Kultur: Der Kaiser in Farbe und Schwarzweiß
Historische Fotos ab 14. August im Neuen Palais
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Historische Fotos ab 14. August im Neuen Palais Sanssouci-, Foto- und Hohenzollernfreunde dürften sich gleichermaßen auf eine bisher in Deutschland einmalige Schau historischer Fotos aus dem Nachlass des letzten deutschen Kaisers Wilhelms II. freuen: Ab dem 14. August ist sie in den Unteren Roten Kammern des Neuen Palais zu sehen. Das neueste Heft des Besuchermagazins „Porticus“ der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zeigt eine der teilweise erstaunlichen Aufnahmen: Das Vier-Generationen-Foto des Potsdamer Hof–Fotografen Hermann Selle. Aufgenommen ist es im Neuen Garten anlässlich der Taufe des ersten Sohnes vom Prinzen Wilhelm, des späteren Kaiser Wilhelms II., im Jahre 1882. Kaiser Wilhelm I. hält das Taufkissen mit dem Baby, flankiert vom Vater des Kindes im roten Uniformrock und dem Großvater, Friedrich III., dem späteren 99-Tage-Kaiser. Kronprinzessin Victoria schrieb dazu am 10. Juni 1882 an ihre Mutter, Queen Victoria von England: „Ich schicke Ihnen ein sehr hässliches, aber amüsantes Foto vom Kaiser, Fritz, Willi und Baby, vier Generationen auf einem Foto.“ Das betreffende Bild stammt aus der Sammlung von Huis Doorn und gehört zum fotografischen Nachlass Kaiser Wilhelms II. (1859 bis 1941). Der letzte deutsche Monarch hinterließ in seinem niederländischen Exil in Huis Doorn eine Sammlung von mehr als 12 000 Fotografien. Darunter sind 250 so genannte Autochrome, das heißt kolorierte Glasplatten-Stereofotos. Nur ein kleiner Teil ist im Museum von Huis Doorn zu sehen, der größte Teil lagert aus konservatorischen Gründen im Fotoarchiv, darunter 23 Ordner mit 2400 Fotos aus der Zeit des ersten Weltkrieges. In der Ausstellung im Neuen Palais werden erstmals in Deutschland 210 Fotos und zwanzig Alben aus der kaiserlichen Sammlung zu sehen sein. Ergänzt wird die Ausstellung durch 30 Fotos aus der Sammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Die Potsdamer Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Huis Doorn. Die ältesten gezeigten Fotos stammen aus den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts und sind somit wertvolle Dokumente aus der Entstehungszeit der Fotografie. Ihre Qualität und ihr Erhaltungszustand dürften über 140 Jahre danach im Zeitalter der digitalen Fotografie besonderes Interesse finden. Etwa die Hälfte der Fotografien befindet sich noch im originalen Rahmen, einige sind mit dem Namenszug des Kaisers versehen. Die Fotos wurden zur Entstehungszeit wie kostbare Kunstwerke behandelt und mit der Jahrhundert-Patina versehen sind sie es heute in noch viel größerem Maße. Günter Schenke
Günter Schenke
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