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Kultur: Der Sprung in den Tod für die Freunde

In der Bornstedter Kirche stellen Antje Vollmer und Lars-Broder Keil ihr Buch über „Stauffenbergs Gefährten“ vor

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Das Holzkreuz kam in den 80er-Jahren in die Kirche. Aus konservatorischen Gründen. Neben dem Namen Kurt Freiherr von Plettenberg sind Worte aus dem Neuen Testament zu lesen: „Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ 1989 erhielt das Grab Plettenbergs auf dem Friedhof in Bornstedt einen Gedenkstein. Darauf steht: „Er gab sein Leben für seine Freunde im Widerstand des 20. Juli 1944.“

Zwar gedenkt die Bornstedter Kirchengemeinde schon seit DDR-Tagen des Widerständlers und seiner Freunde regelmäßig, doch der Freiherr gehört zu den weniger bekannten Oppositionellen des Hitler-Regimes. Nun wird am 21. Juli in Bornstedt eine weitere Veranstaltung stattfinden. Der Anlass ist ein doppelter: Vor 69 Jahren, am 20. Juli 1944, wagten Stauffenberg und seine Gefährten das Attentat auf Hitler sowie das Erscheinen des Buches „Stauffenbergs Gefährten“ (Hanser Verlag, 19,90 Euro), das die Grünen-Politikerin Antje Vollmer sowie der Journalist Lars-Broder Keil schrieben, ein bewegendes und kenntnisreiches Buch über das Schicksal der unbekannten Verschwörer.

Die Autoren werden in Bornstedt über ihre Arbeit sprechen und aus dem Buch lesen. Elf Widerständler sind darin näher vorgestellt. Darunter befinden sich so unterschiedliche Menschen wie die treue, mutige und verschwiegene Sekretärin Margarethe von Oven, der liberale Weltbürger Albrecht Graf von Bernstorff, der überzeugte Katholik Randolph Freiherr von Breidbach-Bürresheim, der sehr verantwortungsbewusste Stauffenberg-Adhutant Friedrich Karl Klausing oder der unerschrockene Nachrichten-General Erich Fellgiebel. Mit dem im März dieses Jahres verstorbenen letzten Zeitzeugen des Attentat-Versuchs, Ewald-Heinrich von Kleist, haben die Verfasser ein Interview geführt, das lohnende Einblicke in ein Leben gewährt, das sich vehement der Hitler-Diktatur widersetzte.

Die meisten der in „Stauffenbergs Gefährten“ vorgestellten Männer wurden kurz nach dem Attentat hingerichtet oder ins Konzentrationslager Sachsenhausen gesteckt. Kurt Freiherr von Plettenberg setzte selbst seinem Leben ein Ende. Zu seinem engeren Freundeskreis gehörten die führenden Widerständler Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Ludwig Beck, Ulrich von Hassell und Carl-Hans Graf von Hardenberg. Nach dem Misslingen des Attentats wurde er Anfang März 1945 im Schloss Cecilienhof verhaftet und in das Berliner Hausgefängnis der Gestapo in die Prinz-Albrecht-Straße gebracht. Dort schlug er am 10. März 1945 auf dem Weg zum Verhör seine Bewacher nieder und stürzte sich aus dem Fenster in den Tod, um die bis dahin noch lebenden anderen Beteiligten des Attentats nicht unter Folter preisgeben zu müssen. Kurt von Plettenberg wurde wenige Tage nach seinem Freitod in Bornstedt beerdigt. Seine Frau, Arianne von Plettenberg, erfuhr von dem Tod erst Tage später. Prinz Oskar, Sohn Kaiser Wilhelm II., teilte in einem Brief seiner Schwester Herzogin Victoria Luise in Braunschweig mit: „Morgen wird der gute Plettenberg auf unserem lieben alten Bornstedter Friedhof beigesetzt. Es soll nur ein ganz kleiner Kreis sein.“ Plettenbergs Abschiedsbrief wurde der Familie nicht ausgehändigt. Auszüge wurden jedoch einem Hohenzollern-Sekretär vorgelesen. Der konnte sich nur an weniges erinnern. Doch daran, dass Kurt von Plettenberg schrieb: „Ich fürchte den Tod nicht, denn ich habe einen guten Richter.“ Klaus Büstrin

Lesung am Sonntag, 21. Juli, 16 Uhr, in der Bornstedter Kirche, Ribbeckstraße

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