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Kultur: Das Zen lehrt, mit dem Herzen zu sehen

Mönch Felix Kyoshin Förster gibt in der fabrik Kurse

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Mönch Felix Kyoshin Förster gibt in der fabrik Kurse Mönch Felix Kyoshin Förster weiß zu verwirren. Er ist der raubeinige, deftige Erzähler aus dem Ruhrpott, der glasklar und ungeschminkt die Sachen auf den Punkt bringt. Und er ist auch der seelentiefe Meditierer, dessen Energien auch bei anderen Wärme und Kribbeln auf der Haut erzeugen. Ab September bietet der seit kurzem in Potsdam lebende Mönch in der fabrik einen Kurs in Zen – eine vor allem in Japan vertretene Form der buddhistischen Meditation - sowie im Schwertkampf an. Er geht damit erstmals aus der Verborgenheit an die Öffentlichkeit, und ist dabei ebenso hin- und hergerissen, wie bei seinem ersten Interview. „Alle, die mich tief berührten, sind tot, jetzt muss ich selber meine Liebe weitergeben, andere lehren, mit dem Herzen zu schauen. Denn das ist Zen.“ Der Tod war es auch, der Felix Kyoshin Förster zu einem neuen Leben führte. Elf Jahre hatte der Allgemeinmediziner, der über den Umweg der Kommunikationswissenschaften zum Arzt wurde, in Berlin-Kreuzberg praktiziert. Einmal die Woche ging er ins Altersheim und musste dort auch immer wieder Totenscheine ausstellen: „Dadurch wurde das Thema Tod für mich viel greifbarer als für andere Menschen und ich fragte mich: Was stirbt?“ Zunehmend mit der eigenen Todesangst konfrontiert, wandte er sich an eine buddhistische Sanga, und tauchte in die besondere Stille und den schlichten Minimalismus des Zen ein. Diese Meditation hatte ganz subtile Auswirkungen auf ihn. „Vor allem wurde ich ruhiger. Und sobald man sich mit der Seele beschäftigt, gelangt man auch zu den Religionen“, was gerade für ihn, der sich vorher nie damit auseinandersetzte, im Leben überraschte. „Der Kontakt mit der eigenen Seele nahm bei mir geradezu ekstatische Formen an.“ Als er schließlich im Reiki eine Einweihung bekam, warf es ihn fast aus den Bahnen. Er merkte, dass er zu einem extremen Energiekanal geworden war. „Für den Alltag war ich damit nicht mehr so gut zu gebrauchen. Ich widmete mich jetzt Dingen, für die wir keine Sprache haben.“ Er gab seine Arbeit auf und ging eine intime Beziehung zu seiner Seele ein. „Der Alltag bestand nun vor allem aus dem Meditieren. Das machte mich für das Sozialleben relativ schwierig.“ Nach Jahren des Rückzugs hat er sich nun entschlossen, diese Energie mit Menschen zu teilen. Wer sich für seine Kurse interessiert, müsse nichts weiter mitbringen als Unvoreingenommenheit. „Er muss sein eigenes wissendes Gefäß leer machen können und bereit sein, sich zwei Stunden einer Auffassung von der Seele hinzugeben, die vielleicht der eigenen widerspricht. Zen ist eine religiöse Praxis und nichts zum Diskutieren.“ Wichtig sei es zu wissen, dass Zen keineswegs verspricht, Leid zu überwinden. „Es ist nur ein bewusster körperlicher Kontakt bedingunsgloser Liebe. Aber du bist der Weg und musst selber entscheiden.“ Ihn selbst trieb die Not dorthin. „Es hat mich heimgesucht, ich habe es mir nicht erarbeitet. Man muss selbst Schmerzen erlitten haben, und das habe ich sehr oft. Zen befreit mich nicht von Leiden, aber ich finde eine Quelle in mir, zu der ich immer zurück kehren kann. Man lernt, mit dem Herzen zu schauen.“ Felix Kyoshin Förster bezeichnet sich selbst als „wilder Mönch“, er hatte keine Lehrer, verfolgt keine vorgegebene Ausrichtung. „Ich bin die Linie“, so sein Anspruch. Die Hinwendung zum Buddhismus und das Mönchsein habe für ihn nichts mit Verzicht zu tun, nur mit Fülle. „Ich lebe völlig normal, erfahre aber durch das Zen eine unglaubliche Bereicherung.“ Nach Potsdam trieb es ihn nach einem Unfall in der Schwäbischen Alb, wohin er sich nach 30 Jahren Kreuzberg zurückgezogen hatte. Er musste sich operieren lassen und verfiel in Depressionen. „Ich musste einfach wieder in die Nähe von Berlin.“ Für Berlin selbst fühlte er sich zu alt, und so kam er nach Potsdam, um auf Tuchfühlung zu bleiben. Bei der Erkundung seiner neuen Heimat zog es ihn sofort in die Schiffbauergasse, „wohl weil es dort ein bisschen nach Kreuzberg roch.“ Und als er in der fabrik von seinen Kursabsichten erzählte, stieß er sogleich auf Interesse. „Ich fühle mich hier willkommen und unterstützt.“ Heidi Jäger Der Zen-Kurs beginnt am 7. September und findet immer sonntags von 10 bis 12 Uhr statt. Teilnahmegebühr 5 Euro. Der Schwertkampf-Kurs ist donnerstags 18 bis 20 Uhr, 29/erm. 24 €/Monat. Anmeldungen unter 0170-3466698.

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