Kultur: Damit jeder Potsdamer es kennt
Studentische Entwürfe für neues HBPG-Design prämiert / Umsetzung bleibt ungewiss
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Viel ist nicht von den Wappentieren übrig geblieben. In je 100 Puzzleteile haben Constanze Vogt und Martin Jordan den preußischen und brandenburgischen Adler zerlegt. Ein Teil Brandenburgisch-Rot und ein Teil Preußisch-Blau haben die beiden sich genommen und zum neuen Logo des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) gemacht, das nicht nur Visitenkarten und Briefköpfe zieren soll. An Häuserwänden soll das Logo rot-blau leuchten oder als Skulptur auf dem Luisenplatz mit Überschriften wie „Hugenotten gegen Sumpf. Ausländer legen Spreewald trocken“ für Ausstellungen im HBPG, wo 900 Jahre Landesgeschichte präsentiert werden, am Neuen Markt werben.
Mit ihrem Kommunikationskonzept für das Haus der Brandenburgischen-Preußischen Geschichte haben die Designstudenten Constanze Vogt und Martin Jordan gestern einen mit 3000 Euro dotierten ersten Preis gewonnen. Für das Sommersemester hatten das HBPG, die Fachhochschule Potsdam und der HBPG–Förderverein einen Wettbewerb ausgeschrieben, um ein neues Design für das Museum im ehemaligen Kutschstall zu entwerfen. Von April bis Juni hatten die Studenten des Fachbereichs Design Zeit, ihre Konzepte zu entwickeln. Insgesamt fünf wurden der neunköpfigen Jury vorgelegt. Gestern wurden die drei Sieger gekürt.
„Im vergangenen Jahr haben wir ein Resümee gezogen, wie sich unser Haus nach der Eröffnung im Dezember 2003 entwickelt hat“, sagte Gert Streidt, Direktor des HBPG, bei der Preisverleihung. Zwar habe man mittlerweile ein Stammpublikum, das Ausstellungen und andere Veranstaltungen im HBPG regelmäßig besuche. „Doch noch zu viele in Potsdam, dem Umland und in Berlin wissen gar nicht, dass es uns überhaupt gibt“, sagte Streidt. Durch ein neues Design und mehr Präsenz in der Stadt soll dies geändert werden. Dabei will das HBPG auf die Ideen von Studenten zurückgreifen und ließ deshalb den Wettbewerb ausschreiben. Ob das Konzept der Sieger oder nur bestimmte Teile in Zukunft auf das HBPG aufmerksam machen, ist jedoch fraglich. „Als spannend, anregend und förderlich“, nannte Streidt die Ergebnisse des Wettbewerbs. Doch wie es mit der Umsetzung bestellt ist, darauf wollte sich Streidt nicht festlegen. In der kommenden Woche tage der Aufsichtsrat. Dem sollen die Entwürfe vorgestellt werden. Danach soll eine Diskussion darüber beginnen, was vielleicht umgesetzt werden könne. Zumindest hofft Streidt, dass dieser Wettbewerb erst der Anfang einer dauerhaften Zusammenarbeit mit der Fachhochschule sei.
Ob ihre Ideen auch umgesetzt werden, interessieren die Sieger Vogt und Jordan nicht sonderlich. Wichtig war für die 27-Jährige und den 25-Jährigen die Entwicklung ihrer Idee. „Uns ging es darum, das Brandenburgische als auch das Preußische gleichwertig zu behandeln“, sagte Constanze Vogt. Ziel ihres Konzeptes sei es, dass nach einem halben Jahr jeder in der Stadt das HBPG kenne. So könnten Aufkleber auf den Gehwegen, wechselnd in Rot und Blau, zum Kutschstall führen. Die Skulpturen der Adler-Puzzleteile, verteilt in der Stadt, sollten mit ihren bewusst provokant und boulevardesk gewählten Überschriften Neugier für die Ausstellungen wecken. Aber nicht als schnöde Werbung wollen die beiden Studenten ihre Skulpturen verstanden wissen. Ein „spielerisches Erlebnis“ soll diese Art von Öffentlichkeitsarbeit sein.
Bis Donnerstag sind die fünf Entwürfe noch in der Gewölbehalle des HBPG ausgestellt. Darunter ein 900 Meter langer Geschichtsweg vom Nauener Tor zum Neuen Markt, wo jeder Meter einem Jahr brandenburgisch-preußischer Geschichte entspricht. Ein anderes Konzept spricht vom HBPG als einen „Schatz, den es noch zu entdecken gilt“. Bleibt abzuwarten, ob die studentischen Entwürfe zu dieser Entdeckung mit beitragen werden. Dirk Becker
Dirk Becker
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