Kultur: Der Liturgie verpflichtet
Geistliche Musik von Lothar Graap auf einer CD
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Nach Heinrich Schütz, dem bedeutenden Barockkomponisten vor Johann Sebastian Bach, Geistliche Konzerte zu schreiben, ist ein Wagnis. Lothar Graap hat ihm auf beeindruckende Weise widerstanden. Dabei ignoriert der heute 70jährige Komponist selbstverständlich seinen musikalischen Ahnherren in keinem Augenblick. Im Gegenteil: Alle Referenzen der Geistlichen Konzerte von Schütz ruft er in Erinnerung.
Lothar Graap, der 41 Jahre lang an der Klosterkirche in Cottbus bis zum Eintritt 1998 in den Ruhestand als Kantor wirkte, hat seinen Beruf nicht nur als Organist und Chorleiter verstanden, sondern auch als Komponist, der das liturgische Geschehen im Gottesdienst mit seiner Musik bereicherte. Und dazu gehören die Geistlichen Konzerte. Sie sind vor allem vom Bibelwort bestimmt. Einige von ihnen kann man nun auf einer CD-Aufnahme hören, die soeben erschienen ist. Neben der Berliner Pfarrerin Susanne Graap, die den Sprecherpart übernahm, und dem Dresdner Bariton Andreas Heinze sind vor allem Potsdamer Künstler die Interpreten der Graap“schen Werke: Sophie Malzo, Sopran, Hannes Immelmann, Flöte, und Tobias Scheetz, Orgel. Die „Königin“ ist neben der menschlichen Stimme das Hauptinstrument, für das der Cottbuser schrieb. Die CD entstand an der Sauer-Orgel der Klosterkirche, die vor 100 Jahren die renommierte Frankfurter Firma baute.
Tobias Scheetz wählte aus dem reichhaltigen Orgelschaffen Graaps das 1986 entstandene „Triptychon“ mit den Sätzen Incarnatus – Mensch geworden, Crucifixus – gekreuzigt und Resurrexit – auferstanden. Es ist eine sehr emotional expressive Musik, die unter die Haut geht. Scheetz vermag sie in all ihren Facetten erlebbar zu machen.
Bei den Psalmvertonungen für Sprecher und bei der Begleitung der Geistlichen Konzerte sowie der Choralpartita „Christe, der du bist Tag und Licht“ für Flöte und Orgel weiß Scheetz ebenfalls die Farbigkeit des Sauer-Instruments trefflich zu offerieren und den einzelnen Stücken eine wirkungsvolle Präsenz zu verleihen. Hannes Immelmann, der als Lehrer am Evangelischen Gymnasium auf Hermannswerder tätig ist, hat sich als Flötist in Potsdam und anderswo einen Namen gemacht. Er musiziert die Partita mit warmem Ton. Und somit gibt er der auch in diesem Werk nicht zu überhörenden Herbheit Graaps einen oftmals heiter bewegten Konzertcharakter. Die Psalmadaptionen des Dichters Arnim Juhre erreichen in den Vertonungen Lothar Graaps neue Dimensionen. Fragmentarisch wirken hierbei die in die Texte eingesetzten Orgelpassagen, nicht illustrierend, sondern kommentierend. Susanne Graap liest die Psalmen angenehm schlicht, aber zu wenig künstlerisch.
Sophie Malzo und Andreas Heinze sind die sich engagiert einsetzenden Sänger der musikalisch anspruchsvollen Gerbrauchsmusik, den Geistlichen Konzerten Auch hierbei ist der Kontrapunktiker Graap gut herauszuhören ist. Besonders das Triptychon vom Glauben, das der Komponist vor sechs Jahren schrieb, kann sehr für sich einnehmen, weil Heinze es mit wohlgefälligem Bariton und reifer Deutung zu singen versteht. Klaus Büstrin
Bestellung der CD beim Komponisten. e-Mail: Info@graap-musik.de
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