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Kultur: Das Liebesleben in der Natur

Quer durch den blühenden Sommer bei „Im Garten vorgelesen“ 2008: Kartenreservierung ab sofort

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Unter dem grünen Blätterdach stattlicher alter Bäume startet in diesem Jahr die Urania-Reihe „Im Garten vorgelesen“. Zum Auftakt am 25. Mai geht es auf Landpartie: in den Schlosspark von Groß Ziethen. In dem freizügig angelegten Landschaftsparadies mit seinen kleinen, träumerischen Flussläufen wird die Harmonie jedoch für eine kurze Weile unterbrochen. „Mario und der Zauberer“ lassen sich in der Idylle nieder. Gesprochen von Schauspieler Moritz Führmann dürfte es diesem Text von Thomas Mann über die demütigenden Experimente des Zauberers Cipolla nicht an Dramatik fehlen. Die Leidenschaften geschürt werden zudem durch Zigeunermusik und Tango, die noch tiefer in die Jahrmarktsatmosphäre eintauchen lassen.

Dreizehn Veranstaltungen quer durch den blühenden Gartensommer hält die Urania in diesem Jahr bereit. „Da 2007 der Ansturm erneut so groß war, dass wir Lesungen wiederholen mussten, haben wir diesmal gleich unser Angebot ausgeweitet“, sagt Renate Bormann, die seit nunmehr neun Jahren dieser einzigartigen Reihe vorsteht. Und so dürften sich die Telefonleitungen wieder heiß laufen, wenn ab jetzt die Anmeldungen für Kartenwünsche entgegengenommen werden. Für Renate Bormann ist der Dreiklang von Musik, Literatur und Gartenkunst geradezu unerschöpflich. Immer wieder wird sie zu neuen Entdeckungen und Variationen inspiriert.

Neben den Klassikern, wie der Landschaftsgarten von Charlotte Joop oder der Foerstergarten - die Jahr für Jahr von einer großen Fangemeinde heimgesucht werden - gibt es die noch unentdeckten Kleinode, die immer wieder mit ihrem ganz eigenen Charme überraschen.

So wie der große Kleingarten von Nicola und Meik Szydlik, der direkt an der Lennéschen Feldflur grenzt und einen weiten Blick ermöglicht. Die Besucher der abendlichen Lesung werden das wohlgeordnete Farbenmeer im Lichterglanz erleben und zudem mit einem Sonnenuntergang belohnt - wenn das Wetter mitspielt. Aber der sorgende Blick zum Himmel ist immer mit dabei, wenn die Stühle zwischen Stauden und Hecken aufgestellt werden. Für den zur Buga angelegen Garten des Landschaftsgestalter- Ehepaars Szydlik suchte Renate Bormann Gedichte von Mascha Kaléko heraus. Die Dichterin mit der unverkrampften Poesie, gegenwartsnah, voller Ironie und mit viel Gefühl, war im vergangenen Jahr die große literarische Wiederentdeckung. Doch warum sollte man eine Autorin nur im Jubiläumsjahr huldigen? Eva Weißenborn wird ihr auch in ihrem 101. Jahr Stimme verleihen.

Für den Garten ausgebuddelt wurde ebenfalls die volkstümlich poetische Dichtung „Das Liebesleben in der Natur“ von Wilhelm Bölsche. In diesem Fall von Schauspieler Harald Arnold, der die amüsanten Naturbetrachtungen des einstigen Bestsellerautors vom Anfang des vorigen Jahrhunderts vor der feurigen Kulisse der rosa-roten und weißen Phlox-Parade in das Foerster-Reich trägt.

Mit geradezu überschwänglichem Reichtum trumpfen die Fuchsien im Garten der Näsers auf. In weit mehr als 200 Töpfen gedeihen sie Jahr um Jahr unter aufmerksamer Pflege und danken es mit volltönendem Glockenspiel. In diesem Lesejahr malen sie das Bühnenbild für die italienischen Reisebeschreibungen und die gefühlstrunkenen Gedichte aus „Die schöne Müllerin“ , die eigentlich im Winter gelesen werden sollten - wie der Autor Wilhelm Müller anmerkte. Doch Klaus Büstrin gibt den Versen um eine unglückliche Liebe nun mitten im Hochsommer ein sicher ebenso kraftvolles Gewicht - auch ohne das berühmte musikalische Gewand von Franz Schubert. Romantisch wird es dennoch: mit dem Spiel auf Fagott und Klarinette.

Auch zum Ausklang der Garten-Lese-Saison geht es über Land: in den Bauerngarten des Künstlerehepaars Charis Schwinning und Wolfgang Fabian. „Ein Garten, so märchenhaft, wie im Bilderbuch“, schwärmt Renate Bormann, die für dieses dörfliche Ambiente in Kartzow die Masurischen Geschichten von Siegfried Lenz auswählte. Derb-burlesk und trotzdem liebevoll: „ So zärtlich wie Suleyken“. In der Interpretation von Schauspieler Hans-Jochen Röhrig, der sich seine Tochter zur musikalischen Verstärkung an die Seite holt, dürfte dieser spätsommerliche Nachmittag dem Rittersporn in seiner zweiten Blüte zur Ehre gereichen. Heidi Jäger

Kartenverkauf am 3. März um 10 Uhr zum Tag der Offenen Tür. Telefonische Voranmeldung unter Tel. 0331-291741.

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