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Kultur: Carsten Wist eröffnet wieder den Literaturladen Ab 20. Oktober sind die Türen weit geöffnet / Monatliche Lesungen

Der Coffee-Shop in der Brandenburger Straße / Ecke Dortustraße ist geschlossen. Nun haben in den Geschäftsräumen die Handwerker das Sagen, denn bis Mitte Oktober muss alles piekfein sein.

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Der Coffee-Shop in der Brandenburger Straße / Ecke Dortustraße ist geschlossen. Nun haben in den Geschäftsräumen die Handwerker das Sagen, denn bis Mitte Oktober muss alles piekfein sein. Bücher werden wieder die Regale und die Tische bevölkern. Carsten Wist eröffnet am 20. Oktober wieder den Literaturladen. Damit wird die Tradition einer wohl fast hundertjährigen Buchhandlung an diesem Ort nach gut zwei Jahren Unterbrechung aufgenommen. Bis zum Sommer 2001 haben Carsten Wist und Siegfried Ressel zehn Jahre lang in der ehemaligen August-Bebel-Buchhandlung einen Literaturladen betrieben, der einen ganz eigenen Ruf in Potsdam und darüber hinaus hatte. Das Werben für das Literarische stand sets im Mittelpunkt. Man hatte immer den Eindruck, beide Buchhändler kennen jeden Titel in ihrem Laden. Ihnen war der Verkauf nicht allein wichtig, sondern vor allem, was zwischen zwei Buchdeckeln zu lesen ist. Eine wunderbare literarische Atmosphäre konnte man im Laden wahrnehmen. Gleich nach der Wende warben Wist und Ressel mit einem Tapeziertisch an der Hermann-Elflein-Straße für Literatur, die den ehemaligen DDR-Bürgern zumeist unbekannt war. Bevor Wist und Ressel im August-Bebel-Haus dann heimisch wurden, schlugen sie in einem Baucontainer auf dem Bassinplatz ihre Büchertische auf. Doch vor zwei Jahren hatte jeder von ihnen Lust, etwas anderes auszuprobieren. Man schloss den Laden, überaus bedauert von vielen Potsdamern. Siegfried Ressel ging mit seiner Familie nach Frankreich. Carsten Wist folgte dem Ruf des Intendanten Ralf-Günter Krolkiewicz an das Hans Otto Theater. Er verdiente fortan seine „Brötchen“ als Assistent der Geschäftsführung. „Ich lernte in den beiden Spielzeiten, in denen ich engagiert war, eine durchbürokratisierte Institution kennen, in der ich manchmal künstlerische Kreativität vermisste“, sagt Carsten Wist. Leider musste er die Erkenntnis machen, dass die Potsdamer ihr Stadttheater mit Ignoranz strafen, allerdings oft zu Unrecht. „Dennoch hat es auch Spaß gemacht. Ich konnte den ,Blauen Montag“ einführen, bei denen unter anderen wichtige Schriftsteller aus ihren neuesten Büchern lasen“. Die Arbeit mit Autoren und Verlagen gehört mit zu Carsten Wists Lieblingsbeschäftigungen. Sehr gut besuchte Lesungen fanden bis 2001 im Literaturladen statt. „Die Reihe soll nun wieder in der ersten Etage des Geschäfts aufgenommen werden, sogar noch verstärkt“, so Carsten Wist. „Ich eröffne den Literaturladen, weil die Lust auf den ständigen Umgang mit Büchern größer ist als die ,Theater-Verwaltung“, außerdem mache ich es auch mit Blick auf die Zukunft meiner Kinder.“ Ab 17. Oktober kann man den Potsdamer Ort für Literatur wieder besuchen. Am Abend dieses Tages wird die neue Kafka-Biografie in einer Lesung vorgestellt, anschließend zur Party eingeladen. Ab 20. Oktober ist der Literaturladen, der wieder das geistige Klima Potsdam mitbestimmen möchte, für alle geöffnet. Klaus Büstrin

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