Von Klaus Büstrin: Dem Vorgänger Lenné ganz nahe
Harri Günther feierte seinen 80. Geburtstag
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Nur Peter Joseph Lenné hatte mehr Jahre als Gartendirektor Sanssoucis aufzuweisen als Harri Günther. 42 Jahre lang war der große Landschaftsgestalter des 19. Jahrhunderts Chef der königlichen Gärten Preußens. Dreiunddreißig Jahre stand Günther der Garten-Direktion vor, von 1959 bis 1992. Am 1. Dezember konnte er, wie wir erst jetzt erfuhren, seinen 80. Geburtstag feiern.
Seinem bedeutenden Vorgänger Peter Joseph Lenné ist er Zeit seines Berufslebens und darüber hinaus eng verbunden. So schrieb Harri Günther ein vielgerühmtes Buch zur Biografie, zu Gärten, Parks und Landschaften Lennés und veröffentlichte gemeinsam mit der unvergessenen Kunsthistorikerin Sibylle Harksen Bestandskataloge der Lennépläne und -zeichnungen, die in der Plankammer der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten aufbewahrt werden. Und natürlich hatte und hat er nicht nur die Gartenpläne vor Augen, sondern auch die wunderbaren Schöpfungen seines Vorgängers unmittelbar. Mit langem Atem rekonstruierte er die von Lenné geschaffenen Garten-Räume, den Park Charlottenhof oder den Marlygarten.
Auch den Sanssouci-Weinberg. Günther brachte, so der Kunsthistoriker Heinz Schönemann, die Einheit von Schloss und Hügel unter der dominierenden architektonischen Idee ins 18. Jahrhundert zurück. Der Neue Garten und der Park Babelsberg standen ebenfalls im Focus des promovierten Gartendirektors. Auch hier mussten die malerischen Anlagen des Klassizismus und der Romantik, die mit intimen Räumen sowie mit weiten Sichten bedacht, wiederhergestellt werden. Der Forderung, dass ein Garten und eine Parkanlage einer ständigen Pflege bedarf, verschrieb sich Harri Günther ganz vehement. Auch darin war er Lenné ganz nahe.
Er litt sehr darunter, dass die politische Grenze, die den Neuen Garten und den Babelsberger Park seit 1961 durchschnitt, eine umfassende Rekonstruktion verhinderte. Gleich nach dem Fall der Mauer, im Jahre 1989, konnte aber der Gartendirektor mit seinen Mitarbeitern schrittweise die Grenzstreifen des Neuen Gartens wieder in die Parklandschaft integrieren. Auch in Babelsberg begann man, die Wunden zu heilen.
Der im vogtländischen Reichenbach Geborene kam in jungen Jahren nach Dessau. Die Kulturlandschaft der Stadt und ihrer Umgebung hat ihn schon früh fasziniert. Die tiefen Bindungen zu ihr sind bis heute geblieben. Mit welch einer Liebe spricht er beispielsweise über den romantischen Landschaftspark rund um das Schloss Luisium. Harri Günther studierte am Institut für Garten- und Landschaftskultur der Humboldt-Universität Berlin. Danach kam er nach Potsdammit ihrer so kostbaren Parklandschaft des 18. und des 19. Jahrhunderts.
Auf ein reiches Lebenswerk kann der ehemalige Gartendirektor Sanssoucis zurückblicken, ein Werk, das stets der Schönheit Potsdams gewidmet war.
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