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Das Zuhause des Spartacus-Clubs. Haus 3 auf dem Gelände des Jugend- und soziokulturellen Zentrums Freiland.

© Andreas Klaer

Das Potsdamer „Freiland“ ringt um sein Herz: Spartacus-Verein zieht sich zurück

Seit 18 Jahren sorgt der Verein für die Club-Bespielung des Haus 3. Zum 1. September hört er auf. Die Suche nach der Nachfolge hat begonnen. Marc-Uwe Kling hält derweil die Stellung.

Stand:

Wenn Geschäftsführer Achim Trautvetter ortsfremde Gäste über das Gelände des ,Freiland’ an der Friedrich-Engels-Straße führt, geht es zunächst an Haus 1 vorbei. Das ist der Kopf. Wenn sie zu Haus 3 kommen, sagt er: „Hier kommen nachts die lauten Bässe raus. Hier schlägt das Herz.“ Haus 3, das ist der Spartacus-Club.

Dieses Herz hört zum 1. September vorerst auf, zu schlagen. Der Spartacus-Verein, der für die Bespielung des Clubs gesorgt hat, zieht sich aus dem Betrieb zurück. Zunächst hatte die MAZ berichtet und sich auf soziale Medien bezogen.

Unter dem Titel „Das verflixte 13. Jahr“ postete der Verein: „Wir haben uns nun entschieden, den Mietvertrag zu kündigen und die Verwaltung des Ladens zu beenden.“ Weiter heißt es: „Wir sind traurig, dass diese unendlich scheinende Zeit ein Ende findet, aber freuen uns auf das, was kommt und hoffen, wir sehen uns in anderen Projekten wieder.“

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Struktureller Burnout infolge der Pandemie

Als Grund für die Trennung nennt Cultus-Geschäftsführer Trautvetter Ermüdungserscheinungen bei den Mitgliedern und fehlenden Nachwuchs, nicht zuletzt infolge von Corona. „Während der Pandemie hat der Verein ganz schön Federn gelassen.“ Von „strukturellem Burnout“ ist die Rede. „Der Verein muss sich jetzt neu finden“, sagt Trautvetter. Bis zur Pandemie waren 60 bis 80 Beteiligte dabei, zuletzt waren nur noch vier bis fünf Menschen in den Plenumssitzungen.

Achim Trautvetter ist Geschäftsführer der Cultus UG, seit 2010 Trägerin des Freiland.

© Andreas Klaer

Trautvetter gehörte 2007 zu den Gründern des Spartacus-Vereins und ist noch heute Mitglied. Gründungsimpuls damals war die Suche nach einem neuen Ort für den 2008 aufgrund der Insolvenz des Lindenpark geschlossenen Spartacus-Club in der Schlossstraße. Seit der Eröffnung des 12.000 Quadratmeter großen „Freiland“-Geländes im Jahr 2011 bespielte der Verein Haus 3. Immer ehrenamtlich.

Kein Clubbetrieb bis Jahresende

Mit dem Rückzug des Vereins fällt die Verantwortung für das Haus 3 nun zurück an das „Freiland“. „Wir sehen es als unseren Auftrag an, hier weiterhin Gruppen zu ermöglichen, den Raum niedrigschwellig zu bespielen“, sagt er. Dazu gehört, dass, wie der Spartacus-Verein zuvor auch, Veranstaltende keine Miete zahlen. Nur die Betriebskosten müssen gedeckt werden.

Um das aufzufangen, was der Spartacus-Verein ehrenamtlich zu Hochzeiten stemmte, bräuchte das Freiland eigentlich drei Stellen.

Achim Trautvetter, Geschäftsführer des Freiland

Wenn das „Freiland“ künftig selbst für den Veranstaltungsbetrieb sorgt, wird es diese Kosten mit einkalkulieren müssen. Vom Programm bis zum Einlass, der Trautvetter zufolge mit dem Spartacus e.V. immer ein Garant dafür war, dass „sich alle sicher fühlen konnten“: Viele Verantwortlichkeiten müssen neu verteilt werden. All das braucht Zeit, sagt Trautvetter. Bis Jahresende sei mit keinem Club-Betrieb zu rechnen.

Bis zum Jahresende ist im Spartacus nicht mit Club-Betrieb zu rechnen.

© Andreas Klaer

„In den 18 Jahren seines Bestehens hat es keinen einzigen Angestellten beim Verein gegeben“, sagt Trautvetter. Der Verein spricht in seinem Abschiedspost von „Hingabe, Idealismus und viel Freiwilligenarbeit“ für den Spartacus-Verein. Die große Identifikation mit dem Ort war auch schon in der Bauphase vor der Eröffnung des Freiland 2011 zu spüren: Trautvetter beziffert die damals ehrenamtlich erbrachten Leistungen auf einen Wert von rund 150.000 Euro

Die Potshow hält die Stellung

.„Um das aufzufangen, was der Spartacus-Verein ehrenamtlich zu Hochzeiten stemmte, bräuchte das ,Freiland’ eigentlich drei Stellen“, sagt Trautvetter auch. „Die haben wir nicht.“ Dafür will er jetzt neue Verbündete finden. Trautvetter ist optimistisch, dass das gelingt. „Bei dem ersten Treffen mit interessierten Veranstalterinnen und Veranstaltungsgruppen waren rund zehn dabei.“

2023 gab es noch zwei bis drei Veranstaltungen monatlich im Spartacus-Club, sagt Trautvetter. 2024 nur noch die „Potshow“. Und die Lesebühne um Marc-Uwe Kling wird es weiterhin geben, sagt Trautvetter. „Bis zum Jahresende wollen wir uns damit über Wasser halten. Zu Jahresbeginn soll dann der Partybetrieb wieder losgehen.“ Bereits im Juli habe es im Freiland ein gut besuchtes Treffen mit Veranstaltungskollektiven gegeben, um Ideen für die kommende Bespielung zu sammeln.

Auch der Spartacus-Verein will weiterhin am „Freiland“ tätig sein. Doch hätten sich die Vereinsmitglieder zunehmend nur noch als Verwalter für das Haus 3 empfunden, sagt Trautvetter. Künftig wollen sie sich wieder mehr um ihr „Kerngeschäft“ kümmern: konkrete Projekte. „Ohne den Spartacus-Club gäbe es das ,Freiland’ nicht“, sagt Trautvetter. „Wir wollen das Herz wieder zum Schlagen bringen.“

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