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Kultur: Das raue Leben

Stummfilm und Folkmusik bei „The Island Tapes“

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Zu den exotischeren Projekten der Musikfestspiele in diesem Jahr zählte „The Island Tapes“ mit historischen Dokumentarfilmen aus Schottland und Livemusik. Die Verlegung vom Neuen Markt in den Nikolaisaal auf Grund des schlechten Wetters kam der Hör- und Seh-Intensität nur zu Gute. Kurze Stummfilme aus den dreißiger Jahren zeigten, wie einfach und naturverbunden das Leben auf den schottischen Inseln im Atlantik und in der Nordsee war.

Die Einwohner, mit eindrucksvoll wettergegerbten Gesichtern und kräftigen Körpern, hatten viel Mühe, um ihren Lebensunterhalt in der rauhen Umwelt zu sichern. Fischfang und die Produktion von Wolle und Stoff („Harris-Tweed“) bildeten die Grundlage. Für den Winter wurde Torf, das einzig vorhandene Heizmittel, gesammelt. Wie die dafür notwendige Tragekiepe in einem Tag von einem Mann aus Flachsfasern hergestellt wird, zeigt der Film „Da Makkin ?O ?A Keshie“. Auf dem Rücken werden auch große Heubündel transportiert sowie frisch gefangene Fische für den Verkauf in der nächstgrößeren Stadt.

Bei solch einem Leben bleibt wenig Zeit für Freizeit. Höchstens zwischen den Jahren gibt es ein paar freie Tage. Auf den Orkney-Inseln zwischen Schottland und Norwegen wird dann ein Ballspiel gespielt, ein Erbe der Wikinger, die diese Inseln zuerst besiedelten. Das Spiel, an dem gleich alle männlichen Bewohner teilnehmen, ist so rau, dass die Geschäfte ihre Fenster verbarrikadieren.

Ungewöhnliche Gebräuche gab es auch auf dem weit westlich gelegenen Eiland, St. Kilda, der „einsamsten Insel von Schottland“. Das Überleben der neun Monate im Jahr völlig isolierten Bewohner hing von Seevögeln ab, deren Eier, Fleisch, Fett und Federn benutzt wurden. Für den gefährlichen Vogelfang in den steilen Klippen entwickelten die Männer ungewöhnliche akrobatische Fähigkeiten. Seit der Evakuierung der letzten Bewohner 1930 blieb die Insel unbewohnt.

Die Musik zu diesen interessanten historischen Dokumenten kam von Allan Neave, Ian Melrose, David Allison, alle erfahrene Fingerpicking-Gitarristen, die aus akustischen Gitarren und auch mal aus der „Gitarre des kleinen Mannes“, der Ukulele, sehr entspannte Folkmusik zauberten.

Mit Gesang in gaelischer Sprache trat die junge Maeve Mackinnon auf, die für die bekannte Sängerin Alyth McCormack, eingesprungen war, doch schon jetzt als veritable Nachfolgerin bezeichnet wird. Dennoch mögen manche bedauert haben, dass es anstelle des angekündigten sechsten Filmes kleine Solo-Stücke der einzelnen Musiker gab.

Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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