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Kultur: „Den Blumen dienend“

Gartenblumen in HB-Vasen: Vorführung mit großer Resonanz im Kutschstall

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„Es war mein Bestreben, keine modischen Schlager, sondern einfache, zeitlose Dinge zu machen.“ Das war die Devise der Keramikerin Hedwig Bollhagen. Unübertroffen ist wohl auch die Schlichtheit ihrer Vasen, vor allem was die Formen betrifft. Am Samstagnachmittag konnte man Blumengefäße während einer Begleitveranstaltung zur großen Bollhagen-Ausstellung im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Augenschein nehmen, bei „Gartenblumen in HB-Vasen“.

Rund 90 Liebhaber von Keramik der Marwitzer Künstlerin sowie floristischer Kunst haben Gartendenkmalpfleger Peter Herling und Jörg Näthe, Chefgärtner der Freundschaftsinsel, zugehört und zugeschaut, was sie zu den HB-Vasen meinen und wie man sie mit Blüten, Zweigen und Gehölzen aus Gärten, Feld und Flur füllen kann. Herling und Näthe sind bekanntlich auch Meister in diesem Fach. Ihre Gestaltungskünste kann man des öfteren bewundern.

„Nicht jede Vase muss voll gefüllt werden. Oftmals ist weniger mehr“, sagte anfangs Jörg Näthe und kreierte gleich darauf, wie eine Vase geschmückt werden kann. Denn auch Hedwig Bollhagens Blumengefäße sind zumeist funktionsorientiert, nicht für Repräsentationszwecke geschaffen. Sie sind ohne Schnörkel, sachlich, standfest. Natürlich findet man bei HB auch Vasen mit ganz unterschiedlichen Dekoren, mit geometrischen und floralen Mustern. Manche davon gingen in Serie, viele blieben Einzelstücke. Aber sie schuf stets „dienende Formen, den Blumen dienend“, wie der Garten- und Landschaftsarchitekt Hermann Göritz im Hinblick auf die Gartengefäße und Vasen einst sagte.

Herling und Näthe wählten für ihre Vorführung im Kutschstall kleinere weiße Vasen aus, die durch die Gestaltung mit Blumen erst zur Wirkung kamen. Beispielsweise das nach oben zusammen gedrückte Gefäß, das der Inselgärtner mit Cotoneaster, mit Blättern der Hosta, Rittersporn und mit Riesenpfeifengräsern füllte. Näthe gab dabei den Hinweis, dass man Gräser immer als Bund in die Vase stellen sollte, denn sonst würde die Gestaltung zerfasern. Nach kurzer Zeit waren bereits Gartenschönheiten in einer HB–Vase zu bewundern. Wie ein eleganter Fächer fielen sie auseinander. Auch die Besucher wurden dann eingeladen, selbst Sträuße in den Vasen zu gestalten. Dazu ließ man sich nicht lange bitten und versuchte, den Meistern nachzueifern. Mit Heidekraut, Fetter Henne, Zinnien, Ginster, Rainfarn, Fenchel und vor allem mit der leuchtenden Goldraute gab es eindrucksvolle Talentproben.

Peter Herling, der mit Hedwig Bollhagen freundschaftlich verbunden war, erzählte auch von den Beziehungen zwischen der Keramikerin und dem Staudenzüchter und Gartenphilosophen Karl Foerster. Der Bornimer Gärtner schätzte die Gartengefäße der Marwitzer Künstlerin. Er regte an, dass es in jedem gut sortierten Haushalt mindestens 30 verschiedene Vasen geben sollte, ob nur von HB bleibt dahin gestellt. Doch im Foerstergarten findet man auch heute noch Keramik aus den Werkstätten in Marwitz.

Peter Herling und Jörg Näthe machten darauf aufmerksam, dass das Thema Gartenkeramik in einer weiteren Gedenkausstellung für Hedwig Bollhagen ab November im Pavillon auf der Freundschaftsinsel bedacht werden soll, in Verbindung mit Erinnerungen an den Potsdamer Landschaftsarchitekten Walter Funke, der für die Neugestaltung der Insel in Potsdams Mitte verantwortlich zeichnete.Klaus Büstrin

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