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Kultur: Das Geheimnis in Mozarts Musik

Gespräch mit dem Dirigenten Konrad Junghänel zur Premiere von „Cosi fan tutte“

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Immer wieder und sehr gern setzt sich Konrad Junghänel mit dem Geheimnis der Musik Wolfgang Amadeus Mozarts auseinander. So hat er mit Freuden das Angebot des Hans Otto Theaters und der Kammerakademie Potsdam angenommen, Mozarts Oper „Cosi fan tutte“ im Rahmen der Potsdamer Winteroper zu dirigieren. Uwe-Eric Laufenberg ist für die Regie verantwortlich.

Der vor allem als Lautenist bekannte Musiker hat sich in der Alten Musik-Szene einen wichtigen Namen gemacht. Mit Soloabenden und als Solist bei renommierten Orchestern begeistert er seit vielen Jahren das Publikum. Das von ihm gegründete und geleitetete Vocalensemble „Cantus Köln“ führte er zu großem Ruhm.

„Ich habe über drei Jahrzehnte die Laute ganz intensiv traktiert. Nun habe ich sie aber an ,die Wand gehängt“. Dort darf sie sich erst einmal ausruhen. Vielleicht kommt sie aber eines Tages wieder zum Einsatz, denn man weiß ja nie ...“, erzählt Konrad Junghänel. „Zu wenig Abwechslung findet sich für mich gegenwärtig in der Lautenliteratur, die vor allem im 17. und 18. Jahrhundert eine Blütezeit erlebte.“ Auch die Werke, die heutige Komponisten für ihn schrieben, waren keine rechte Erfüllung.

In seinem Elternhaus hatte die Musik des Mittelalters und der Renaissance Priorität. „Bach gehörte bei uns bereits zur musikalischen Avantgarde.“ Aber Konrad Junghänel wollte unbedingt seinen musikalischen Blick weiten, auch über die Barockzeit hinaus. Und so hat er seine langjährigen Dirigier-Ambitionen seit einiger Zeit wieder verstärkt. Gern wird er für Opernproduktionen verpflichtet, bisher vor allem für Musiktheaterstücke, die in der frühen Barockzeit und danach entstanden sind. Dafür ist er nun einmal ein absoluter Kenner und Könner. In Dresden, Hannover, Basel oder in Göttingen war Konrad Junghänel für die musikalische Einstudierung und Interpretation von Opern Händels, Cavallis, Rameaus oder Mazzocchi verantwortlich. „Besonders gern habe ich mit dem Regisseur Herbert Wernicke in Basel zusammen gearbeitet. Seine poetische Bildsprache hat mich stets sehr beeindruckt und motiviert“, erzählt Junghänel. Leider fand die fruchtbare Zusammenarbeit durch den allzu frühen Tod Wernickes ein jähes Ende.

In Potsdam befasst er sich nun mit Mozarts „Cosi fan tutte“. Sechs Wochen lang hat er mit den Sängern und mit der Kammerakademie intensiv geprobt. Ab morgen kann man das Ergebnis im Schlosstheater im Neuen Palais erleben. „Es war eine wunderbare Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Man hat sich auf meine Intentionen eingelassen. Für manche Sängerin und Sänger war die historische Musizierpraxis, die ich bevorzuge, Neuland, weniger jedoch für die Kammerakademie. Aber ich glaube, wir haben bisher eine schöne Leichtigkeit und Transparenz im Musizieren erreicht, die, so hoffe ich, sich auch dem Zuschauer in den Aufführungen mitteilt.“ Konrad Junghänel erzählt, dass man in der Partitur die genauen musikalischen Vorstellungen Mozarts findet. „Oftmals steht in ihr die Bezeichnung ,sotto voce“. Das heißt doch, dass dann geheimnisvoll gesungen und musiziert werden soll, das über das Piano hinaus geht.“

Obwohl der größte Teil des Publikums den Inhalt der Oper kennt, birgt es doch so manches Geheimnis. Niemand weiß, wie diesmal die jungen Leute Fiordiligi und Dorabella, Ferrando und Guglielmo aus dem oft schmerzhaften Irrgarten der Gefühle in einen „sicheren“ Hafen gelangen. Nur die Zofe Despina ist eine erfahrene Realistin der Liebe. „Einer ist soviel wert wie der andere, denn keiner ist etwas wert“, lautet ihre Lehre.

„Es ist ein großes Vergnügen, die Oper einzustudieren und zu dirigieren“, sagt Konrad Junghänel, denn plötzlich entledige sich das Stück der galanten Zeitbezüge und entpuppe sich als ein ganz gegenwärtiger Stoff.

„Cosi fan tutte“, Premiere am 4. November, 18 Uhr, im Schlosstheater im Neuen Palais. Nächste Aufführungen: 10 und 15. November um 19 Uhr

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