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Kultur: Der Blick des Anderen

Die Fotografen Joachim Liebe, Rex Schober und Jörg Meier stellen in der ae-Galerie aus

Stand:

Schulkinder in Schuluniform lachen den Betrachter an. Der Potsdamert Fotograf Joachim Liebe hat sie 2008 in Kuba aufgenommen. Ein schüchternes Mädchen namens Zelma mit rotem Paillettenpulli schaut ernst in die Kamera. Jörg Meier hat sie 2010 in Kairo fotografiert. Vom Fotografen Rex Schober eher unbemerkt beobachtet, zeigt sich ein kambodschanischer Junge im Profil. Das war 2012.

Erwiderte Blicke eines Fotografen in ein fremdes Antlitz können für einen Moment eine angespannte Situation schaffen. Erst durch die Einwilligung des Fotografierten entspannt sich die Lage. Fröhlich, frech oder ernst schaut der Porträtierte in die Kamera. Wir als Betrachter solcher Fotografien sind teilnahmslos, können aber Empathie für die abgelichteten Menschen empfinden.

Die 5. Ausgabe des Europäischen Monats der Fotografie steht unter dem Motto „Der Blick des Anderen“. In Berlin können bis 30. November 500 Fotografen an 100 Orten „besucht“ werden (www.mdf-berlin.de). In diesem Rahmen zeigt auch die a|e Galerie in Potsdam drei Fotografen an drei verschiedenen Orten: Mit Kuba hat sich Joachim Liebe seinen großen Reisewunsch erfüllt. Er wollte dieses noch existierende sozialistische Land sehen. Trotz großer Armut haben sich die Menschen ihre karibische Fröhlichkeit bewahrt. Erstmalig stellt Liebe auch Fotos aus, die er von Grabsteinen des ehemaligen russischen Friedhofs, südlich von Potsdam, 2012 aufgenommen hat. Die verwitterten Gesichter der Toten wirken unheimlich. „Die Zeit danach“ nennt er seine Serie.

Jörg Meiers Leitmotiv in Kairo hieß: „Ruhe im Sturm“. Die Langsamkeit, Bewegungslosigkeit der Menschen haben ihn in der Megacity fasziniert. Es ist die Ruhe vor dem ägyptischen Sturm, der am 25. Januar 2011 - vom Tahrirplatz ausgehend - durch die Stadt fegte. Jörg Meiers Fotoserie entstand anlässlich seiner Diplomarbeit an der Fachhochschule Dortmund, für die er die Bestnote erhielt.

Rex Schober bereiste im April 2012 Kambodscha und Vietnam. Neben klassischen Schwarzweißaufnahmen wie „Am Tonle Sap lake“ zeigt er zum ersten Mal seine farbenprächtigen Handyfotografien. Die Ansicht der Bucht von Halong im Golf von Tongking scheint Postkartenmotive zu parodieren, verführt aber durch Schobers kompositorischen Blick und die Technik der Handyfotografie in eine neue ästhetische Welt.

„Ein Foto muss man als eine Einheit sehen, auf einen Blick, wie bei einem Gemälde“, meinte Henri Cartier-Bresson. Darüber hinaus lohnen sich der zweite und dritte Blick des Betrachters: „Der Blick des Anderen“ meint die Galeristin Angelika Euchner. JÄ

Zu sehen bis 30. November, ae-Galerie, Luisenforum, Hermann-Elflein-Straße 18, Mi und Fr 15 -19 Uhr sowie Sa von 12-16 Uhr

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