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Kultur: Dass zusammenwächst, was zusammengehört

Sommerausstellung im kunsthaus potsdam zeigt Arbeiten von 34 Künstlern aus Berlin und Potsdam

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Sommerausstellung im kunsthaus potsdam zeigt Arbeiten von 34 Künstlern aus Berlin und Potsdam Von Götz J. Pfeiffer „Damit zusammengehört, was zusammen sein soll. Oder so ähnlich.“ Hubertus von der Goltz ist sich nicht ganz sicher über den genauen Wortlaut des inzwischen geflügelten Wortes. Aber er meint das Richtige. Eine Begegnung von Kunst und Künstlern wollte der Mit-Initiator des kunsthauses potsdam und selbst Künstler zusammen mit seinem Partner Frank Zeidler, gleichfalls Künstler, erreichen. Deswegen heißt die von ihnen organisierte Gruppenschau „Sommerausstellung“, leider etwas einfallslos und nichts sagend. Noch bis zum 15. September ist zu sehen, was die beiden Betreiber des seit Ende 2002 bestehenden kunsthauses als ihren „Einstand für die Potsdam Künstler“ sehen. Zuvor hatten sie die Arbeiten international bekannter Künstler gezeigt, des Niederländers Armando und der Amerikanerin Gerda Meyer Bernstein. Repräsentativ sei die Auswahl der aktuellen Ausstellung wohl nicht, sind sich Goltz und Zeidler einig, eher ein kleiner Querschnitt. Auf „ein gewisses Niveau“ der Arbeiten habe man geachtet. Überhaupt zu beginnen mit der Künstlerbegegnung von Alt- und Neu-Potsdamern, von brandenburgischen und Berliner Künstlern war Goltz und Zeidler wichtig. Die knappe Vorbereitungszeit von nur drei Wochen, ihre langjährig gewachsenen Kontakte in der Berliner Kunstszene und Hinweise auf auch ihnen unbekannte Potsdamer Künstler – fertig war die Gruppenausstellung mit 34 Teilnehmern. Aber ob schon zusammengewachsen ist, was zusammengehört? Positiv gesprochen hatte Willy Brandt sich das 1993 zur deutschen Wiedervereinigung gewünscht. Im kunsthaus potsdam sind die Berliner Künstler in einem Raum unter sich. Die Arbeiten der Hiesigen finden sich in einem der anderen Ateliers. Doch den rund 300 Gästen des Sommerfestes, mit der die Gruppenschau just am Abend der Schlössernacht eröffnete, scheint die räumliche Trennung nicht fühlbar gewesen zu sein. Es habe Begegnungen gegeben, bekunden einmütig Goltz und Zeidler. Ihr erstes Ziel, Berliner und Potsdamer zusammenzubringen, war damit erreicht. Auch wollte man gegenseitige Ängste abbauen, gerade den hiesigen Künstlern beim Etablieren im Kunstmarkt helfen. Das klingt nach Völkerverständigung verwoben mit der Euphorie der ersten Nachwendejahre. Wer aber die Bemühungen der beiden bekennenden Neu-Potsdamer Goltz und Zeidler mit diesen Schlagworten wegwischen wollte, ginge allzu leicht an der Ernsthaftigkeit ihres Projekts vorbei. Ohne Groll erzählt Zeidler, dass er für die Auswahl der Berliner Künstler schon von zwei Besuchern beschimpft worden sei. Ob Hiesige, ob Zugereiste? Er weiß es nicht, es ist ihm auch egal. Aber er sieht sich am richtigen Platz, denn „ein Nachholbedarf zu schauen und zu lernen“ zeige sich an solchen Erlebnissen doch überdeutlich. Ob sie missionieren wollen? Nein. Pädagogisch wirken? Wieder nein. „Wir setzen uns für künstlerische Qualität und bestimmte Denkungsweisen ein“, umreißt Zeidler das Konzept. Unter den brandenburgischen Künstlern begegnen bekannte Namen, auch unbekannte Arbeiten: Von Alice Bahra die Fotoserie „Choreographie des Lichts“, Aufnahmen einer Installation aus Schnüren und Papieren, die ähnlich auf der Freundschaftsinsel zu sehen war. Grafik von Rainer, ein figürliches Objekt von Julia Ehrt. Aus Göran Gnaudschuns oft gezeigter Punk-Serie ein Foto, überraschend stark auch als Einzelobjekt, daneben Arbeiten von Andy Kern und Lothar Krone, dort Christian Roehls Wettbewerbsmodell „Hommage an den Wind“.Von Birgit Krenkel eine neuere Arbeit aus der Serie keramischer Kuben, von ihrem Mann Bernd eine eindrucksvolle großformatige Zeichnung „Fisch“. Soweit diejenigen, die Goltz und Zeidler als „Alt-Potsdamer“ bezeichnen. Sich selber und etliche andere, die nach der Wende in die Stadt kamen, nennen sie „Neu-Potsdamer“, durchaus mit Stolz. Durch Ausstellungen in der Sperlgalerie bekannt sind Squaw Hildegard Rose und ihre titellosen, mystischen Landschaften. Ein brandenburgischer Neuzugang ist auch Henning Kürschner, Professor an der Berliner Hochschule der Künste, mit einem auffallend gegenständlichen, kleinen „Weißen Tisch“. Daneben Bernd Damke und die beiden Gastgeber, die sich mit zwei kleinen Arbeiten bewusst zurückhaltend in der neuen Heimat präsentieren. Eine fotografische Arbeit mit philosophischem Titel von Zeidler, über einem Treppenaufgang montierte Goltz eine Figur in „Balance“ auf der Spitze eines Dreiecks. Ob sein Objekt programmatisch für die Ausstellung stehen könne? Möglich, Balance sei das Thema seiner Arbeit. Vielleicht haben die beiden kunsthaus-Betreiber die Vermischung der Ost- und West-Sphäre auch vermieden, weil im Berlin-Raum ein anderer Ton spürbar wird: Kühler wirkt die Öl-auf-Papier-Arbeit „Rotes Paar“ von Martin Assig, Distanz zum Betrachter schafft auch das titellose, organische Objekt aus Polyesterwatte von Nadine Rennert. Konstruktivisch das in Bronze gegossene „Building“ von Jo Schöpfer, Technik verliebt die Arbeit von Natalja Struve, ein „digitalberührtes Foto“ im grob gepixelten Design. Ungeachtet aller Individualität künstlerischer Stile zeigt sich, wie sehr noch zusammenwachsen muss, was zusammengehört. Bs 16. September im kunsthaus potsdam, Ulanenweg 9, Do-So 12-18 Uhr.

Götz J. Pfeiffer

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