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Kultur: Das grüne Licht von Bornim

Birgit Borggrebes Kunst ist eine Liebeserklärung an den Gärtner Karl Foerster / Zu sehen auf der Freundschaftsinsel

Stand:

Alte und Neue Fahrt umspülen die von Karl Foerster zum Gesamtkunstwerk gestaltete Freundschaftsinsel fast parallel. In derselben Flucht hat die Potsdamer Malerin Birgit Borggrebe die Liebeserklärung ihrer Seele im Inselpavillon geordnet – als Hommage an den Gärtner, als Verbeugung vor dem tollen Geblühe derzeit.

„Mitte April“ heißt ihr exklusiv zum Anlass geschaffenes Werk, und es ist von der Konzeption bis zur Gestaltung voller Wunder. In sieben Werkreihen hat die studierte Architektin aus Dortmund gemalt, was Farben und Formen dieses Eilands ihrer Seele assoziierten. Der „Gartenpoet“ Foerster lieferte dazu die anregenden Titel wie „Schmetterlingsmagneten“, „Wir Beraubten, ewig Beschenkten“, oder „Das grüne Licht von Bornim“. Jede dieser Reihen besteht wiederum aus einer klug betitelten Bildserie: Keine Frage, dass Ingrid Borggrebe ihre Rezipienten dergestalt führen möchte. Man folgt diesem Spiel aus anfangs abstrakt wirkenden Motiven und monochromen Farbtafeln zunehmend gern, nicht viele öffnen ihr Innerstes so bereitwillig fremden Augen.

Die Bezüglichkeiten sind also dreifach, formal im Alternieren von Bild und Monochromie, von Motiv und wärmenden Farben, von innen und außen. Die „fliegende“ Reihe („Schmetterlingsmagneten“) etwa fügt zusammen: Zitronengelb/Ozeanflug/Rot/Kleines Vogelerlebnis 1 und 2/Orangerot. Andere singen die „Melodie einer unvergessenen Reise“ gen Süd, man findet „Morgenglanz“ und „Sehnsucht zu den Sternen“ im vierten Segment mit Grün und Türkis, wobei die warmen Farbflächen natürlich richtig gemalt sind. Gelegentlich hat die Künstlerin auch Textstücke im Siebdruckverfahren hinzugefügt, Geschmackssache wohl, doch jede dieser Reihen wirkt ästhetisch für sich überzeugend, alle zusammen sind konzeptionell wie Eines.

Es gibt Merkwürdigkeiten dieser Verkaufs-Exposition, nicht allein, weil die Vernissage erst zur „Halbzeit“ geschah, sondern weil diese Bilder immer gegenständlicher werden, je länger man sie betrachtet, immer plastischer, je mehr man von ihnen zurücktritt; Innen und Außen verhalten sich zueinander wie Installation und Malerei „pur“, wobei freilich die Reihe 1 („Seelengarten“) im Eingangsbereich durch Spiegelungen des Pavillonglases stark beeinträchtigt ist. Jedenfalls scheint sie sich den zu schaffenden Arbeiten mehr von der Farbe her anzunähern, als von der Linie. Die ganze Bilderwelt ist ja eingestandenermaßen nur Täuschung, weil sie Raum auf Flächen projiziert, aber gerade deshalb entstehen aus ihren Flächen nun ungewisse Tiefen wie Räume, welche das Auge zwar fasst, aber nicht genauer bestimmen kann. Vielleicht wohnt die Seele in solchen Zonen, oder etwa im grünen Licht von Bornim?

Birgit Borggrebe gibt nun vor, den Beruf zugunsten der freien Malerei aufgegeben zu haben, doch wenn ihre Werke dergestalt reagieren, ist das Architektenauge weiterhin tätig. Gerold Paul

Insel-Pavillon, bis 14. Mai, Mi-So 12 bis 18 Uhr

Gerold Paul

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