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Kultur: Das Bild einer europäischen Stadt

Die Doorn-Potsdamer Historikerin Dr. Friedhild den Toom bereitet Ausstellung vor

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Die Doorn-Potsdamer Historikerin Dr. Friedhild den Toom bereitet Ausstellung vor Von Klaus Büstrin Auf dem Weg zur Kulturhauptstadt Europas wird es die Ausstellung „Königliche Visionen“ geben. Doch der Weg zu dieser „Auszeichnung“ ist noch weit. Und wenn Potsdam im Jahre 2010 auch keine Kulturhauptstadt Europas werden sollte, so könnten manche Projekte, die bis dahin in Angriff genommen und verwirklicht werden, für die Stadt und darüber hinaus von Nutzen sein. Um Europa und Potsdam geht es in der Ausstellung, die vom Potsdam-Museum im Haus der brandenburgisch-preußischen Geschichte (Kutschstall) ausgerichtet und veranstaltet wird. Am 29. August ist Eröffnung. Bis zum 28. März 2004 kann sie besichtigt werden. Als Kuratorin konnte eine Potsdamerin gewonnen werden, die heute mit ihrer Familie in Holland lebt: Dr. Friedhild den Toom. Sie wohnt nicht irgendwo in dem kleinen Königreich, sondern dort, wo der letzte Hohenzollern-Monarch, Kaiser Wilhelm II., sein Exilleben einrichtete, in Doorn. Das Schloss, seine Geschichte, das Inventar und sicherlich den Hausherrn kennt die Historikerin ziemlich genau. Sehr oft führt Friedhild den Toom Besuchergruppen durch die Räume, denn das Anwesen wird fast nur durch ehrenamtliche Arbeit betreut. Außerdem schrieb sie ein Buch über Wilhelms Beziehungen zu Doorn, die mehr als 20 Jahre dauerten. Mit Führungen und Buch möchte sie helfen, vorgefasste Meinungen über den Monarchen auszuräumen. Die Historikerin, die in der landeshauptstädtischen Öffentlichkeit durch die eindrucksvolle Sanssouci-Ausstellung „Schlösser in der Stunde Null“ bekannt wurde, hat gern das Angebot des Potsdam-Museums angenommen, „Königliche Visionen“ zu kuratieren. Schließlich konnte sie sich für mehrere Monate ausschließlich mit Kunst und Geschichte ihrer Heimatstadt beschäftigen, obwohl natürlich im Haus Doorn Potsdam auch immer wieder eine Rolle spielt. Ihr jetziger Wohnort ist wohl nur durch diesen preußischen Herrscher bekannt geworden. Potsdam wird in diesem Jahr 1010 Jahre alt. Mit der Hohenzollern–Dynastie wurde der Ort erst zu dem, was er heute ist: eine wichtige Stadt von Kunst und Geschichte. Die Doorn-Potsdamer Historikerin schlägt in den „Königlichen Visionen“ sieben Kapitel auf, die davon erzählen, welche Einflüsse brandenburgisch-preußische Herrscher von europäischen Ländern für sich gewannen und wie sie sie in und für Potsdam umsetzten, besonders in der Architektur, Malerei und im Kunsthandwerk. Die große Überraschung wird sicherlich für die Ausstellungsbesucher die Gestalt Wilhelms II. werden. Friedhild den Toom wollte den letzten deutschen Kaiser nicht einseitig als Militär vorstellen. Der Monarch hat sich für die Intensivierung der Wissenschaft und der Ansiedlung von Forschungsinstituten, beispielsweise Einrichtungen auf dem Telegrafenberg, eingesetzt, die bis heute europäische Bedeutung haben. „Das in jedem preußischen König einwohnende Gefühl für Wissenschaft ist auch in Mir lebendig“, soll der Kaiser gesagt haben. Friedhild den Toom und die Mitarbeiter des Potsdam-Museums haben sich mit großem Engagement in diese Ausstellung „geworfen“, denn nach längerer Zeit spüren sie, dass ihre Arbeit in innerbetrieblich ruhigen Bahnen verläuft, obwohl die Endphase der Ausstellungsvorbereitungen naturgemäß stressig ist. Die mehr als 400 Exponate der Schau kommen zum überwiegenden Teil aus den Beständen des Museums, aber auch 37 Leihgeber haben mit Bildern, Möbeln, Fotos oder Porzellan geholfen. Gern würde das Museum von der Schlösserdirektion in Versailles, das in ihrem Besitz befindliche Aquarell von einer Militärparade Napoleon Bonapartes vor dem Stadtschloss Potsdam in die Ausstellung holen. Ob dies gelingt, ist ungewiss. Etwas Besonderes hat sich die Kuratorin mit der „Pflanzung“ der Bittschriftenlinde ausgedacht. Analog zu dem historischen Baum am einstigen Stadtschloss können Besucher in der Schau ihre Sorgen und Freuden in Briefen an das Landes- bzw. Stadtoberhaupt von heute richten. Führungen sind nicht nur für Erwachsene vorgesehen, sondern auch für Kinder. Außerdem gibt es einen 400 Seiten umfassenden Katalog. Bis zur Eröffnung wird Friedhild den Toom erst einmal nicht nach Hause reisen können. Doorn findet für sie zunächst nur in der Ausstellung statt.

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