zum Hauptinhalt

Kultur: „Deutschlehrer können das nicht!“

6. Schultheatertreffen des Landes findet noch heute im Hans Otto Theater statt

Stand:

„Eine engagierte und gute Schultheaterarbeit wird immer einen positiven Einfluss auf das Schulklima haben", schrieb Holger Rupprecht, Minister für Bildung, Jugend und Sport, in einem Grußwort an das 6. Treffen dieser Zunft im Brandenburgischen. Wenn sich „Umfang und Qualität“ solchen Mühens inzwischen deutschlandweit behaupten könnten, sei dies „nicht zuletzt“ ein Verdienst der Landesarbeitsgemeinschaft für darstellendes Spiel", so Rupprecht weiter. Klar, sie organisiert in Kooperation mit dem Hans Otto Theater auch das diesjährige Treffen in Potsdam, welches heute zuende geht. „Nicht zuletzt“ ist also gut.

Im Vergleich zu den Nordlichtern Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein gibt es aber in Brandenburg nur 80 Schulen mit darstellendem Spiel, ergänzte Astrid Lehmann, Vorsitzende dieser AG, am Donnerstag den Minister. Lediglich zwei Jahrgänge Schultheaterpädagogen wurden einst bei uns ausgebildet, dann war Schluss. Folglich steht diese Sparte, als Abschlussfach in Berlin gerade zugelassen, hierzulande als freiwillige „5. Prüfungskomponente“ eher unterbelichtet da. Nur jeder zweite AG-Leiter sei eine ausgebildete Fachkraft, „die Deutschlehrer können das nicht“. So geht es bei diesem Treffen neben der wettbewerbsfreien Präsentation der einstudierten Stücke auch darum, eine bessere Förderung durch die Schulämter anzuregen, denn im Grunde ist man sich ja einig: „Eine engagierte und gute Schultheaterarbeit hat immer einen positiven Einfluss.“

Das konnten Intendant Uwe Eric Laufenberg wie auch Stargast Katharina Thalbach bei der Eröffnungsveranstaltung trotz unterschiedlicher Sozialisierung aus eigenem Erleben bestätigen. Dann stellte jede der sieben Truppen, durch Juryentscheidung von 17 Bewerbern mehrerer Städten ausgewählt, eine kurze Sentenz ihres Programms vor. Gleich ob klassisch oder märchenhaft, modern oder antik, alle fanden ein lautstarkes Echo. Formal in Bewegungstheater, Gospel oder Musical gegossen, geht es diesmal um „Mobile Dinge“, was sich sowohl in den täglichen Workshops als auch in den untereinander zu besprechenden Aufführungen fortsetzt. Einen positiven Einfluss hat dieses Treffen offenbar auch für die Öffentlichkeit. Schnell waren die Karten weg.

Der Eröffnungsbeitrag kam von der musikorientierten Grundschule „Max Dortu“ Potsdam. In Anlehnung an Michael Kunzes Erzählung „Der Norweger Wald“ hatte sich das multikulturelle Kindertheater (Leitung: Frau Steuer) ein Musical namens „Rutan“ ausgedacht. Erzählt wird die Geschichte eines Planeten, auf dem Gefühle verboten sind, die kalte Vernunft regiert. Nur ein kleines Waldstück ist bisher verschont geblieben. Dorthin wird K 324 zur Bewährung geschickt, weil in ihm ein Gefühl für Blumen erwachte. Konnte man es diesem namenlosen Burschen verübeln, wenn er ob dieser lebensvollen und bunten Welt voller Bienen, Vögel und Tiere bleiben will? Plötzlich taucht der Boss der grauen Fortschrittswelt mit Rodungsabsichten auf! Vorgeführt wurde diese fantasievoll kostümierte Inszenierung mit zwei Songs der Beatles, zu Gehör kam aber auch Eigenes. Sie ist freilich ganz auf Rousseau gestellt: Hier Glück durch „Natur“, dort nur Kälte?

Ein Narr jedenfalls, wer diese Spielfreude, solches Engagement aus den Grund-, Oberschulen und Gymnasien Brandenburgs nicht anerkennen und honorieren wollte. Gerold Paul

Gerold Paul

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })