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Kultur: Der Mondmann

Beim Filmorchester Babelsberg weihnachtet“s

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Schon im Hof wurden die Gäste des Nikolaisaals am Freitagabend von Blechbläsern des Deutschen Filmorchesters Babelsberg mit fröhlich-weihnachtlichen Weisen empfangen, damit sie in die richtige Stimmung für das Filmkonzert kämen. Launig führte Dirigent Helmut Imig in das Konzert ein und tat heiter die Programmänderung kund, so dass niemand grollte: Der „Schneemann“ von Korngold sei aufgrund der Klimaänderung (die da hieß: falsche Noten seien dem Orchester geschickt worden) hingeschmolzen, anstelle würden Auszüge aus John Williams“ E.T. gespielt. Dies aber nach der Pause. Zuerst nämlich bewies das Filmorchester mittels Teilen der „Nussknacker-Suite“ von Peter I. Tschaikowsky, dass es durchaus auch ohne Film in der Lage ist, stimmungsvolle Musik zu machen.

Und weil bei einem Filmorchester viele Streicher arbeiten, glätteten die immer mal wieder den Sturm der Emotionen, der durch den arabischen und russischen Tanz entfacht worden war. Den „Mondmann“, begleiteten die Musiker dann in den Dialogpausen unterstützend und bestimmte Elemente hervorhebend. Die filmische Nacherzählung von Tomi Ungerers Kinderklassiker ließ den Mann im Mond diesen komplett bewohnen. So weiß wie uns der Himmeslkörper manchmal erscheint, war auch der Anzug des nur Quieklaute ausstoßenden Mannes, der dem Wunsch des Mädchens Lucia nicht widerstehen kann und auf einem Meteoriten gen Erde rast. Was beweist, dass Wünsche wahr werden können. Sogar Lucias Opa, der aussieht wie Einstein, ein Erfinder war und zur Enkelin aus einem Bilderrahmen spricht, muss zugeben, dass sie Recht hatte. Aber ach, kaum hat das ungleiche Paar einen Walzer getanzt, kommen die bösen, napoleonisch gekleideten Soldaten und trachten dem seltsamen Mann mit dem runden Kopf nach dem Leben (die Musik intoniert die Bedrohung). Im letzten Moment macht sich Lucia die Erfindung des Großvaters, eine Rakete, sowie die dünnere Gestalt des „abnehmenden“ Mondes zunutze, um den Mann wieder dahin zu schicken, wohin er gehört. Anlass für triumphale Musik am Ende. E.T. nach der Pause gab eine muntere orchestrale Variation des Zusammentreffens außerterrestrischer mit ganz irdischen Wesen.

Und dann wurde es ganz sentimental, als die 1994 aufgenommene Version von „Silent Love“ (Regie: Josh Broecker) das O. Henry-Märchen der armen Liebenden, die ihr Bestes geben, um dem Herzenspartner etwas schenken zu können, gezeigt wurde. Hamiltonartig die Bilder und zwangsweise auch die Musik. Wer schon vor Weihnachten weinen mochte, war da ganz richtig.

Lore Bardens

Lore Bardens

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