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Kultur: „Das Sühnopfer des neuen Bundes“ Oratorium der Romantik in der Friedenskirche

Nach und nach kehrt „Das Sühnopfer des neuen Bundes“ in das kirchenmusikalische Repertoire zurück. In der Mitte des 19.

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Nach und nach kehrt „Das Sühnopfer des neuen Bundes“ in das kirchenmusikalische Repertoire zurück. In der Mitte des 19. Jahrhunderts fand das Passionsoratorium von Carl Loewe, das 1855 in der Stettiner Jacobikirche erstmals erklang, große Aufmerksamkeit. Wie überhaupt das gesamte Werk des Musikdirektors der pommerschen Landeshauptstadt häufig erklang. Carl Loewe (1796-1869), der als Komponist der Romantik heute vor allem fast ausschließlich mit seinen Balladen in Konzertsälen und Tonaufnahmen zu Gehör kommt, hat aber auch Werke wie Oratorien, Opern, Klavierkonzerte und Sinfonien geschaffen, die eine Aufführung rechtfertigen.

Der in Potsdam lebende und als Kirchenmusiker freischaffend tätige Tobias Scheetz wird am kommenden Sonntag in der Friedenskirche Sanssouci mit dem Ökumenischen Kantatenchor Berlin-Friedrichshagen, einem Kammerorchester sowie den Solisten Sophie Malzo, Sopran, Dörthe Haring, Alt, Dirk Kleinke, Tenor, und Aaron Seelig, Bass, das Passionsoratorium „Das Sühnopfer des neuen Bundes“ aufführen. Der mit 35 Mitgliedern besetzte Kantatenchor ist kein ständiger Kirchenchor. Er trifft sich für einzelne Konzertprojekte, die dann intensiv vorbereitet werden. So haben sich Scheetz und seine Chorsänger Bachs Weihnachtsoratorium und Johannespassion sowie Mozarts Requiem-Vertonung zugewandt und in der Friedrichshagener Christophoruskirche musiziert.

Die Komposition, die Loewe nach Texten aus den vier Evangelien des Neuen Testaments entnahm und Versen des Stettiner Gymnasiallehrers Wilhelm Telschow schrieb, ist unverkennbar der Romantik zuzuordnen. Doch wird man dem Komponisten damit allein nicht gerecht. Denn ihn verbinden mit der Musik seiner Zeit auch das Streben nach Einfachheit, Anklänge an Beethovens Instrumentalstil oder an große Opernszenen. Dass er in einzigartiger Weise der Balladenkunst die Krone aufsetzte, wird auch in seinem Oratorium spürbar. Daneben sind aber auch Bezüge zu älteren Praktiken der Passionsvertonung durch Bach oder Händel, vor allem in der herausragenden Position des evangelischen Kirchenliedes, zu erkennen.

Das Einzigartige an dem „Sühnopfer des neuen Bundes“ ist, dass es nicht nur die Leidensgeschichte Jesu, sondern auch Personen aus dem Umfeld Jesu näher beleuchtet. So gibt Carl Loewe Maria Magdalena und der Frau des Pilatus eigene Arien, lässt die Zionstöchter singen oder widmet Josef zu Arimathia und Nicodemus ein Duett. Außerdem erzählen die Arien der Solisten nicht das Geschehen, sondern sind Teil der Handlung. Das Ganze erhält durch Sturm-und-Drang-Elemente ein emotionales Gefüge.

Carl Loewe wurde 1820 Kantor und Organist an der Jacobikirche in Stettin. 46 Jahre war er dort tätig. Als er 1869 starb, wurde er zwar in Kiel beigesetzt. Sein Herz aber blieb in Stettin, in einer Kapsel in einem der beiden Orgelpfeiler der Jacobikirche. Klaus Büstrin

„Das Sühnopfer des neuen Bundes“ von Carl Loewe am 25. März um 17 Uhr in der Friedenskirche Sanssouci. Eintrittskarten für 15/erm. 12 Euro an der Tageskasse

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