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Kultur: Der Blick für den Moment

Gartengestalterin Marianne Foerster stellt in „Natur Strukturen Räume“ erstmals ihre Fotografien aus

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Gartengestalterin Marianne Foerster stellt in „Natur Strukturen Räume“ erstmals ihre Fotografien aus Der üppige, weißblühende Hortensienstrauch breitet sich stolz neben der weißen Holzbank aus – ein schöner Blickfang von Marianne Foersters Terrasse. Ein Foto wäre er dennoch nicht wert, befindet die Gartenbesitzern rigoros. „Da muss erst das Licht weicher werden und auch die Wolken müssen mitspielen“, urteilt sie mit geübtem Auge. Marianne Foerster weiß nicht nur, wie sich Pflanzen zu einem wahren Farbmeer vereinen lassen und sie dennoch ihre Individualität behaupten, sie vermag es auch, Stimmungen im richtigen Moment einzufangen. Erstmals wird sich die Gartengestalterin nunmehr auch als Fotografin in der Öffentlichkeit ausweisen: in der heute beginnenden Ausstellung „Natur – Strukturen – Räume“ im Pavillon auf der Freundschaftsinsel. „Ich bibbere schon“, bekennt die durchaus couragiert wirkende Frau. Die Idee zu dieser Schau sei von ihrer Nachbarin, der Keramikerin Dorothea Nerlich, gekommen, die ebenfalls in der Ausstellung ihre Arbeiten präsentiert. Die beiden Frauen wissen nur zu gut, dass sie sich bestens ergänzen. Seit der BUGA 2001 stellt Dorothea Nerlich regelmäßig im Herbst ihre Vasen und Pflanzgefäße im Foersterschen Senkgarten aus. „Ihre Pötte passen so gut in meinen Garten, dass alle denken, sie gehören zum Garten dazu. Keiner kommt auf die Idee, es sei eine Verkaufsausstellung. Das ist natürlich das schönste Kompliment für die Keramikerin.“ Marianne Foerster fotografiert bereits ein halbes Jahrhundert, sie kannte es schon vom Vater, der mit Platten und Dias die Schränke füllte. Ihr erstes „Labor“ richtete sie sich in Schweden ein, wo es sie in den 50er Jahren hin verschlug, um im dortigen Botanischen Garten zu arbeiten. „Damals begann die Knipserei.“ Anfangs war sie nur auf Schwarz-Weiß fixiert. „Doch mein Vater wollte gern auch Farbiges von meinen Reisen und von Blumen haben.“ Also erfüllte sie ihm diesen Wunsch und drückte drauf, wann immer ihr Empfinden angeregt wurde. Die Technik interessierte sie dabei weniger: „Die Kamera muss funktionieren wie eine Waschmaschine, mit einem Knopfdruck muss alles erledigt sein.“ Licht, Struktur, Proportionen und Farben – das sind für sie die Herausforderer. „Die Motive müssen förmlich danach schreien, fotografiert zu werden.“ Die Schwarz-Weiß-Fotos verbannte sie dennoch nicht aus ihrem Sichtfeld. Immer wieder tauchte sie in ihrer Dunkelkammer ab, versuchte aus den klitzekleinen Negativen alles herauszuholen. Auch in Brüssel, wo es sie 30 Jahre hielt, und wo sie in einem Büro für Gartenarchitektur arbeitete. Die Kamera blieb ihr ständiger Begleiter. Besonders gern erinnert sie sich an die Reisen mit ihrer Mutter, die allerdings ganz geheim bleiben mussten. Schließlich durfte sich Eva Foerster trotz Alliiertenpasses nicht bei diesen Privatunternehmungen erwischen lassen. Eva und Marianne eroberten dennoch gemeinsam die Welt und hielten ihre Erlebnisse in Tagebüchern fest: die Mutter schrieb, die Tochter fotografierte. Haben sich ihre Fotos im Laufe der Jahrzehnte verändert? „Etwas schon“, glaubt Marianne Foerster, einfach, weil sie nicht mehr so viel reisen kann und sich dadurch die Motive wiederholen. Wenn sie dann mal ans Meer fährt, lassen sie Steine, Sand und Wasser nicht los. Und dabei kristallisiert sich schließlich ein „Ein-Stein“ heraus, der nun in der Ausstellung Einzug hält, wie auch ihre Grashalme im Schnee, die Heuschrecken auf Reisen oder „Ein Fisch namens Wolfgang“, der aus dem Joopschen Teich in den ihrigen wanderte. Auch Zuhause gibt es immer wieder Überraschungen, wenn beispielsweise im Winter die Vögel ums Futter kämpfen „und in irre Bewegungen verfallen“. Und erst einmal die himmlischen Katzenmotive ... Ja, eine Ausstellung mit Tieraufnahmen würde sie gerne machen. Beim Thema Katzen bekommt Marianne Foerster sichtlich glänzende Augen. Eigentlich würde sie ja lieber Hunde haben, „aber das darf ich nicht laut sagen, sonst sind die Katzen sauer“, meint sie schmunzelnd. „Aber Hunde benötigen viel Zeit und Aufmerksamkeit, und sie würden zudem in meinen Beeten herumbuddeln.“ Allerdings wuchs sie selbst mit zwei Neufundländern auf, „die eigentlich ausgemachte Wühler sind. Ich weiß nicht, wie meine Mutter sie zur Räson brachte.“ Als Marianne Foerster 1991 in ihr Elternhaus zurückkehrte, fühlte sie sich keineswegs als Fremde. „Ich kam dauernd mit meinem Kater angereist. Meine Wurzeln waren immer hier.“ Und so war es für sie selbstverständlich, das Erbe der Eltern fortzusetzen. Sie lebt auch ohne Probleme mit den ständigen Besuchern in ihrem Garten, dem „Schaufenster“ der Gärtnerei. „Die hierher kommen, sind keine Fremden. Ich rede mit ihnen, frage, was ihnen gefällt und was sie anders machen würden.“ Ganz beglückt war sie, als englische Gartenkenner zu ihr sagten: „Man hat das Gefühl, jede Pflanze hat sich hier ihren Platz selbst ausgesucht.“ So wie die weiße Hortensie, die inzwischen ins rechte Licht getaucht ist und nun auch Marianne Foersters Fotografenauge schmeichelt. Heidi Jäger

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