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Kultur: Das ewig Schöne

Im Pavillon auf der Freundschaftsinsel werden Skulpturen und Bilder von Manfred Rößler gezeigt

Stand:

Ein verträumtes Gesicht blickt dem Betrachter unter einem Rosenstrauch entgegen. Der Kopf liegt auf einem langen Hals, darüber hängen schwere, angenehm duftende, rote Blüten. „Dichter“ ist der Titel der Skulptur von Manfred Rößler. Sie teilt sich den Platz vor dem Pavillon auf der Freundschaftsinsel mit drei weiteren Plastiken. Die vier sind so unterschiedlich, dass sie sich trotz des nicht gerade weitläufigen Platzes nicht ins Gehege kommen. Eine der Plastiken heißt „Horizontal“. Röhren schlängeln sich in die Höhe, oben thront eine gebogene blaue Fläche, die ein wenig angeknabbert aussieht, eine abstrakte Komposition. Wie die Skulpturen pendelt auch das zeichnerische Werk von Manfred Rößler zwischen abstrakten und gegenständlichen Anklängen. Er sehe sich als Bildhauer und Grafiker erklärt der Künstler, seine grafischen Arbeiten seien jedoch selten so konzentriert zu sehen wie jetzt im Pavillon.

Rößler wollte mit der Ausstellung einen Einklang aus Skulpturen, Grafiken und Arbeiten im öffentlichen Raum schaffen. Die letzteren sind durch eine ausgelegte Dokumentation und eine Videodokumentation präsent. Der Dreiklang war vielleicht ein wenig viel des guten, einige der Papierarbeiten sind arg dicht gehängt. Vielleicht hätte manchmal ein beispielhaftes Blatt gereicht. „Na ja, das ist so meine Arbeit, die ich da mache“, kommentiert Rößler die Ausstellung lakonisch. Das wirkt ein wenig tief gestapelt angesichts der intelligent collagierten Arrangements aus Zeitungsfetzen, Pastellstrichen und geschickt reduzierten Geometrien in den Klebebildern, ist aber nur dem anscheinend gänzlich uneitlen Wesen des Künstlers geschuldet. Weißes Haar umweht das freundlich lächelnde Gesicht Rößlers, dem man seine 72 Jahre nicht ansieht. Er wirkt in sich ruhend, wie jemand, der es nicht nötig hat, ein Spektakel um seine Kunst zu inszenieren, weil er sich ihrer Qualitäten aufgrund jahrzehntelanger Wertschätzung gewiss ist.

Manchmal drehe er seine Bilder auf den Kopf, um sie vor ,dem Dekorativen zu bewahren und arbeite dann daran weiter. Zerstörung und Wiederaufbau gehörten notwendig zur Kreativität. Es sind schöne Bilder und hübsch anzusehende Skulpturen, die so entstehen. Rundliche Formen, gekrönt von abstrakten Ornamenten, gebrannt in zurückhaltenden Farben, arrangiert zu Reliefs, in denen sich Schneckengehäuse, kleinteilige Muster und organische Formen tummeln. Eine Kunst, die auf Politik und Gesellschaft allenfalls von außen blickt und politischen Strukturwandel vielleicht eher als Kuriosität begreift. Möglicherweise ein wenig Welt abgewandt, aber allemal eine Kunst im Sinne des sprichwörtlichen „Wahren, Schönen, Guten“. Der Katalog verweist wenig spektakulär auf zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Dabei muss sich Rößler keineswegs verstecken, seine schon zu DDR Zeiten beharrlich ausgebaute Kunst konnte der Cottbusser, der in Berlin, Potsdam und Leipzig studierte, in den 90er Jahren kontinuierlich erweitern.

Zahlreiche Arbeiten in öffentlichen und Privaträumen garantierten ihm stetes Einkommen. Als ein zwölf mal vier Meter großes Relief über den Dichter Theodor Fontane in Reinsberg vernichtet zu werden drohte, erkannte der Architekt und Bauherr den Wert des Kunstwerkes. Nun wird die Arbeit nach einer 14 jährigen Einlagerung wieder aufgehängt, in dem Hotelneubau, der das alte Gewerkschaftsheim ersetzt. Manfred Rößlers Kunst fügt sich mühelos auch in gegenwärtige Zeiten.

Manfred Rößler - Retrospektiv und Gegenwärtig, Pavillon auf der Freundschaftsinsel, bis 14. September, Mi bis So von 12-18 Uhr

Richard Rabensaat

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