Von Richard Rabensaat: Das Licht und die Linie
Gemeinschaftsausstellung von Irene Anton und Edith Wittich in der Produzentengalerie M
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„Meine Mutter sagte einmal, dass ich anscheinend so ziemlich alles für meine Kunst gebrauchen könnte“ erinnert sich Irene Anton beim Blick auf einen silbernen Schuhspanner. In dem stecken verschiedene Nägel und Schrauben die anmuten wie kleine Käferbeine, zwei Spiralen drehen sich dem Betrachter wie Fühler entgegen, „Alien“ heißt das Objekt passenderweise. Objekte aus „Licht und Linie“ zeigt die aktuelle Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstler e.V. in der Hermann Elflein Straße.
„Fallende Sterne“, „Weiße Liebschaften“ und „Ufo“ von Irene Anton finden ihr Gegenüber in aus Licht und Schatten gewebten Drahtgebilden von Edith Wittich. Fragile Kreise aus denen heraus sich Drähte schlängeln wie elektronische Lichtblitze, weiße Leinwände die durch Netzstoffe, Papier und Textilien eine zerbrechlich wirkende Oberfläche erhalten. Die ausgestellten Werke heischen nicht mit lauten Geschrei nach Aufmerksamkeit. Sie wünschen von dem Betrachter Kontemplation und die Besinnung auf Materialassemblagen, die mit leichter Hand zu einer weiß erstrahlenden Schau verwoben sind.
Das Gespür Edith Wittichs für das grafische Gestaltungselement der Linie kommt nicht von ungefähr. Die 1948 in Potsdam geborene Künstlerin arbeitete mehr als ein Jahrzehnt als ausgebildete Gebrauchsgrafikerin bevor sie sich auf künstlerische Projekte an Schulen und Workshops konzentrierte. Erst nach dem Ende der DDR fing sie an, Objekte zu bauen, die offenkundig nicht für die Ewigkeit, sondern für der Betrachter gebaut sind, der ihre Zerbrechlichkeit zu schätzen weiß. „Als die Mauer gefallen war, haben wir uns ja trotzdem erst einmal gefragt: Darf man das?“ beschreibt Wittich die neue Freiheit, die sich da plötzlich auftat und viele Experimente zuließ.
Es ging dann aber doch nicht nur um die Kunst, sondern auch um die Arbeit mit Kindern, mit Arbeitslosen in verschiedenen Projekten. „Die sind ganz unbefangen an die Aufgaben heran gegangen. Aber ich wollte ja trotzdem einen guten Einblick in die Möglichkeiten der Kunst vermitteln, deshalb war es schon anspruchsvoll“, beschreibt Wittich, deren schmale Körperstatur ebenso fragil erscheint wie ihre Arbeiten, mit fester und lebhafter Stimme ihren Ausflug in die Pädagogik.
Irene Anton hat sich im eher überschaubaren Projektraum des Kunstvereins bei der Auswahl ihrer Objekte deutlich eingeschränkt. 1966 in Darmstadt geboren, studierte sie an der Universität der Künste in Berlin Textildesign und den Masterstudiengang „Kunst im Kontext“. Raumgreifende Installationen aus Strumpfhosen die sich bunt von Ast zu Ast oder von einer Wand des Raumes zur anderen spannen, hat sie unter anderem im Spanien und Costa Rica gebaut. Die aufgrund der Spannung spitz zulaufenden Strumpfbeine, gelegentlich mit einem darin eingespannten Ballon versehen, wirken ein wenig wie von Aliens hinterlassen. Sie zeigen eine ganz eigene Bildsprache der Künstlerin, deren Werke in der Galerie ebenfalls zwischen textilem Arrangement und taktilem Kunstwerk changieren. Dort entstand eine Ausstellung mit „Horiontals“ und „White Space Topographics“ deren mit Stoff und Papier weiß überspannte Flächen besinnlich mit dem Winter vor der Tür korrespondieren.
„Lux et Linea“ von Irene Anton und Edith Wittch noch bis zum 16. Januar, mittwochs bis freitags, 11-17 Uhr, samstags und sonntags, 11-18 Uhr, in der Produzentengalerie M des BVBK in der Hermann-Elflein-Straße 18
Richard Rabensaat
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