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Kultur: Debussy mit delikaten Klangfarben Orchesterwoche in der Friedenskirche Sanssouci

Robert Schumann schrieb sein Cellokonzert a-Moll in unglaublich kurzer Zeit. 22 Tage brauchte er, um aus den ersten Entwürfen eine vollwertige Partitur zu machen.

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Robert Schumann schrieb sein Cellokonzert a-Moll in unglaublich kurzer Zeit. 22 Tage brauchte er, um aus den ersten Entwürfen eine vollwertige Partitur zu machen. Orchester sind, wenn überhaupt, nur ein paar Tage mit dem Einstudieren und den Proben mit dem Solisten beschäftigt. Dann kommt das Konzert und in gut 30 Minuten ist alles vorbei. So geht es zu bei den professionellen Klangkörpern wie den Liebhaberorchestern. Doch für Laien bedeutet die Beschäftigung beispielsweise mit Schumanns Cellokonzert eine große Herausforderung, technisch und interpretatorisch.

Auch die Potsdamer Orchesterwoche und ihr Dirigent Matthias Salge sind davon nicht ausgenommen. Kommen viele ihrer Enthusiasten schon seit vielen Jahren immer wieder im Juli nach Hermannswerder – die Orchesterwoche fand bereits zum 38. Mal statt -, um gemeinsam zu musizieren und Konzerte zu veranstalten, so kann man Matthias Salge noch als Neuling bezeichnen. Der Musikpädagoge des Evangelischen Gymnasiums Hermannswerder wurde im vergangenen Jahr Nachfolger von Dietrich Schönherr, der 36 Jahre die Orchesterwoche leitete. Agierte Matthias Salge im vergangenen Jahr noch etwas hölzern, so fand er im diesjährigen Abschlusskonzert, das traditionell in der Friedenskirche Sanssouci stattfand, zu größerer Lockerheit und Ausstrahlung. Dass er präzise mit dem Orchester arbeitet, das in der Regel nur einmal im Jahr zusammenkommt, wurde 2013 deutlich.

Trotz der Hitze der vergangenen Woche, die den Probenprozess erschwerte, war den Musikern, die größtenteils Amateure sind, keine Müdigkeit anzumerken. Doch Schumanns zerfurchtes und zerklüftetes, angespanntes und wunderbares Cellokonzert erklang im Zusammenspiel mit dem 20-jährigen Solisten Moritz Klauk, der in Leipzig beim prominenten Cellisten Peter Bruns studiert, seitens des Orchesters zu nervös und unausgewogen. Die unruhige Spannung des Werkes konnte hierbei ein noch nicht gestaltetes Ergebnis werden. Besser wäre es gewesen, wenn sich das Orchester mit der Rolle eines bescheidenen Kommentators begnügt hätte. So wollte es immer wieder nach vorn drängen. Moritz Klauk musizierte indes auf seinem Cello mit geschwungenen, blühenden Linien, wohldosiert eingesetztem Vibrato, ließ Überzuckerungen, die man im zweiten Satz oft vernimmt, nicht aufkommen. Den Namen des Cellisten sollte man sich merken. Er wurde vom Publikum mit großer Herzlichkeit gefeiert.

Schumann gehörte zu den Komponisten, die von den Norwegern Johan Severin Svendsen und Edward Grieg verehrt wurden. Die zum Auftakt gespielte Ouvertüre „Carneval in Paris“ von Svendsen, ein Stück mit schillernden Farben, geriet ebenfalls noch zu nervös, ohne Spannungsbögen. Dies sollte sich jedoch ändern. Griegs Peer-Gynt-Suite Nr. und Nr. 2 mit Morgenstimmung, Aases Tod, Die Halle des Bergkönigs und Solveigs Lied brachten es in puncto Popularität weit und standen und stehen bis heute für norwegische Nationalromantik schlechthin. Die Potsdamer Orchesterwoche musizierte die Stücke mit einem wunderbar weichen Klang, der auch in den dynamischen Kontrasten stets kontrolliert und geformt wirkte.

Die Wiedergabe der Bearbeitung der Klavierstücke von Claude Debussys „Deux Arabesques“ für Harfe und Orchester gehörte zum Höhepunkt des Konzerts. Mit warmen fließenden Tönen ließen die Harfenistin Gabriele Namaschk und das Orchester die impressionistisch geprägte Musik in delikaten Klangfarben erklingen. Forsch und enthusiastisch war dann das Finale, mit Gisbert Näthers hörerfreundlicher Orchesterfantasie „Castel del Monte“ aus dem Jahre 1988. Das Publikum in der Friedenskirche war dem Dirigenten und der Potsdamer Orchesterwoche sehr zugeneigt und applaudierte langanhaltend. Man bedankte sich mit einer schmissigen Polka von Johann Strauß. Klaus Büstrin

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