Kultur: Deutsch- französische FilmbegegnungDas Filmmuseum eröffnet heute Filmreihe
Jean Gabin, Simone Signoret, Isabelle Huppert, Curd Jürgens, Maria Schell, Romy Schneider – die Namen dieser Filmstars sind in Deutschland und Frankreich gleichermaßen bekannt und zeigen, dass es seit Beginn des Kinos immer auch einen Dialog der Filmkulturen gab. Das Filmmuseum zeichnet ab heute in den „deutsch-französischen Filmbegegnungen“ diesen Weg von seinen Anfängen in den dreißiger Jahren bis heute nach.
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Jean Gabin, Simone Signoret, Isabelle Huppert, Curd Jürgens, Maria Schell, Romy Schneider – die Namen dieser Filmstars sind in Deutschland und Frankreich gleichermaßen bekannt und zeigen, dass es seit Beginn des Kinos immer auch einen Dialog der Filmkulturen gab. Das Filmmuseum zeichnet ab heute in den „deutsch-französischen Filmbegegnungen“ diesen Weg von seinen Anfängen in den dreißiger Jahren bis heute nach. Ergänzend zu den Filmen gibt es Gespräche mit Vertretern aus Frankreich und Deutschland. Unter anderem wird Volker Schlöndorff, für dessen neuesten Film „Ulzhan“ der erfolgreiche Autor Jean-Claude Carrière das Drehbuch schrieb, kommen. Und der neueste Chabrol „Die zweigeteilte Frau“ wird in einer Voraufführung gezeigt. Der freier Filmkritiker Gerhard Midding führt heute um 20 Uhr mit einem Vortrag in die Reihe ein.
Herr Midding, was würden Sie als das Charakteristische deutsch-französischer Filmbegegnungen beschreiben?
Es gab immer ein großes Interesse am Nachbarn, das über alle Erbfeindschaft hinaus ging. Vielleicht waren die Filmleute auch besessen von der Idee, dass durch den Film der Beginn einer deutsch-französischen, einer europäischen Einigung möglich wäre.
Kann man verschiedene Strömungen dieses Interesses skizzieren?
Ja, ganz besonders intensiv war das gegenseitige Interesse in den siebziger und achtziger Jahren. Da gab es bei uns die Filme der Nouvelle Vague von Jean-Luc Godard, Claude Chabrol und vielen anderen, die zumindest von der intellektuellen Öffentlichkeit stark rezipiert wurden. In den Jahren davor, als auch wir Stars hatten, die in beiden Ländern kompatibel waren, wie Romy Schneider, Maria Schell und Curd Jürgens, da war ein Filmtransfer über die Grenzen leichter. Und wir kannten sehr gut die Filme mit Jean Gabin, Yves Montand und Simone Signoret. Die exakten Milieustudien der französischen Filme seit Beginn des Tonfilms waren faszinierend auch für die Deutschen. In den neunziger Jahren ist dieses Interesse etwas abgeflaut, aber durch die Erfolge von „Good bye, Lenin“, „Der Untergang“ und „Das Leben der Anderen“ von französischer Seite wieder da. Eine Überraschung für die Franzosen war die „Fabelhafte Welt der Amélie“, da hofften sie auf eine Million Zuschauer in Deutschland und es wurden mehr als zwei. Ein gutes Beispiel für eine deutsch-französische Koproduktion: die Innenaufnahmen wurden in Köln gemacht.
Typisch französisches Interieur also made in Germany?
Ja, so könnte man das nennen. Übrigens ist die „rein französische“ Produktion „Eine Fresse zum Verlieben“ mit Jean Gabin aus dem Jahr 1937 nahezu komplett in Babelsberg entstanden.
Kurios, ja. Gab es auch während der NS-Zeit Kooperationen?
Ja, das zeigen wir auch in der Filmreihe. Alfred Greven war zu Beginn der vierziger Jahre der mächtigste Produzent in Frankreich. Er war Deutscher, von Goebbels geschickt und produzierte so stark „französische“ Filme, dass Goebbels ihn sogar mal aufforderte, nicht zu übertreiben.
Wie haben sich denn die Kulturen gegenseitig beeinflusst?
Natürlich haben die Anfänge des Films, wie von G.W. Pabst, auch die französischen Filme stark beeinflusst. Und das deutsche Autorenkino ist ohne die französische Nouvelle Vague nicht denkbar. Uns Deutschen gefällt insbesondere die Leichtigkeit der französischen Filme und wir erwarten immer einen Liebesfilm, wogegen die Franzosen jetzt gerade die Filme der „Berliner Schule“ als typisch deutsch feiern: auch die Romantik, und natürlich eine typisch deutsche Schwere.
Was kann man voneinander lernen?
Nun, die Franzosen sind das neugierigste Kinovolk, das es gibt. Davon könnten die Deutschen sicher was lernen.
Das Gespräch führte Lore Bardens.
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