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Kultur: Corelli, Beethoven und Jazz

Das Jahresprogramm im Kammermusiksaal Havelschlösschen

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In Potsdam sind sie keine Unbekannten mehr, die Musiker vom Hoffmeister Quartett. Zusammen mit dem Deutschen Kulturforum Östliches Europa in Potsdam haben sie entscheidend zur Wiederentdeckung von Anton Ferdinand Titz aus Nürnberg beigetragen. Zeitgenosse von Josef Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart, galt Titz als Meister des langsamen Satzes und wirkte von 1771 an als Kammermusiker von Katharina der Großen in St. Petersburg. Auf drei hoch gelobten CDs hat das Hoffmeister Quartett in den vergangenen Jahren sämtliche Streichquartette aus der Feder von Titz aufgenommen und somit die Musik eines Komponisten wiederbelebt, der seinen Zeitgenossen zwar als Sonderling galt, unbestritten aber auch als großer Künstler, zumindest beim Komponieren. „Ist nun Titz auch kein großer Geiger, noch weniger der größte aller Zeiten, wie seine Verehrer behaupten, so ist er doch unbezweifelt ein musikalisches Genie, wie seine Kompositionen hinlänglich beweisen“, wie Louis Spohr, Geiger und Komponist wie Titz, in seinen Lebenserinnerungen schreibt.

Wenn das Hoffmeister Quartett, das für seine Natürlichkeit im Klang, sein fast perfektes Ensemblesspiel und die Leichtigkeit im Virtuosen bekannt ist, am Donnerstag die jährliche Konzertreihe im Kammmermusiksaal Havelschlösschen in Klein Glienicke eröffnen, steht aber nicht Anton Ferdinand Titz auf dem Programm. Ulla Bundies und Christoph Heidemann (Violine), Aino Hildebrandt (Viola) und Martin Seemann (Violoncello) werden unter dem Titel „Ein Konzert im Palais Lichnowsky“ Streichquartette von Joseph Haydn, Emanuel Aloys Förster und Ludwig van Beethoven spielen.

Der Instrumentenbauer Tilman Muthesius, der seit 2007 zusammen mit der Musikerin Christiane Gerhardt die jährlichen Konzerte im Kammermusiksaal organisiert und finanziert, nennt die Musik von Haydn, Förster und Beethoven mit einem Augenzwinkern modern. Was heißen soll, dass diese Zeit eigentlich nicht mehr sein Metier ist. Muthesius, der selbst das Streichinstrument Gambe spielt, fühlt sich musikalisch vor allem in der Renaissance und dem Barock wohl. Aber was die Programmauswahl für den Kammermusiksaal betrifft, versteht er sich nicht als Dogmatiker. „Unser Schwerpunkt liegt auf der Alten Musik. Doch wir sind auch immer offen für Neues“, so Muthesius. So ist im April als Sonderkonzert auch das Falktrio mit Jazz für Saxofon, Klarinette und Perkussion zu erleben.

Mindestens zehn Konzerte finden über das Jahr verteilt im Kammermusiksaal statt. Bis auf Januar und Juli pro Monat ein Konzert. Muthesius und Christiane Gerhardt, die für ihre Konzerte keine Fördergelder nutzen, bieten diese auch als Abonnement an, um so eine gewisse Grundfinanzierung zu gewährleisten. „Es ist jedes Jahr ein Zittern“, sagt Muthesius. Aber es gab noch nie den Moment, wo er das Gefühl hatte, die Sache mit den Konzerten zu lassen. Mittlerweile hat sich ein kleines Stammpublikum gefunden, dass die etwa 45 Plätze in dem kleinen Saal regelmäßig füllt. Aber auch Musiker schätzen die Atmosphäre im Havelschlösschen und kommen gern wieder.

So sind in diesem Jahr neben der Cembalistin Sabine Erdmann, die im März zusammen mit der Geigerin Christine Trinks Werke von Corelli spielt, auch die Potsdamer Geigerin Claudia Mende und der Lautenist Andreas Arend im Kammermusiksaal zu erleben. Und natürlich auch das Ensemble Celeste Sirene von Christiane Gerhardt, das mittlerweile schon traditionell im August im Garten neben dem Havelschlösschen mit der Eigenproduktion „Königin der Eitelkeiten“ auftritt. Und dann sind da diese Ankündigungen, die schon jetzt etwas Besonderes versprechen. So am 2. Mai, wenn Matthew Jones Follias, Chaconnes und Passacaglias auf Barockgitarre und Theorbe spielen wird oder Anfang September Bachs berühmte Goldbergvariationen nicht auf dem Klavier, sondern arrangiert für Streichtrio zu hören sind. Dirk Becker

„Ein Konzert im Palais Lichnowsky“ mit dem Hoffmeister Quartett am Donnerstag, dem 7. Februar, 20 Uhr im Kammermusiksaal Havelschlösschen, Waldmüllerstraße 3a. Der Eintritt kostet 25, ermäßigt 15 Euro. Kartenreservierungen unter Tel.: (0331) 748 14 96. Informationen zum Jahresprogramm unter www.gamben.de

Dirk Becker

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