Kultur: Das Märchen von Rapunzel in der Reithalle Katharina Schlender mit neuem Stück am HOT
Den berühmten Satz „Rapunzel, Rapunzel, lass mir dein Haar herunter!“ hat Katharina Schlender, die Autorin des Märchenstückes „Rapunzel oder Wen die Liebe trifft“, nicht vergessen, aufzunehmen.
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Den berühmten Satz „Rapunzel, Rapunzel, lass mir dein Haar herunter!“ hat Katharina Schlender, die Autorin des Märchenstückes „Rapunzel oder Wen die Liebe trifft“, nicht vergessen, aufzunehmen. Dieser Satz ist schließlich einer der wesentlichsten im ganzen Märchen. Und das Haar wird für das Mädchen Rapunzel, das in den Turm von der eifersüchtig-bösen Frau Gotel gesperrt wird, zu einem schicksalhaften Wegweiser geworden. Überhaupt hat die Berliner Schriftstellerin wortwörtlich die Dialoge aus dem Märchen der Brüder Grimm übernommen. So treffen die etwas antiquierte Sprache des 19. Jahrhunderts mit der heutigen in spannender Weise aufeinander. „Ob dies die Kinder bemerken, ist wohl weniger zu erwarten. Aber sicherlich die erwachsenen Zuschauer“ so Katharina Schlender.
Zum zweiten Mal hat die Schriftstellerin ein Märchenstück nach den Gebrüdern Grimm als Auftragsarbeit des Hans Otto Theaters geschrieben. Vor zwei Jahren kam bereits „Dornröschen“ auf die Bühne der Blechbüchse, nun „Rapunzel“ in der Reithalle A. Für beide Märchen hat Philippe Besson die Inszenierungen geschaffen. Die heutige Premiere wird seine letzte als Leiter des Kinder- und Jugendtheaters sein.
Für Katharina Schlender war „Rapunzel“ schwieriger als das „Dornröschen“. „Rapunzel ist ein sehr sensibles und differenziertes Märchen. In ihm geht es um Verlust, Angst und Einsamkeit und viel Liebe. Natürlich darf es nicht traurig und allzu schwermütig sein, aber man kann getrost mit dem eingesperrten Mädchen und ihrem Prinzen leiden und bangen. Die kleinen Probleme und oftmals auch lebensbedrohenden Erlebnisse der Protagonisten sollen im Märchen keinesfalls weggewischt werden“, sagt die Schriftstellerin. Man würde ansonsten den Gebrüdern Grimm nicht gerecht werden und obendrein die Kinder belügen.
Ihre Liebe zum Märchen habe sie über die DEFA entdeckt. Deren Märchenfilme fand sie als Kind ganz toll. „Aschenbrödel habe ich wohl an die 80 Mal gesehen.“
Vor allem für junge Leute schreibt Katharina Schlender Theaterstücke. Am Cottbuser Staatstheater ist in diesem Jahr „Sommer Lieben“ heraus gekommen, das sich, wie soll es anders sein, mit dem großen Thema Liebe beschäftigt. Neun Stücke hat sie bisher verfasst, dazu die Collage über den Tatsachenbericht des Juden David Salz. „Diesem Projekt stand ich zunächst etwas zögerlich gegenüber. Ich fühle mich nicht als politische Schriftstellerin. Lieber hätte ich es gesehen, wenn ein Autor, der mit viel mehr Lebenserfahrungen als ich aufwarten kann, sich mit David Salz beschäftigt hätte.“ Aber die Potsdamer Theaterleitung konnte Katharina Schlender dann doch für die Arbeit überzeugen.
Derzeit sitzt sie am Schreibtisch, um ein neues Stück für das Theater in Kassel in den Computer zu bringen.
Die 29jährige Katharina Schlender sieht sich vorerst nur als Stückeschreiberin. „Kein Theater hat mich zum Theater gebracht“, sagt sie. Ihre Liebe zum Theater begann während der Schulzeit in Neubrandenburg Zunächst brachte sie jedoch Gedichte aufs Papier. „Ich spürte, dass sie aber allzu nach innen gehen, da wollte ich lieber Texte schreiben, die den unmittelbaren Dialog benötigen. Das sind eben Stücke. Mit Freunden habe ich in der Schule Theaterstücke entwickelt und sie zur Aufführung gebracht.“ Klaus Büstrin
„Rapunzel“, Premiere heute um 10 Uhr in der Reithalle A.
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