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Kultur: Der unwiderstehliche Groove der Alten Musik

L’Arpeggiata mit Jaroussky und Trovesi

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Mit ihrem Ensemble L´Arpeggiata hat Christina Pluhar einen Sechser im Lotto gezogen - und das auf dem heiß umkämpften Markt der Alten Musik. Seit der Gründung im Jahr 1996 wurde jede der bisher erschienenen CDs ein Bestseller. Mit L’Arpeggiata hat die ausgebildete Lautenistin ein Publikum geschaffen, das weit über den kleinen Kreis der Liebhaber Alter Musik hinausgeht. Irgendein freundlicher Genius muss der gebürtigen Österreicherin die richtige Idee zur rechten Zeit eingegeben haben.

Ohne Skrupel vor stilistischen Grenzen überwindet L’Arpeggiata Zeiten und Räume, Genres und Gattungen. Schon rein äußerlich wirken Theorbe, Psalterion und Zink, fast vergessene Instrumente aus vorklassischer Zeit, exotisch und kurios.

Dazu kommt das ungewöhnliche Repertoire mit seiner unbekümmerten Mischung aus italienischer Volksmusik und Kunstmusik. Traditionelle Volkstänze wie Tarantella, Folia und Passacaglia treffen auf Madrigale von Claudio Monteverdi, Barbara Strozzi und Kompositionen von Girolamo Kapsberger.

Nach ihrem umjubelten Konzert bei den Musikfestspielen 2005 kommt L´Arpeggiata erneut in den Nikolaisaal und zeigt, wie unglaublich modern, ja verrückt „alte Musik“ klingen kann. Dazu bringt Christina Pluhar zwei ganz besondere Gäste mit: Countertenor Philippe Jaroussky und Jazz-Bläser Gianluigi Trovesi. Der junge französische Sänger ist derzeit der größte "Shooting-Star" unter den nicht mehr so raren Sängern, die sich in die hohen Gesangslagen wagen. Wenn Philippe Jaroussky Claudio Monteverdis affektgeladenes Lamento "Ohíme, ch´io cado" singt, swingt und groovt es in einer schwindelerregenden Mixtur aus Spitzentönen und Synkopen. Atemberaubend verlief bisher auch Jarousskys Karriere. Seit seinem aufsehenerregenden Debut 1999 erschienen mehr als 20 CDs mit ihm, darunter allein 12 Soloscheiben. Soviel Gesangskunst und Eifer wurde zuletzt mit dem ECHO Klassik-Preis ausgezeichnet.

Von ganz anderem Kaliber ist Gianluigi Trovesi, ein Urgestein der italienischen Jazzszene. Er bläst Klarinette und Saxophon mit unglaublicher Beweglichkeit und Klangfülle. Dazu tummelt er sich auf allen Gebieten des Jazz von Big Band über Free Jazz bis zur Weltmusik. Zweimal erhielt er für seine künstlerischen Leistungen den „Django d’or“ als bester italienischer Jazzmusiker. Für Christina Pluhar besteht kein Widerspruch zwischen Jazz und Monteverdi: „Man glaubt, dass Jazzmusiker den ,walking bass’ erfunden haben, aber bereits bei Monteverdi finden sich Ostinato-Bässe. Sie sind einzigartig und klingen extrem modern.“

Auch bei der Auswahl ihrer Sänger setzt L’Arpeggiata auf Ausdruck und Improvisation: "Es gibt so viele Arten und Weisen, wie man die menschliche Stimme einsetzen kann. Wenn ich Gesang begleite, versuche ich so weit wie möglich in der Improvisation zu gehen. Ich suche nach Klangfarben, welche die Stimme des Sängers reflektieren und die Gefühle der Worte unterstützen und vermitteln."

Ob Ciaconna, Bergamasca, Passacaglia oder Folia: all diese im Italien des 17. Jahrhunderts ausgesprochen populären Tänze bieten Interpreten jeglicher Herkunft reiche Möglichkeiten, ihre improvisatorische Fantasie und Virtuosität unter Beweis zu stellen. Man darf gespannt sein auf L’Arpeggiatas grenzüberschreitendes Musikprojekt im Nikolaisaal.

Babette Kaiserkern

25. April, 20 Uhr, Großer Saal: Stars international

Babette KaiserkernD

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