
© Potsdam-Musuem
Von Klaus Büstrin: Das Gedächtnis der Stadt
Von Fayencen bis zu ausgestopften Tieren: 100 Jahre städtisches Museum in Potsdam
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Wenn es in Potsdam um Geschichte geht, dann dreht sich fast alles um Preußens Könige. Sie waren und sind der Mittelpunkt. Und sie hatten ihre Schlösser mit ihren umfangreichen Kunstsammlungen teilweise zu Museen gemacht, denn sie besaßen die Finanzen, um Gemälde, Plastiken, Kunsthandwerkliches bei den besten Künstlern ihrer Zeit zu erwerben.
Dich vor 100 Jahren begannen einige Bürger Potsdams, Kunst für die Öffentlichkeit zu sammeln, damit andere Zeitgenossen ebenfalls in den Genuss kommen, wertvolle Gemälde, Gläser, Fayencen oder Möbel bewundern zu können. Aber vor allem wollte man das Interesse an der eigenen Geschichte, der Geschichte der Gemeinschaft, des Ortes, in dem man lebt, fördern. Ein Museum als Gedächtnis der Stadt. Zwar gab es in Potsdam schon seit längeren einen rührigen Geschichtsverein, doch nun trafen sich am 20. April 1909 Bürger der Stadt im Hotel „Stadt Königsberg“, nahe Altes Rathaus, um einen Museumsverein zu gründen. Mehr als 200 Potsdamer bekundeten ihr Interesse für ein Stadtmuseum. Vorsitzender des Vereins wurde Oberbürgermeister Voßberg. Im Vorstand wirkten bekannte Persönlichkeiten der Stadt mit: unter anderen der Kunsthistoriker Paul Heiland, der Maler Fritz Rumpf, der Amtsgerichtsrat Julius Haeckel und der Lehrer Hans Kania. Die meisten von ihnen waren leidenschaftliche Kunstsammler und wirkten mäzenatisch.
Sein 100-jähriges Bestehen will das Potsdam-Museum in diesem Jahr mit Ausstellungen, Vorträgen, Sonderführungen sowie einer Benefizgala feiern. Die Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer, die Direktorin des Potsdam-Museums, Jutta Götzmann, stellten gestern die Vorhaben zum GeburtstagsJahr vor. Auch der Direktor des Naturkundemuseums, Detlef Knuth, informierte über die Planungen seiner Institution zum Jubiläum. Die Geschichts-, Kunst- sowie naturkundlichen Sammlungen standen bis 1999 unter einer Leitung.
Jutta Götzmann wies darauf hin, dass der Verein nur zehn Jahre Betreiber des Museums war. 1919 übernahm die Stadtverwaltung die Leitung der Einrichtung. Sie hieß von nun an: Städtisches Museum Potsdam. Der erste Leiter war Friedrich Bestehorn. Standortprobleme gab es von Anfang an. Wurden dem Museum zunächst Räume im Alten Rathaus zugestanden, so wanderten die sich vermehrenden Exponate in verschiedene Gebäude der Stadt: in das Haus Am Neuen Markt Nr.6 und in das Fortunaportal. Bereits drei Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg schloss das Museum seine Pforten. Die Sammlungen wurden ausgelagert.
Ab 1946 zeigte man im Marstall in einer Ausstellung kulturgeschichtliche Objekte, die die Wirren des Krieges „überlebten“. Im Jahre 1953 zogen die Sammlungen in das „Ständehaus der Zauche“ in der Breiten Straße. Die Hiller-Brandtschen-Häuser, das Museumshaus in der Benkertstraße sowie die Lindenstraße 54/55 wurden weitere Standorte für Geschichte und Kunst. Im Ständehaus konnten sich die naturkundlichen Sammlungen ab 2001 in einem eigenen Ausstellungsgebäude präsentieren. Nun wartet das Potsdam-Museum auf die Sanierung des Alten Rathauses, in dem es ab 2012 eine alte, neue Heimat findet. Dann soll die lang ersehnte Dauerausstellung über Potsdam eröffnet werden.
Am 20. April dieses Jahres wird es dort, dem ersten Standort des Museums, ein Festakt geben, der auch dem Naturkundemuseum gewidmet ist. Einen Monat später heißt es im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte: „100 Jahre Kunst ohne König“. Gemeinsam mit dem Potsdamer Kunstverein e.V. wird sich das Potsdam-Museum mit privatem und öffentlichem Sammeln in Potsdam beschäftigen. 100 Raritäten, die dem Museum geschenkt oder von ihm angekauft wurden, sind ab 18. Juni in einer Kabinettausstellung erlebbar. In der Gedenkstätte Lindenstraße 54/55 ist eine Fotoschau zu 20 Jahre Mauerfall vorgesehen und der ehemalige Gerichtssaal wird in der ursprünglichen Größe rekonstruiert. Er soll für Veranstaltungen geöffnet werden.
Auch das Naturkundemuseum bereitet sich auf eine Jubiläumsexposition vor: „Schatzkammer der Natur – 100 Jahre Naturkundemuseum“ will über die Vielfalt der Sammlungen Auskunft geben, denn bereits in den ersten Jahren des Bestehens gab es umfangreiche Schenkungen: Schmetterlings- und Käfersammlungen, Gesteins- und Mineraliensammlungen, ausgestopfte Tiere ...
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