Kultur: Buchbinder: „Das Orchester ist mein Partner“
Es kommt nicht alle Tage vor, dass Beethovens fünf Klavierkonzerte „auf einem Schlag“ musiziert werden. Nur ein Großmeister des Klavierspiels vermag diese physiche und geistige Mammutaufgabe zu bestehen.
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Es kommt nicht alle Tage vor, dass Beethovens fünf Klavierkonzerte „auf einem Schlag“ musiziert werden. Nur ein Großmeister des Klavierspiels vermag diese physiche und geistige Mammutaufgabe zu bestehen. In Potsdam wurden letztmalig Mitte der neunziger Jahre alle Klavierkonzerte Ludwig van Beethovens von Peter Rösel und der Brandenburgischen Philharmonie Potsdam an zwei Abenden zu Gehör gebracht. Damals noch in der Blechbüchse.
Heute und morgen wird der Österreicher Rudolf Buchbinder mit dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt im Nikolaisaal die gewichtigen Werke musizieren. In den vergangenen Tagen waren sie bereits in der Konzerthalle in der Oderstadt mit den Konzerten zu erleben. Rudolf Buchbinder, einer der weltweit renommiertesten Pianisten unserer Tage, hat keine Angst vor den verschieden Sälen mit den wechselnden akustischen Gegebenheiten. „Man passt sich instinktiv dem jeweiligen Konzertraum an“, sagt Buchbinder in einem PNN-Gespräch. Es ist das erste Mal, dass er mit dem Staatsorchester musiziert. Aber zugleich leitet er die Konzerte vom Klavier aus. „Für die Musiker schien dies Neuland zu sein, dass der Pianist auch zugleich der Dirigent ist. Aber ich glaube, wir haben uns nach fünf Minuten bestens verstanden. Die Frankfurter Musiker sind wunderbare Partner.“
Buchbinder macht immer wieder gern einen Ausflug in diese Doppelfunktion. „Rund 300 Mal habe ich bisher dirigiert und zugleich gespielt.“ Aber als Begleiter möchte er das Orchester nicht sehen, sondern als Partner. „Ich begleite meine Partnerin beispielsweise zum Essen oder zum Konzert, aber nicht beim Musizieren. Hierbei haben alle die gleiche Verantwortung.“
Seine Interpretationssicht der fünf Klavierkonzerte, die von den Zuhörern sehr geliebt werden, sei ganz auf das Kammermusikalische gerichtet, in dem Pianist und Orchester mit großem Fingerspitzengefühl sich die Hände reichen, so Rudolf Buchbinder. „Natürlich ist das Dirigat bei der Erarbeitung von Sinfonien viel schwerer als das von Instrumentalkonzerten. Man braucht hierbei beispielsweise meist ,nur“ auf ein gutes Miteinander, auf die Tuttistellen, auf die Rubati und Übergänge zu achten, bei sinfonischen Werken dagegen sind die interpretatorischen Dimensionen umfangreicher.“
Die Konzerte mit Rudolf Buchbinder im Potsdamer Nikolaisaal waren schnell ausverkauft. Viele Besucher konnten sich noch an den Soloabend im Jahre 2000 erinnern, bei dem der Pianist den wunderbaren Steinway-Flügel mit großem Erfolg einweihte. Klaus Büstrin
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