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Kultur: Der Literatur verpflichtet

Zahlreiche Angebote in der Villa Quandt

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In einem Punkt muss Hendrik Röder widersprochen werden. Aus finanziellen Gründen hat das Brandenburgische Literaturbüro das komplette Jahresprogramm in der Villa Quandt in einem Veranstaltungsheft zusammengefasst. Noch im Vorjahr gab es für jedes Halbjahr ein eigenes Ankündigungsheft. Nun befürchtet Röder, Geschäftsstellenleiter im Literaturbüro, dass das komplette Jahresprogramm, das er am Mittwoch in einem Pressegespräch vorstellte, schneller in den Altpapiercontainer wandern könnte. Doch wer die Literatur schätzt, das Programm in der Villa Quandt am Pfingstberg vom vergangenen Jahr kennt und einen Blick auf die Autoren wirft, die in diesem Jahr erwartet werden, wird sich hüten, dergleichen zu tun. Eher wird er seinen eigenen Kalender zur Hand nehmen und mit rotem Stift die 16 Veranstaltungen vermerken.

Die Potsdamer Schriftstellerin und Übersetzerin Antje Ravic Strubel, Sherko Fatah, Iris Hanika, Harald Martenstein und Lutz Seiler – das Literaturjahr 2009 in der Villa Quandt mit dem Brandenburgischen Literaturbüro verspricht ein gutes zu werden. Neben den ausgewählten Romanciers setzt das Team um Röder auch in diesem Jahr auf den Schwerpunkt Sachbuch.

In der erfolgreichen Reihe „Im Gespräch mit Alexander Gauland“ wird Ralf-Peter Märtin im April erwartet, der über „Die Varusschlacht. Rom und die Germanen“ geschrieben hat. Im Juni diskutiert Gauland mit Johannes Willms über dessen Buch „Napoleon. Verbannung und Verklärung“, im November mit Karl Schlögel über dessen preisgekrönte Analyse „Terror und Traum. Moskau 1937“.

Eine Veranstaltung, die schon im Vorfeld für reges Interesse sorgt, ist der geplante Vortrag „Die Villa Quandt als Wohnsitz der Prinzen Oskar und seiner Familie“, mit dem am 10. Februar eine Fotoausstellung eröffnet wird, die erstmals Einblicke in die Ausstattung der Räume in der Villa zu Lebzeiten von Prinz Oskar, dem fünften Sohn Kaiser Wilhelm II., geben. „Das Preußische fasziniert nach wie vor“, so Röder. Selbst aus Schleswig-Holstein hat sich schon ein Besucher angekündigt.

Röder hofft, dass auch im Jahr 2009 die Veranstaltungen ihr Publikum finden. „Das vergangene Jahr lief für uns sehr gut. Bis auf eine Veranstaltung hatten wir immer zwischen 40 und 80 Besucher“, sagte Röder. Nach dem Umzug aus der Innenstadt in die sanierte Villa Quandt habe sich auch das Publikum verändert. „Unser Ziel ist es, in diesem Jahr verstärkt die Menschen aus der ganzen Stadt anzusprechen“, sagte Röder. Dazu könnte auch das Projekt „Zeitstimmen“ beitragen.

So plant das Literaturbüro, das neben den Veranstaltungen in der Villa Quandt im ganzen Land Brandenburg unterwegs sind, mit „Zeitstimmen“ ein Geschichtsbuch der Brandenburger, das aus Tagebüchern, Briefsammlungen und Fotografien bestehen soll. „Wir starten jetzt die ersten Aufrufe und hoffen, dann eine entsprechende Resonanz zu bekommen“, sagte Projektleiter Peter Walther. Noch sei alles offen, doch Walther hofft, dass genug persönliche Dokumente zusammenkommen, so dass aus „der Summe der subjektiven Stimmen ein objektives Bild entsteht“, wie bei dem kollektiven Tagebuchprojekt „Echolot“ von Walter Kempowski. Zeitlich gibt es keine Eingrenzungen, werde sich aus den Einsendungen ergeben, wie weit hier die persönlichen Erfahrungsberichte zurückreichen. Im Sommer sollen die Ergebnisse des ersten Aufrufs ausgewertet werden, insgesamt zwei Jahre Laufzeit sind für „Zeitstimmen“ eingeplant. Die Ergebnisse werden im Internet und im Herbst 2011 in Buchform erscheinen. Schon im November soll in der Villa Quandt eine Lesung aus „Zeitstimmen. Tagebücher aus Brandenburg“ stattfinden.

Doch zuerst steht am 15. Februar das nächste große Projekt an, dann wird im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte die Ausstellung „Endzeit Europa. Ein kollektives Tagebuch französischer und deutscher Schriftsteller 1914-1919“ eröffnet. Dirk Becker

In der Reihe „Brandenburg übersetzt“ spricht Antje Ravic Strubel mit Sigrid Löffler über Joan Didion morgen, 20 Uhr, in der Villa Quandt, Große Weinmeisterstraße 46/47. Der Eintritt kostet 7, ermäßigt 5 Euro. Reservierungen und Informationen unter Tel.: (0331) 2804103 oder www.literaturlandschaft.de

Dirk Becker

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