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Kultur: Das Credo erklang mit intensivem Ausdruck Der Oratorienchor Potsdam sang Bruckners Messe in f-Moll

Anton Bruckners Kompositionen wurden zu ihrer Entstehungszeit immer wieder von gehässiger Kritik begleitet, doch auch von Lob, das das Unzeitgemäße der Musik betonte. „Halbmystischer Unsinn, maßlose Exaltation und traumverwirrter Katzenjammerstil“ nannte die eine Fraktion die Musik des Österreichers, die andere behauptete: „Er war gar kein Musiker, sondern in Wahrheit ein Nachfahre, jener deutschen Mystiker Ekkehard, Böhme.

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Anton Bruckners Kompositionen wurden zu ihrer Entstehungszeit immer wieder von gehässiger Kritik begleitet, doch auch von Lob, das das Unzeitgemäße der Musik betonte. „Halbmystischer Unsinn, maßlose Exaltation und traumverwirrter Katzenjammerstil“ nannte die eine Fraktion die Musik des Österreichers, die andere behauptete: „Er war gar kein Musiker, sondern in Wahrheit ein Nachfahre, jener deutschen Mystiker Ekkehard, Böhme.“ Und vielleicht kam man mit dieser Feststellung der Wahrheit sehr nahe. Bruckners Musik scheint nicht geformt oder erfunden zu sein, sondern sie ist zu „Klang und Rhythmus gewordener Imaginations- und Emotionskomplex“. Natürlich gehört die Messe Nr. 3 in f-Moll (1868) dazu, auch sie ist eine „Sinfonie mit Text“, eine bedeutende Vertonung des Messetextes, die alle harmonischen und orchestralen Mittel der Zeit benutzt. Der Oratorienchor Potsdam hat das Werk am vergangenen Sonnabend in der Friedenskirche Sanssouci unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Matthias Jacob zur Aufführung gebracht. Schon im vergangenen Jahr hat der renommierte Chor die Messe, die zu den kompliziertesten und gefürchtetsten Werken der sinfonischen Chorliteratur gehört, aufgeführt. Auch die selben Gesangssolisten konnten 2003 gewonnen werden: Abbie Furmansky, Sopran, Barbara Bornemann, Alt, Yosep Kang, Tenor, und Neven Belamaric, Bass – ein Quartett mit leuchtend-intensiver Ausstrahlung, obwohl seine sängerischen Aufgaben in der Partitur gering sind. Das Tenorsolo „Et incarnatus est“ im Credo ist jedoch eine der berührendsten Stellen in der Messe. Von Yosep Kang wurde es mit edler Tongebung gesungen. Es blieb auch bei der diesjährigen Aufführung nicht verborgen, dass die Friedenskirche zu klein für die Ausführung der Bruckner-Messe ist. Der gewaltige Chor- und Orchesterklang stößt einfach akustisch an seine Grenzen. Matthias Jacob kennt natürlich „seine“ Kirche bestens. Er stellte das Klangvolumen ganz auf den verfügbaren Rahmen ein, schlank und transparent. Der Kirchenmusikdirektor bietet eine insgesamt ruhig atmende Interpretation. Dadurch wird das Wesen der Bruckner“schen Musik besser erfasst, als wenn man versucht, durch Schnelligkeit die Ausdehnung der Messe zu verringern. Klar und übersichtlich wurde das Werk gegliedert, besonders das mit innerem Reichtum und Vielschichtigkeit bedachte Credo kommt somit bestens zum Tragen. Diesmal stand dem Oratorienchor und den Gesangssolisten ein instrumentaler Klangkörper zur Seite, der in der Tonsprache Anton Bruckners gut zu Hause ist: das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt (Oder). Nichts klingt bei ihm nebensächlich oder unbedeutend, sensibles Begleiten der Sängerinnen und Sänger ist Ehrensache. Den musikalischen Kosmos Bruckners zu erfassen, ist eine schwere Angelegenheit, vor allem für Laien. Der Oratorienchor näherte sich ihm mit viel Herzenswärme, Emphase und klanglicher Schönheit. Den verklärten Jubel des Gloria, das von innen leuchtende Sanctus, die demütige Bitte um Frieden wurden vom Chor mit großer Ausdruckskraft gestaltet. Und doch konnte man auch Schwachstellen konstatieren, vor allem bei den a-cappella-Einsätzen wie beim Kyrie waren intonatorische Probleme nicht zu überhören. Die Besucher in der nicht ganz ausverkauften Friedenskirche waren sehr beeindruckt von der Aufführung. Sie spendeten den Mitwirkenden und dem musikalischen Leiter, Matthias Jacob, herzlichen Beifall. Klaus Büstrin

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