Kultur: „Das Ende der Fahnenstange ist erreicht“
HOT- Förderkreisvorsitzender Prof. Nordemann zu Sparplänen
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HOT- Förderkreisvorsitzender Prof. Nordemann zu Sparplänen Theaterleuten und den Zuschauern sind die Spardebatten, die ihnen von der Stadt aufgezwungen werden, schon lange leid, denn sie wiederholen sich Jahr für Jahr. „Beim Sparen sei nun aber das Ende der Fahnenstange erreicht“, so Prof. Wilhelm Nordemann, Vorsitzender des Förderkreises des Hans Otto Theaters (HOT) in einem PNN-Gespräch. Nordemann verwies auf die jüngsten Androhungen der Stadtverwaltung, in einem Drei-Jahres-Zuwendungsvertrag eine jährliche Absenkung der Zuwendungen zu erreichen (PNN berichteten). So sollen von den vier Millionen Euro, die die Potsdamer Bühne von der Kommune erhält, in den kommenden drei Jahren 1,25 Millionen abgezogen werden. „Das Land, das ebenfalls 4 Mio für das Theater bereithält, könnte somit seine Zahlungsbereitschaft ebenso neu befragen. Falls dann das Land zum Rotstift greifen würde, hätte das HOT nochmals 1,25 Mio weniger zu verkraften. Aber dies geht nicht mehr. Und so kann man nicht Kulturhauptstadt Europas werden“, sagte Wilhelm Nordemann. Der Förderkreis hat ein Schreiben an den Oberbürgermeister Potsdams, Jann Jakobs, gesandt, in dem er gegen die Sparpläne protestiert. „Das Hans Otto Theater ist nach den Einsparungen der vergangenen Jahre schon an der absoluten Untergrenze angelangt. Es könnte zwar bei einer Streichung der Musiktheaterproduktionen noch etwa die Hälfte der Kürzungen abdecken, doch die andere Hälfte des Etats würde zwangsläufig zu Lasten des verbleibenden Theaterbetriebs gehen.“ Der Förderkreis-Vorsitzende betonte in aller Deutlichkeit, dass es nur zwei Alternativen gäbe: Entweder man lässt das Theater von gedankenlosen Finanzexperten aushungern – dann könnte man sich auch den Theaterneubau sparen – oder man will weiterhin Kulturhauptstadt Europas werden, dann müsse aber die vorhandene Kultur erhalten bleiben. Prof. Wilhelm Nordemann verwies vor allem auf die hervorragenden Musiktheateraufführungen im Schlosstheater im Neuen Palais, die besonders unter der Leitung des Intendanten Ralf-Günther Krolkiewicz neuen Glanz erhielten. „Sie gehören zu den wichtigsten Attraktionen der Stadt für Besucher nicht nur aus Berlin. Darum sollte dem Hans Otto Theater die Möglichkeit weiterhin gegeben werden, gutes Musiktheater anzubieten.“ Der Vorsitzende meinte, dass das Brandenburger Theater als Mitglied im Theater- und Orchesterverbund wohl kaum Operninszenierungen im Schlosstheater bewerkstelligen könne, da es ganz andere Bühnenverhältnisse in seinem eigenen Haus habe. „Außerdem“, so Nordemann, „würden die Gastspiele nicht preiswerter werden, denn die Musiker wie auch die Sänger erhalten für jede Vorstellung eine Gage. Der Personal- und Instrumententransport von Brandenburg nach Potsdam und wieder zurück verursachen zudem Kosten. „Ein gedankenloses Drauflossparen zerstört Kultur. Aber es dauert dann wieder viele Jahre, bis sie sich davon erholt hat, wenn überhaupt. Der Theaterneubau ist dafür ein symbolisches Beispiel: Es werden bis zu seiner Eröffnung im Jahre 2006 mehr als 60 Jahre nach der Zerstörung vergangen sein, bis ein neues Theater wieder seine Besucher einladen kann. Aber auch ein neues Gebäude ohne Inhalt – dies könnte bei den Sparvorgängen leicht passieren – wäre eine Farce.“ Der Förderkreis des Hans Otto Theaters wurde 1996 neu ins Leben gerufen. Seitdem ist Wilhelm Nordemann sein Vorsitzender. Alljährlich vergibt der Verein einen Theaterpreis an hervorragende Künstler und Mitarbeiter des technischen Personals. Selbstverständlich mischt er sich auch in kulturpolitische Fragen, insbesondere wenn es um existenzielle Probleme des Theaters geht, ein. Klaus Büstrin
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