Die zweite Potsdamer Tanznacht im Doppelpack Selbst die Toiletten bleiben zur Potsdamer Tanznacht nicht von der Kunst verschont. Wie schon beim Auftakt im vergangenen Jahr soll das ganze Haus der fabrik in einen großen Aufführungs-Parcour verwandelt werden: Der Besucher wechselt von einer Vorstellung in die andere und kann auch in den Entstehungsprozess neuer Stücke hineinriechen. In diesem Jahr darf er sich sogar als Reporter in die Welt des Tanzes hineinfragen, vier verschiedene Choreografen ins Kreuzverhör nehmen. „Wir stellen dafür unsere Schlafzimmer bereit, die sich jeder Choreograf nach eigener Fasson einrichten darf. Zehn Minuten – mit einer Eieruhr gestoppt – kann dann der Frager sein Gegenüber zu konkreten Projekten auf den Zahn fühlen“, so Laurent Dubost, der diese Interview-Idee erfand und auch eine Notfrageliste ersann, um dem „Reporter“ auf die Sprünge zu helfen, falls ihm die Worte ausgehen. Die Potsdamer Tanznacht ist in ihrem zweiten Jahr gereift: Waren es anfänglich bereits existierende Stücke, die non stop in die Räume hinein gepflanzt wurden, gibt es jetzt auch Extra-Zuschnitte, die für bestimmte Situationen speziell kreiert wurden, wie eben die Klogeschichten. So zeigt Lea Martini auf der HerrenToilette „–and she loves it“ – ein „kurzes Spiel über alltägliche Absurditäten und ein Versuch, zwischen die Worte zu tanzen“. Lea Brinkmann nähert sich wiederum auf der weiblichen Örtlichkeit der Geschichte des Ellenbogens. Die Graffitimauer am Biergarten der fabrik ließ Philippe Fabre eine Flüchtlings- und Mauersituation assoziieren, wie sie sich zum Beispiel in Jerusalem auftut. In seinem Solo zeigt er einen Mann, der festsitzt und keinen Weg auf die andere Seite der Wand findet. Es gibt auch work in progress, wenn sich zum Beispiel die fabrik-Tänzer Sabine Chwalisz, Wolfgang Hoffmann und Sven Till langsam auf ein neues Stück zubewegen, aber der „Grauzone“ noch nicht entwichen sind. „Jess Curtis hat hingegen schon sehr viel Material“, weiß Sven Till als Tanznacht-Organisator zu berichten. Curtis“ Stück spreche von der Sehnsucht und der Angst vor Berührung und habe im Juni 2005 Premiere. Fertig sind hingegen schon Paula E. Pauls „häschen hops“, der zweite Teil ihres Projekts „Ein Instrument und ein Paar Füße“, das diesmal die heitere Seite anschlägt. Insgesamt zwölf Angebote durchschlängeln die um 21 Uhr beginnende Nacht, die sich bis etwa 1 Uhr hinziehen dürfte, prophezeit Sven Till, der auch betonte, dass nicht alle alles sehen könnten, es zeitliche Überlagerungen gebe. „Aber die Tanznacht lebt ja auch von der Begegnung danach, bei der man seine Erlebnisse austauschen kann.“ Diesmal gibt es die Nacht gleich zwei Mal, um den Besucherandrang, der letztes Jahr herrschte, etwas zu entzerren. Heidi Jäger 25. und 26. Juni, 21 Uhr, fabrik, Eintritt: 10/7 €, für beide Abende 12/10 €.
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