Kultur: Der Aufstieg des T-Werks
Bald Schluss mit provisorisch: Das Theaterzentrum zieht in drei Wochen in den neu sanierten Pferdestall der Schiffbauergasse. Eröffnung ist im Mai
Stand:
Gewusel unter blauem Himmel. Es wird gebohrt und gehämmert, ganz vorne in der Schiffbauergasse, gleich rechts, wenn man auf das Gelände kommt, hinter der Reithalle B. Noch bis Ostern, dann soll der Pferdestall, das neue Domizil des T-Werks, fertig sein. Dann ist geplante Übergabe. Jens-Uwe Sprengel, der künstlerische Leiter des Theaterzentrums, das seit 1997 als Zusammenschluss der Theater-Vereine DeGater''87 und Theater HAVARIE e.V. besteht, führt durch die großen Türen in das Backsteingebäude mit den runden Bögen in den Steinwänden, die eher an orientalisch verschleierte Architektur erinnern, als an Pferdestall. Sehr passend für die Märchennacht, die das Theaterzentrum in jedem Jahr veranstaltet. Das Foyer ist rötlich gestrichen, der helle Probesaal mit Holzboden ausgelegt. Im ersten Stock sind die Büros. Viel Licht, weiße Wände, dicke Balken.
Viel Zeit bleibt den Theatermachern allerdings nicht, um sich einzurichten. Am 29. April schon kommen die ersten Gäste ins Haus: wenn sich das gesamte Soziokulturelle Zentrum Schiffbauergasse der Öffentlichkeit vorstellt. Die einzelnen Träger haben ihre eigenen Eröffnungstermine. Die fabrik ist am 20. April mit einer Tanzpremiere dran. Das T-Werk weiht die große Halle am Schirrhof am 11. Mai mit dem Musiktheater „Kosmos“ von dem bedeutenden polnischen Autoren des 20. Jahrhunderts Witold Gombrovicz ein. Die aktuellen T-Werk-Produktionen werden auch während der Umzugswirren in der Reithalle B gezeigt, dort, wo das freie Theater seit zwei Jahren provisorisch untergebracht ist. Heute und morgen zum Beispiel steht wieder einmal die Lesung mit Musik „Orange und Zitrone“ auf dem Programm: Englische Märchen und Lieder aus dem Frühbarock.
Geschichten mit Musik erzählen, szenische Konzerte, das ist die Richtung, in der sich das T-Werk weiter profilieren will, sagt Sprengel. Mit beiden Beinen ganz fest auf dem Boden bleibt der Theatermann, wenn er den Anspruch seines Hauses formuliert: Eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen steht bei ihm eher im Hintergrund. Theater spiegele schließlich immer auch eine spezifische Welt, die mit Gesellschaft korrespondiert. „Theater muss nicht mehr neu erfunden werden. Es muss nur seinen ganz eigenen künstlerischen Ansatz finden und eine Welt schaffen, mit spezifischen Bildern, Musik und Choreographie.“
Und das T-Werk ist da auf einem guten Weg, sich in allen Sparten zu profilieren, als Musiktheater für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Seit das Zentrum vor zwei Jahren vom Waldschloss in die Schiffbauergasse zog, hat sich einiges getan. Die Arbeitsbedingungen sind besser, die Räumlichkeiten günstiger. Mehr Publikum als in der Stahnsdorfer Straße kommt in die Schiffbauergasse. Die Zusammenarbeit mit dem Hans Otto Theater, der fabrik, dem Waschhaus funktioniere gut. Sprengel ist ganz und gar zufrieden. Es gibt regelmäßige Treffen, man spricht über Konzepte, Pläne. Die T-Werk-Festivals, Märchennacht, Unidram, Kinderkultur- Tage werden jetzt oft in Kooperation organisiert. Und dann hat er doch noch etwas zu kritisieren: Die Entwicklung des Standortes sei nicht vernünftig diskutiert worden. Die Stadt habe die Träger vor Ort nicht einbezogen, nicht beim Fluxus-Museum und nicht in Fragen zur Nutzung der Schinkelhalle, der Werbung in der Stadt oder dem Parkhaus. Auch den Eröffnungstag hat die Stadt allein festgelegt. Schade, findet der T-Werk-Chef diesen Schatten über dem Kulturort. Denn eigentlich hält er die Schiffbauergasse für ein großes Projekt mit vielen Chancen. Er ist glücklich mit dem neuen Pferdestall. Die Zukunft für das T-Werk kann kommen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: