zum Hauptinhalt

Kultur: Das Buch zum Jubiläum

Willi Hankes Geschichte zu Bornstedt erschienen

Stand:

Karoline Schulze (1795-1881), die „Geschichtsschreiberin von Bornstedt, Nedlitz und Sanssouci“, hat in ihrem handschriftlich hinterlassenen Werk „ Die Geschichte der Gemeinde Bornstedt“ gewünscht, dass „einer befähigteren Feder die Geschichte Bornstedts fortzusetzen, vorbehalten“ sei. Nun kann jedermann die Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde in einem gut 270 Seiten umfassenden Buch nachlesen Es ist aber nicht das Manuskript von Karoline Schulze. Die Enkeltochter des Architekten Heinrich Ludwig Manger und die Tochter des Gartendirektors Johann Gottlieb Schulze hat einen würdigen Nachfolger gefunden, in Willi Hanke (1910-1988). Vor allem in den siebziger Jahren, nach seinem Ruhestand, hat der Gemeindepfarrer von Bornstedt und Superintendent des Kirchenkreises Falkensee, sich an das intensive Studieren und Darstellen der Historie der Kirchengemeinde gemacht. Anlässlich des diesjährigen Jubiläums der Kirche – sie feiert ihren 150. Geburtstag – hat die Kirchengemeinde den umfangreichen Text von Willi Hanke wieder entdeckt und veröffentlicht. An diesem Freitag wird das Buch während der vorgezogenen Jubiläumsfeierlichkeiten – das eigentliche Datum der Einweihung ist erst der 13. November – präsentiert. Ein Redaktionsteam der Gemeinde nahm sich dem vorsichtigen Redigieren des Manuskriptes an, das in vier Bänden in maschinenschriftlicher Form vorlag.

Neben den Vorworten des jetzigen Gemeindepfarrers Friedhelm Wizisla und des Bundesministers a.D. Manfred Stolpe ist auch ein biografischer Abriss von Winfried Hanke, dem Sohn Willi Hankes zu lesen – eine etwas nüchterne Würdigung. Man erfährt, dass der Verfasser der Geschichtsdarstellung aus Schlesien stammt, in Breslau und Bonn Theologie studierte. 1933 entsandte ihn die Schlesische Kirche zur Ausbildung an das Domkandidatenstift in Berlin. Danach war er als Pfarrer in Schlesien tätig. Nach dem Militärdienst, der ihm eine Kriegsverletzung und eine Beinamputation brachte, wurde er Pfarrer in einem thüringischen Dorf, dann in Werder an der Havel und schließlich wirkte er von 1954 bis 1974 in Bornstedt sowie als Superintendent des Kirchenkreises Falkensee.

Pfarrer Hanke war eine sehr prägende Persönlichkeit. Trotz seiner oft angespannten Arbeitsüberlastung hat er die gemeindliche Seel- und Fürsorge nie aus den Augen gelassen. Sie war ihm der wichtigste Dienst in seinem Amt. Sein Kommunizieren mit Alt und Jung war von großer Herzlichkeit bestimmt, oft gewürzt mit einem hintergründigen Humor. Mit der Herausgabe des Buches „Bornstedt nahe bey Sanssouci“ setzt die Kirchengemeinde ihrem ehemaligen Pfarrer ein Denkmal.

Willi Hanke hat für seine Geschichtsdarstellung nicht nur Karoline Schulzes Text gelesen, sondern auch das 1872 verfasste Buch „Der alte Bornstedter Kirchhof“ des Garten-Intendantur-Sekretärs Alexander Bethge. Zudem war er in so manchen Archiven zugange, um Originalquellen zu studieren. So ist eine Chronik entstanden, die man bis zur letzten Seite mit hohem Interesse verfolgt. Sie richtet sich nicht nur an Historiker, sondern an alle, die sich mit der Geschichte Bornstedts, der Kirche und ihrer Gemeinde, des Friedhofs und der Hohenzollern beschäftigen. Der Autor beginnt seine Reise mit der Gründung des Dorfes. 1323 wird es erstmals erwähnt. Über die frühesten kirchlichen Verhältnisse, die wechselnden Eigentumsprobleme des Guts gibt der Verfasser genauso Kunde wie über Schulmeister und Küster, die Kirche von 1805 und natürlich über den Neubau im Jahre 1856. In der Urkunde zur Grundsteinlegung ist neben einem Kommentar zur politischen Lage in Europa zu lesen: „Im häuslichen stande haben sich zu dieser Zeit (1856) in Bornstedt und ... Nedlitz befunden: der Administrator des Königlichen Gutes, Herr Grosse, und zehn bäuerliche Wirte. Insgesamt hat die Gemeinde bestanden aus 788 Einwohnern ...“

Die Kirchenhistorie Bornstedts ist vor allem auch die Geschichte ihrer Pfarrer. Willi Hanke schreibt umfassend über die ersten sechs Seelsorger bis 1954: Ludwig Preiß, Karl Pietschker, Johannes Simon, Helmut Zimmermann, Emil Domnick und Wilhelm Feldbach. Zeit-, Kirchen- und Familiengeschichte wird in dem Buch auf spannende Weise erlebbar. Deutlich ist, dass der historische Friedhof einst nicht nur das Wichtigste für die Gemeindekirchenräte war, sondern der Bau einer lebendigen christlichen Gemeinde mit all seinen Ecken und Kanten.

Willi Hanke, Bornstedt nahe bei Sanssouci, Ev. Kirchengemeinde Bornstedt, 13 Euro, erhältlich in der Bornstedter Kirche ab Freitag, 20 Uhr, zum Vortrag „Potsdam vor 150 Jahren“ von Klaus Arlt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })