Stimmung. Wohl nur im „Klang“ von Paris können Chansons, die Juliette Gréco singt, entstehen, in dieser verrückten und zugleich gezähmten Stadt, mit ihrer unverwechselbaren Melodie. In Paris - Mittelpunkt der europäischen Kultur – lebten und leben die Meisterinterpreten. Dort können sie die Luft atmen, die sie für die Lieder benötigen. Auch Juliette Gréco – eine Legende. Die Zuhörer im ausverkauften Nikolaisaal wussten die kostbaren eineinhalb Stunden des Gastspiels sehr zu schätzen und feierten die Künstlerin mit stehenden Ovationen und Rosen. Sie hielt als Dank zwei Zugaben bereit.
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