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Kultur: Das Ausloten von Form und Farbe im Raum

Drei junge Künstler – Rebecca Michaelis, Dirk Rathke, Arne Schreiber – im KunstHaus Potsdam

Stand:

„To the people of potsdam", den Potsdamern also, ist diee Ausstellung im KunstHaus Potsdam gewidmet. Rebecca Michaelis, Dirk Rathke und Arne Schreiber sind die Akteure. Alle drei sind Kinder dieser Stadt und fühlen sich ihr nach wie vor sehr verbunden, auch wenn sie bedingt durch ihr Studium an der Universität der Künste ihre Zelte längst in Berlin aufgeschlagen haben.

Der Ausstellungstitel ist eine Hommage im doppelten Sinne. Sie spielt auf das letzte große Werk „To the People of New York City“ – eine Folge von 15 Metallbildern – des 1977 früh verstorbenen Düsseldorfer Malers Blinky Palermo an, auf den sich die drei jungen Künstler in ihren durchweg abstrakten Arbeiten unmissverständlich beziehen. In dem Willen zur Reduktion und klaren Konstruktion, in dem Ausloten des Verhältnisses von Form und Farbe im Raum treten Rebecca Michaelis, Dirk Rathke und Arne Schreiber das Erbe des Avantgardisten Palermo an. Dabei werden die Wechselbeziehungen zwischen Bild bzw. Objekt und Raum, die Erweiterung der Bildfläche in die Dreidimensionalität und die Herstellung von Raumbezügen zum gemeinsamen Thema und Anliegen dieser Ausstellung. Es ist spannend zu verfolgen, wie Michaelis, Rathke und Schreiber angesichts dieser gemeinsamen Herausforderung künstlerisch ganz eigene Wege beschreiten.

In der Umsetzung – und das ist ein weiteres Qualitätsmerkmal der Gruppenschau – gewinnt keiner der ausstellenden Künstler die Oberhand. Vielmehr scheinen die gezeigten Bilder, Bild- und Raumobjekte in einen Dialog miteinander zu treten, deren Wirkung sich der Betrachter kaum entziehen kann. Farbsprühend und voller Energie ist die Malerei von Rebecca Michaelis. Durch die strenge Segmentierung der Leinwand in Felder und durch den Farbauftrag in mehreren Schichten erhalten ihre abstrakten Bildwelten in der Gesamtwirkung eine haptische Präsenz. Jede Leinwand für sich ist ein in sich geschlossener Kosmos mit einer sorgsam durchkomponierten Bildstruktur, bestehend aus wiederkehrenden geometrischen Einzelformen. Dynamische Formen und explodierende Farben werden durch das deutlich herausgearbeitete Liniengerüst der Bildkomposition wie in einer inneren Ordnung zusammengehalten. Einige Arbeiten von Rebecca Michaelis haben etwas von de Magie der geheimnisvoll leuchtenden Farbsplitter-Figurationen, die sich ergeben, wenn man ein Kaleidoskop vor seinem Auge bewegt.

Im Vergleich dazu sehr ruhig, fast schon meditativ wirken in der Ausstellung die durchweg monochrom gehaltenen Bild- und Raumobjekte Dirk Rathkes und Arne Schreibers. In den Leinwand-Objekten von Dirk Rathke werden die Möglichkeiten von Malerei völlig neu ausgelotet. Rathke wölbt seine Leinwände in konvexen und konkaven Schwüngen in den Raum hinein. Seine Bilder werden zu Bildkörpern, die abhängig vom jeweils eingenommenen Standort des Betrachters immer neue Wahrnehmungen ermöglichen, ja provozieren. Eine konsequente Steigerung dieser dreidimensionalen Bildformulierungen bis hin zur Skulptur verkörpert das in der Mitte des Galerieraumes postierte Stelenpaar. In der Präzision der Ausführung mit den Arbeiten Rathkes vergleichbar sind die Objekte Arne Schreibers. Auch bei ihm dominiert das Interesse am Objektcharakter eines Bildes. Dabei verfährt Schreiber nach einer gänzlich anderen Strategie. Er montiert seine Bilder aus Spanplatten-Segmenten zu Wandreliefs. Sie erhalten eine klar einsehbare Unterkonstruktion, die an der Wand verschraubt wird. Das Sichtbarmachen der Konstruktion, gepaart mit der pastos aufgetragenen und daher wie ein Relief behandelten Bildhaut verleihen den Arbeiten Schreibers ihren spezifischen Reiz.

Die Künstler verbindet ein Ringen um eine innovative und eigenständige Annäherung der Möglichkeiten, die sich an der Schnittstelle zwischen Bild und Objekt in ihrer Interaktion zum Raum und damit auch zum Betrachter herauskitzeln lassen. Dabei werden die Grenzen zwischen Bild, Relief, Objekt und Skulptur fließend und überkommene Konventionen außer Kraft gesetzt.

Almut Andreae

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