zum Hauptinhalt

Kultur: Das Hin und Her von Gewissheit und Zweifel

Die Bachkantate Nr. 67 erklang im Gottesdienst am Sonntag „Kantate“ in der Friedenskirche Sanssouci

Stand:

Natürlich ist der Sonntag „Kantate“ im Kirchenjahreskreis in Sachen Musik ein privilegierter. Er sollte es sein, denn schließlich hält er die Aufforderung parat: „Singet dem Herrn ein neues Lied“. Kirchenmusikdirektor Matthias Jacob adelt seit einigen Jahren als Kantor der Friedenskirche Sanssouci diesen Sonntag mit der Aufführung einer Bachkantate – im Gottesdienst, wo sie ihren bevorzugten liturgischen Platz hat. Am vergangenen Sonntag kam die Kantate Nr. 67 „Halt im Gedächtnis Jesum Christ“ zur Aufführung, die Johann Sebastian Bach für den ersten Sonntag nach dem Osterfest, Quasimodogeniti, am 16. April 1724, komponierte. Das Werk erzählt von der Sehnsucht nach einem neuen, nach einem besseren Leben, wie Pfarrerin Cornelia Behrmann in ihrer Predigt betonte. Und Bach habe das Hin und Her von Glaubensgewissheit und Glaubenszweifel musikalisch eindrücklich geschildert.

Mit Mitgliedern des Oratorienchors Potsdam, dem Neuen Kammerorchester Potsdam sowie den Solisten Kristiane Krauß, Sopran, Kristina Naudé, Alt, Thomas-Michael Allen, Tenor, und Markus Schütte, Bariton, hat Kantor Jacob eine weitgehend beeindruckende Wiedergabe realisiert. Chor und Orchester fanden zu einer schönen Homogenität. Völlig ungeschminkt und sich ganz in den Dienst der Wortverkündigung stellend, brachten sie eine Interpretation zustande, die dem gottesdienstlichen Anlass bestens entsprach.

Zum Höhepunkt wurde das Quartett „Friede sei mit euch“. Der Bariton setzt nach einem kurzen Instrumentalvorspiel mit dem Friedens-Segenswunsch ein. Das Solistenterzett antwortet lebhaft: „Wohl uns! Jesu hilft uns kämpfen und die Wut der Feinde dämpfen.“ Eine vielgliedrige und zugleich bewegende Wechselrede schließt sich an. Markus Schütte hat das „Friede sei mit euch“ mit seiner runden und warmen Stimme berührend gestaltet. Die drei anderen Solisten überzeugten vor allem im Ensembleklang. Der sich oft wiederholende Friedenswunsch verweise, so Pfarrerin Behrmann, auf die zentrale Botschaft der Bibel: die Zweifelnden und die Ängstlichen mögen Frieden finden.

Mit einer packenden Wiedergabe von Max Regers Introduktion und Passacaglia in d-Moll beendete Matthias Jacob den Gottesdienst zum Sonntag „Kantate“ auf der Woehl-Orgel in der Friedenskirche. Klaus Büstrin

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })