Kultur: Corinna Harfouch trifft Fanny und Felix
Literarisch-musikalische Mendelssohn-Hommage
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Mehr als einhundert Jahre nach ihrer Entstehung wurde Johann Sebastian Bachs „Matthäus-Passion“ in Berlin erstmals gespielt. Vorne am Dirigenten-Pult steht Felix Mendelssohn, hinten im Chor bei den Altistinnen befindet sich seine Schwester Fanny.
Das Bild ist symptomatisch: Während Felix als Pianist, Dirigent und Komponist in Deutschland und England Karriere macht, fügt sich Fanny den Worten ihres Vaters. Die Musik konnte danach nur für Felix zum Beruf werden, für sie selber sollte sie stets nur eine „Zierde“ sein. Dabei konnte Fanny in musikalischer Hinsicht Felix schon lange das Wasser reichen. Gemeinsam wurden sie unterrichtet, zusammen studieren sie viele häusliche Aufführungen ein. Gegenseitig analysieren und kritisieren sie ihre Kompositionen. Wenn Felix verreist ist, bekommt Fanny oft körperliche Leiden aller Art. Briefe waren da nur ein mildes Beruhigungsmittel sein, aber immerhin etwas.
Auch als Felix Mendelssohn heiratet, wird nach einer kurzen Pause der intensive Schriftverkehr zwischen den Geschwistern wieder fortgesetzt. Oft geht es dabei um ganz konkrete Angelegenheiten. Unermüdlich hilft Fanny ihrem Bruder, besorgt Noten, überwacht Aufführungen, führt für ihn Verhandlungen. Wie eng die Beziehung zwischen Felix und seiner vier Jahre älteren Schwester wirklich war, stellt sich im Jahr 1847 tragisch heraus.
Bei einer Probe zu Felix´ „Walpurgisnacht“ bricht Fanny tödlich zusammen. Felix zeigt sich tief getroffen, untröstlich, und er publiziert sogar, entgegen seinen früheren Wünschen, ihre letzten Werke. Nur sechs Monate später erleidet er wie sie einen Gehirnschlag und stirbt mit bloß 38 Jahren. Der Briefwechsel zwischen Fanny und Felix Mendelssohn gehört zu den Herzstücken im Fundus der über 5000 erhaltenen Briefe von Felix Mendelssohn, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird. Aus diesem Anlass liest Corinna Harfouch in einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Brandenburgischen Staatsorchester aus Briefen von Fanny und Felix Mendelssohn. Die 1954 in Suhl geborene Thüringerin gehört zu den beliebtesten Schauspielerinnen der mittleren Generation. Schon in der DDR war Corinna Harfouch eine bedeutende Bühnen- und Filmdarstellerin, doch den großen Durchbruch erlebte sie nach der Wende.
Die Vielzahl ihrer Rollen auf der Bühne, in Film und Fernsehen bezeugt ihre große Verwandlungsfähigkeit. Von der Lady Macbeth, über Eva Braun und Vera Brühne bis hin zur erfolgreichen Kommissarin Eva Blond hat sie viele Rollen in den unterschiedlichsten Genres gespielt. Klugheit, Distanz und eine gewisse Kühle zeichnen ihre Erscheinung aus. Corinna Harfouch wirkt nicht wie jemand, der so schnell aufgibt. Ihre Durchsetzungskraft zeigte sich schon, nachdem sie mit Anfang zwanzig beim Vorsprechen an der Schauspielschule in Berlin durchgefallen war. Zwar erlernte sie zunächst den Beruf der Krankenschwester und studierte mehrere Semester Textiltechnik. Doch sie versuchte es erneut und wurde 1978 als Schauspielschülerin angenommen. Ausgerechnet bei dem Professor, der ihr einst „mangelnde Leidenschaft“ bescheinigt hatte, schloss sie ihr Studium schließlich ab.
Zur Lesung erklingt Musik von Johann Sebastian Bach, Fanny und Felix Mendelssohn. Babette Kaiserkern
21. Februar, 20 Uhr, Großer Saal: Stars international
Babette KaiserkernD
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