Kultur: Das Fröhliche und das Besinnliche Oratorienchor sang das Weihnachtsoratorium
Ausgesprochen dynamisch von der Pauke begleitet, hob der Eingangschor „Jauchzet, frohlocket“ an. Die Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach am Donnerstag in der Friedenskirche Sanssouci öffnete die Türen zur weihnachtlichen Freude.
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Ausgesprochen dynamisch von der Pauke begleitet, hob der Eingangschor „Jauchzet, frohlocket“ an. Die Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach am Donnerstag in der Friedenskirche Sanssouci öffnete die Türen zur weihnachtlichen Freude. Das Singen und das Musizieren des populärsten Oratoriums bedeutet für die meisten Chöre, Gesangssolisten und Instrumentalisten wohl kein alljährliches routinemäßiges Abarbeiten, sondern die immer wieder neue Einladung „Stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an“ ernst zu nehmen.
Federnd und schwebend musizierten der Oratorienchor Potsdam und die Kammerakademie Potsdam unter der Leitung von Matthias Jacob bereits den Eröffnungssatz. Obwohl der Chor bekanntlich groß besetzt ist, entsteht auch im Forte nie eine Massierung des Klangs, bleibt die Deklamation des Textes prägnant und der Gesamteindruck auch im Verhältnis zum Kammerorchester kernig-stimmig. Der Dirigent hebt in den großen Chören dieses Evergreens der Weihnachts- und Adventszeit das Fröhliche und das Besinnliche des Werks hervor. Dass sich Klangfülle mit fast tänzerischer Leichtigkeit kombinieren lässt, gibt der homogen singende Oratorienchor vor allem beim Schlusschor der dritten Kantate „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“ kund. Und die mit Innerlichkeit gesungenen Choräle gehörten zu den Höhepunkten der Aufführung.
Matthias Jacob hat die besondere Gabe, „seinen“ Oratorienchor zu motivieren, mit seiner sicheren Vorausschau, der beredten, handgreiflich-plastischen Zeichensprache sowie der genauen inneren Interpretations-Vorstellung. Es war ein Hochgenuss, die wunderbar aufgelegte Kammerakademie mit ihren hervorragenden Solisten wie Christiane Plath, Violine, oder Bettina Lange, Flöte, zu erleben, wenn man von den nicht so blendend intonierenden Trompeten in der Bass-Arie „Großer Herr und starker König“ absieht.
Der versierte Bassist Gotthold Schwarz machte seine Sache ordentlich, jedoch nicht eindringlich genug. Er schien an diesem Abend nicht auf der Höhe seiner sonst stimmlichen Qualitäten gewesen zu sein. Erstaunlicherweise konnte er sich im Duett „Herr, ein Mitleid, dein Erbarmen“ gegen den teilweise auftrumpfenden Sopran Astrid Kesslers nicht genügend durchsetzen. Die Altistin Susanne Krumbiegel, die nach den leichten Temposchwankungen mit dem Orchester in der Arie „Bereite dich Zion“ ganz zu sich und zu ihrer natürlichen und zu Herzen gehenden Gestaltung fand, garantierte ein eindrückliches Bach-Erlebnis. Nicht anders Tobias Hunger, der mit einem warmen und klaren Tenor die Weihnachtbotschaft überaus plastisch zu erzählen vermochte und den Tücken der Hirtenarie mit anscheinender Leichtigkeit begegnete.
Matthias Jacob gelang es, mit der Übersicht eines erfahrenen Bach-Interpreten das Weihnachtsoratorium so ausgewogen zu gestalten, dass im Einzelnen wie im Ganzen Chor, Solisten, Ensemble und Werk überwiegend zu einer Einheit wurden. Der Beifall war lang und herzlich. Klaus Büstrin
Der Potsdamer Kammerchor „Coro Campanile“ singt am kommenden Freitag, den 16. Dezember um 19.30 Uhr, in der Friedenskirche Sanssouci unter dem Titel „Maria durch ein Dornwald ging“ Advents- und Weihnachtslieder. Leitung: Matthias Jakob
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