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Kultur: Brücke in die Gegenwart

Ausstellungen im ehemaligen KGB-Gefängnis

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Ausstellungen im ehemaligen KGB-Gefängnis Zu viele Verbrechen sind noch ungeklärt und ungesühnt. Für die Angehörigen derer, die im KGB-Gefängnis in der Potsdamer Leistikowstr. 1 hingerichtet wurde oder die einfach verschwunden sind, gibt es noch nicht einmal einen Platz zum Gedenken. Einen solchen Ort einzurichten und das KGB-Gefängnis mit Sicherungsmaßnahmen gegen Witterungseinflüsse vor weiterem Verfall zu schützen, bezeichnete Christian Albroscheit von der Arbeitsgruppe zu Erhaltung des KGB-Gefängnisses, als die wichtigsten Aufgaben. Wie viele Menschen tatsächlich hier umgebracht wurden und wo sie begraben wurden ist immer noch ein Rätsel. Es gibt ein Gemeinschaftsgrab auf einem Friedhof in Moskau, aber es werden weit mehr Menschen vermisst als dort liegen. Der geringste Grund für eine Todesstrafe war die Verweigerung des Russisch-Unterrichts. Einige Schüler der damaligen Albert Einstein Realschule, die gefordert hatten weiter in Englisch unterrichtet zu werden, kamen nicht mit dem Leben davon. Delinquenten, die nicht die Todesstrafe bekamen, wurden oft in Straflager in der Sowjetunion gebracht - eines davon Workuta. Von Potsdam nach Workuta - Deutsche und sowjetische Häftlinge im KGB-Gefängnis Potsdam und die Lagerhaft in Workuta/Sowjetunion heißt auch die primäre Dauerausstellung im Gefängnis. Der Besucher betritt Zelle für Zelle und steht den Informationsstelen gegenüber, auf denen ehemalige Gefangene von Misshandlungen genau in diesem Raum berichten - eine beklemmende Nähe von musealer Gestaltung und historischer Wahrheit. Instrumente der Überwachung und Folter sind noch sichtbar, wie der Türspion in jeder Zelle, damit die Wache sicherstellen konnte, dass das Schlafverbot eingehalten wurde, und der „Karzer“. In dieser nur einen halben Quadratmeter großen Zelle blieben Gefangene in wochenlanger Einzelhaft. Hin und wieder wurden sie mit kaltem Wasser übergossen. „Es geht nicht nur darum vergangene Folter und Mord anzuprangern“, sagte Christian Albroscheit. „Mit den laufenden Ausstellungen wollen wir auch an heutige Menschenrechtsverletzungen erinnern, um sie bekämpfen zu können - eine Brücke in die Gegenwart schlagen. In Workuta z. B. existiert noch heute ein Straflager. Wir müssen die Verhältnisse in der russischen Förderation bessern helfen." Darum wird auch die Ausstellung „Langes Echo“ gezeigt, die sich mit den Umbrüchen in der russischen Gesellschaft befasst und mit der Haltung der russischen Bürger zu ihrer Vergangenheit und den Menschenrechten. Hier ist zu erfahren, dass 54 Prozent aller Russen der Auffassung sind, „das Volk hätte unter Breschnew am Besten gelebt“ und sogar noch mehr meinen, „die Massenmedien bedürfen einer stattlichen Zensur“. Eine weitere Ausstellung beschäftigt sich mit dem 17. Juni 1953 und den Folgen für viele danach Verhafteten. Der Schmerz und die Qual scheinen noch in den Mauern des Gefängnisses zu stecken, deswegen sollten diese Mauern erhalten bleiben. Das KGB-Gefängnis in Potsdam erzählt Geschichten, die kein historisches Buch erzählen kann. Jörg Muth Noch bis zum 26. Oktober ist es Samstag und Sonntag von 11-17 Uhr zu besichtigen.

Jörg Muth

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