Kultur: Das „Schaufenster“ für das ganze Land
Das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte im Kutschstall wird am 17. Dezember eröffnet
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Das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte im Kutschstall wird am 17. Dezember eröffnet Von Klaus Büstrin Manfred Stolpe, der ehemalige Ministerpräsident des Landes Brandenburg hat Mitte der neunziger Jahre den Impuls zur Einrichtung eines Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte gegeben. Bekannte Persönlichkeiten aus ganz Deutschland waren von seiner Idee angetan und unterstützten das Vorhaben. Der Kutschstall in der Mitte der Landeshauptstadt, auf dem Neuen Markt, war dafür ein geeigneter Ort. Man begann ihn zu sanieren, Ausstellungen zogen ein: „,Marksteine“, die Literatur in der Mark Brandenburg sowie die „Königlichen Visionen“ des Potsdam-Museums. Die Letztere ist derzeit noch zu erleben. Am 17. Dezember wird das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) offiziell mit der Dauerausstellung „Land und Leute“ eröffnet. Es gibt derzeit keinen schöneren Platz in Potsdam als den Neuen Markt, der einst zum Stadtschlossareal gehörte. Aber er hatte nie die Rolle zu erfüllen, wie einst der Alte Markt mit dem Stadtschloss, der Nikolaikirche und dem Rathaus. Aber der Neue Markt konnte im Gegensatz zu seinem viel älteren Bruder überdauern. Der Alte Markt wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges weitgehend zerstört. Neben dem Kabinettshaus, in dem Kronprinz Friedrich Wilhelm (II.) wohnte und der spätere König Friedrich Wilhelm III. geboren wurde, der Ratswaage inmitten des Platzes, ist der Kutschstall das repräsentativste Gebäude auf dem Neuen Markt. In seiner Nachbarschaft entstanden noch weitere Gebäude, die für die königlichen Reitpferde gebaut wurden: der Marstall am Lustgarten und der Lange Stall in der Breiten Straße direkt neben der Garnisonkirche. Der Neue Markt erhielt zur Zeit Friedrichs des Großen seine heutige Gestalt. Bürgerhäuser, gebaut von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, Georg Christian Unger und Heinrich Ludwig Manger begrenzen den Platz. Zumeist wohnten in ihnen Handwerker. Bäcker, Schneider, Schuhstepper, Kolonialwarenhändler etc. Im schon erwähnten Kabinettshaus erblickte Wilhelm von Humboldt 1767 das Licht der Welt. Der Vater war Kammerherr des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (II.). Auch der letzte deutsche Kronprinz, Friedrich Wilhelm, bewohnte mit seiner Frau, Prinzessin Cecilie, zwölf Jahre lang die Räume des Kabinettshauses. Den Kutschstall erbaute man in den Jahren 1787 bis 1789 nach Plänen des Hofbaumeisters Andreas Ludwig Krüger. Frühklassizistisch sind seine Formen, sparsam. Die Quadriga (Johannes Eckstein) über dem Portal ist die bewegendste künstlerische Gestaltung des Baus. Nicht der König oder ein antiker Gott lenken den Wagen, sondern einfache Leute, Kutscher oder Stallburschen. Auf dem Hof entstanden im Laufe der Zeit mehrere Remisen, eine Manege, ein Pferdelazarett, die Verwaltung u.a. Bis 1918 waren im Kutschstall königliche Pferde untergebracht, nach dem Sturz der Monarchie wurden die Stallungen von den Pferden der Polizei belegt. Später hat man die Räume als Lagerräume, Tennishalle, Garagen und Werkstätten benutzt. 1940 eröffnete man im Stall ein Gemüse- und Obstmarkt. Auch zur DDR-Zeit hatte bis in die neunziger Jahre hinein der Großhandelsbetrieb für Obst, Gemüse und Speisekartoffeln dort seinen Sitz. 1997 ging der Kutschstall sowie das gesamte Areal in die Liegenschaft des Landes Brandenburg über. Das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte sollte hier entstehen. Das Gebäude mit seinen Stallgewölben, Ober- und Dachgeschossen wurde umfassend saniert bzw. ausgebaut. Ein großer Teil der Arbeiten fand im Jahre 2001 seinen Abschluss, als die Ausstellung „Marksteine – eine Entdeckungsreise durch Brandenburg-Preußen“ für mehrere Monate hier einzog. Nun wird es ernst mit dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte. „Es soll auf alle Fälle kein Preußen-Museum oder ein Heimatmuseum sein“, sagt Gert Streidt, der Direktor der Einrichtung. „Wir streben ein Ort der Kooperation und Kommunikation von Wissenschaft, Forschung und Kultur an. Das Haus soll auch der erste Anlaufpunkt für Gäste Potsdams sein.“ Nicht Potsdam und die Familie der Hohenzollern stehen im Mittelpunkt der Dauerausstellung, sondern 900 Jahre Geschichte des Landes Brandenburg. „Land und Leute“ nennen die Ausstellungsmacher die Exposition. Sozial- und Alltagsgeschichte spielen eine Rolle, kunst- und kulturhistorischen Fragen wird nachgegangen. „Ein weit gespanntes Panorma von Landesgeschichte wollen wir zeigen. Natürlich kann dabei das Haus die Hohenzollern und ihre Politik nicht übergehen“, so Gert Streidt. Zu Vorträgen Lesungen und Diskussionen will das HBPG in dem neu geschaffenen Vortragssaal im ersten Stock einladen. Neben der Dauerausstellung ist auch Platz für Sonderausstellungen. Derzeit ist das Potsdam-Museum zu Gast. „Wir verstehen uns auch als ,Schaufenster“. Museen und Sammlungen, die es im ganzen Land Brandenburg reichlich gibt, können in unserem Haus ihre Projekte vorstellen.“ Auf dem Hof wurde und wird ebenfalls gebaut. So ist der Foyerneubau für den Kutschstall bereits übergeben worden. Die Tiefgarage unter dem Kutschstallareal kann am Eröffnungstag bezogen werden. Das Forschungszentrum Europäische Aufklärung zieht in den kommenden Tagen und Wochen in sein neues Domizil, in den Neubau der Remise-Nord. Es wird weiter gebaut. So entstehen 2004 u.a. ein Restaurant und ein Gästehaus. Ab 17. Dezember, wenn das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte feierlich eröffnet wird, büßt der Neue Markt seine stille Beschaulichkeit sicherlich ein. Dafür hat er sich mit dem Kutschstall und den Institutionen drum herum zu einem wichtigen Zentrum der Kultur und der Geisteswissenschaften entwickelt. Die Besucher, hoffentlich viele, sind dort herzlich willkommen.
VonKlaus Büstrin
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