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Kultur: Bunt wie ein Lutscher Die Band Prag mit Nora Tschirner im Lindenpark
Die tschechische Hauptstadt hat anscheinend kein Copyright auf ihren Namen, weshalb es jetzt eine Band namens Prag gibt. Womit die drei Protagonisten unweigerlich eine gewisse Erwartungshaltung beim Hörer hervorrufen: Kommt jetzt die späte Liebeserklärung an Europas kultige Kulturhauptstadt?
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Die tschechische Hauptstadt hat anscheinend kein Copyright auf ihren Namen, weshalb es jetzt eine Band namens Prag gibt. Womit die drei Protagonisten unweigerlich eine gewisse Erwartungshaltung beim Hörer hervorrufen: Kommt jetzt die späte Liebeserklärung an Europas kultige Kulturhauptstadt? Eine Ode an leider oder Gott Sei Dank längst verflossene Zeiten, als Komasaufen vor der Szenekneipe „U Fleku“ noch als politischer Protest galt?
Prag heißt das musikalische Dreierpaket aus Schauspielerin Nora Tschirner, Erik Lautenschläger und Tom Krimi, weil sie bei der Produktion ihres Debütalbums, das auch noch ganz passend „Premiere“ heißt, von einem Prager Filmorchester unterstützt wurden. Entstanden ist so im letzten Jahr eine Sammlung von 13 Liedern, die tatsächlich durch alle Raster rutschen. Das passt zur bisherigen Geschichte des Musikprojekts: Nora Tschirner macht zum ersten Mal Musik, sieht man von einem Aushilfsjob in einer Schulband ab, Tom Krimi ist praktizierender Singer-Songwriter und Musikproduzent für kleinere Projekte, Erik Lautenschläger hat Erfahrungen mit seiner Indieband Erik and me. Man kennt sich, zum Teil schon aus Schulzeiten, und hat jetzt endlich mal was zusammen gemacht. Es fühlte sich einfach gut an, sagen die drei.
Das sagen auch viele, die ihre Konzerte erleben. Es fühle sich gut an, ein Hörerlebnis der anderen Art. Vielleicht ist es die passende Musik für all diejenigen, die gerade nicht so richtig was mit dem anzufangen wissen, was der gegenwärtige Musikmarkt hergibt. Die sich gern auf Abenteuer einlassen, offen sind für Schräges. Oder Nostalgisches.
Die drei Prager bieten ein Programm leuchtend bunt wie ein Lutscher, aus musikalischen und lyrischen Bausteinen der letzten fünf Jahrzehnte. Mindestens. Da ist für jeden was dabei. Was ein Vorteil sein kann, aber auch problematisch, wenn sich hemmungslos Chanson und Mokkamilcheisbar-Klingklang vermischen. Mal klingt es wie realsozialistische oder doch lieber französische Filmmusik ohne Film, mal nach unbeschwertem Komsomolzen-Pop. Streicher und Glockenspiel, begleitet vom durchgetretenen, punkigen Schlagzeug, und hin und wieder überraschen sie mit zarten Duetten.
Viel Aufmerksamkeit haben sie auf die Texte gelegt, sehr lyrisch, mal hoch bedeutungsschwanger, mal absurd, mal banal-genial über den schönen gemeinsamen Einkaufsbummel. „Das klingt wie aus ’nem Drehbuch oder ’nem billigen Roman“, säuseln sie – und genau so ist es. Und manchmal darf es das wohl auch sein. Steffi Pyanoe
Prag sind am Donnerstag, dem 14. November, um 20 Uhr im Lindenpark in der Stahnsdorfer Straße 76. Der Eintritt kostet im Vorverkauf 20 Euro zzgl. Gebühr und 25 Euro an der Abendkasse
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