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Kultur: Das Lachen der Heiligen

Vortrag in der Arche von Pater Bruno Steinle / Plädoyer für mehr Humor

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Vortrag in der Arche von Pater Bruno Steinle / Plädoyer für mehr Humor Die Welt feixt und lacht aus vollen Zügen. Dürfen Christen das auch? Hat Gott gelacht und Jeus, tun es die Engel? Diese und andere Fragen wurden unlängst in der „arche“ gestellt. Pater Bruno Steinle (Berlin) beschäftigte sich in seinem so kurzen wie wohlbelesenem Vortrag mit dem „Lachen der Heiligen“ in einer Welt voller Not und Schmerz, offenbar ein sehr ernstes Thema, denn ob und wann man lachen „darf“, hat nicht nur ganze Theologengeschlechter beschäftigt, es bringt auch heute manchen Christen in Verlegenheit. Zuerst einmal sei Lachen „menschlich“, meinte der Pater, was so viel heißt, als dass es die Unzulänglichkeit des Erdlings vor Gott offenbare, diesem aber so auch die Möglichkeit gebe, eigene Fehler zu erkennen und durch Distanz zum eigenen Ego zu überwinden. Wer sich selbst zu ernst und wichtig nimmt, hat im Leben nichts zu lachen, sogar Neurosen würden dergestalt indiziert. Auch Engel und Tiere könnten das angeblich nicht, keine Katze erhöbe sich zum Gelächter, wenn der Köchin das Gebiss in die Suppe fällt. Das Lachen sei eine allein dem Menschen vorbehaltene Gnade Gottes. Ob, wann und wie es jemand aber tut, verrät den Menschen, er selbst verrät sich dadurch. Mit Goethe ließe sich ergänzen: „Von allen Geistern, die verneinen, ist mir der Schalk am wenigsten zur Last“ - der Mensch verneint sehr gerne. Der Arten des Lachens sind viele, es kann albern, boshaft und grimmig sein, aber auch einen „innerlich frohen“ Menschen bedeuten, der gleichsam „über den Dingen“ steht. Vielen Heiligen hatten wohl diese Gabe, etwa Johannes Chrysosthomos („Goldmund“), Meister Eckhart, Heinrich Seuse, Thomas Morus (nach Erasmus ‚ganz Scherz’, 1935 heiliggesprochen) und die für ihren guten Humor bekannte Theresa von Avila. Sein persönlicher Favorit in Sachen Humor („Gold wert“) sei Philippus Neri. Pater Bruno erzählte auch von sich selbst eine Schnurre: Als er seinem Vorgesetzten beklagte, wie unzufrieden er mit einer soeben gehaltenen Predigt war, darin er die Hälfte vergaß, konterte sein Gegenüber ganz trocken: Na, schlimmer kann es ja nicht werden! Er plädierte ostentativ für mehr Humor in allen Lebenslagen – viel kleinliche Gezänk würde so erst gar nicht groß werden. Auch der Kirchendienst könnte gewinnen, wenn die Priester nur mehr Freude ausstrahlen würden. Nach Ansicht Steinle’s kann Humor gar „Irrlehren und glaubenszerstörende Kirchenkritik“ besiegen, den Vatikan täte das freuen. Wer im Alltag Humor beweise, habe „die Welt überwunden“ und zählt zu den Lebenskünstlern, oder mit Don Bosco gesprochen: „Der Teufel hat Angst vor fröhlichen Menschen“. Lachen ist demnach eine hohe Kunst, aber vom Wort „Freude“ klar zu unterscheiden. Letzten Endes mag das ganze Thema „nur“ ein Ego-Problem sein. In Bezug auf Gott und die heilige Schrift erscheint die ganze Sache nicht mehr so einfach. Dass „Gott lacht“, hält der Pater eher für eine Metapher. Die Bibel wisse zwar, dass Jesus dreimal geweint hat, von seiner heiteren Seite sei jedoch gar nichts überliefert. Klar, dass die Frommen da unsicher sind, wie man es nun halten solle. Ob diese Apologie für eine christliche Gelassenheit (auch was die Tiere betrifft) alle Weisheit des Themas ausgeschöpft hat, möge offenbleiben. Es ist viel „heilige Scheu“ dabei. Wenn aber Theresa, bei einem Flusstransport ins Wasser gefallen, Gott anspricht, er möge sich über seine geringe Anhängerschaft nicht wundern, wenn er dieselbige „so“ behandle, oder Philippus Neri vor dem Sakrament zwei Boxer auf seine Schuhsohlen malt, um sie dann im Knien vor den Gläubigen gegeneinander kämpfen zu lassen, dann hat man es wohl mit „abgeklärten“ Grenzgängern zwischen christlichem Ernst und dem Lachen der Weisen zu tun. Für diesen freundlichen Impuls hat man zu danken. Georg Martinger Nächster Arche-Vortrag: Morgen um 19.30 Uhr, über Die Sieben Todsünden

Georg Martinger

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