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Kultur: Dicht gewirktes Finale der Sommerkonzerte Staatsorchester musizierte in der Erlöserkirche

Eine musikalische Postkarte sendet das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt (Oder) zu Beginn in das gut gefüllte Auditorium der Erlöserkirche in Potsdam. Mit Felix Mendelssohn-Bartoldys Ouvertüre „Die Hebriden“ wird das Abschlusskonzert der 22.

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Eine musikalische Postkarte sendet das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt (Oder) zu Beginn in das gut gefüllte Auditorium der Erlöserkirche in Potsdam. Mit Felix Mendelssohn-Bartoldys Ouvertüre „Die Hebriden“ wird das Abschlusskonzert der 22. Brandenburgischen Sommerkonzerte eröffnet. Was Chefdirigent Howard Griffith mit britischem Understatement als „carte postale“ aus Schottland bezeichnet, entpuppt sich als dicht gewirkte Miniatur, bei der die Musiker ad hoc kräftig in die Saiten greifen und lungenstark pusten müssen. Vom sanften Schaukeln der Wellen bis zum stürmischen Wogen, von leichter Brise bis zum brausenden Aufruhr leuchtet Mendelssohns musikalische Skizze bei aller Knappheit farbig, aber nicht direkt berauschend auf.

Seit der spektakulären Interpretation durch Jacqueline du Pré gehört Edward Elgars Cello-Konzert nicht nur zum Pflicht- sondern zum Kürprogramm für jeden Cellisten. Entsprechend hohe Erwartungen weckt der junge Benedict Kloeckner, einer der auserwähnten Musiker aus der Talentschmiede der Kronberg Academy, bei seinem Auftritt in der Erlöserkirche. Wie kaum ein anderes, wohl nur mit Ausnahme von Antonin Dvoraks Cellokonzert, ist das während des ersten Weltkriegs entstandene Spätwerk des britischen Komponisten für die Ausdruckspalette des Cellos geschaffen. Tiefsinnige und tragische Gedanken bestimmen die vier Sätze, deren Aura beklemmender Schönheit und aufbäumend-gebremster Abschiedsgewissheit nur von der aufgeregt-bebenden Nervosität des zweiten Satzes unterbrochen wird. Bei aller Virtuosität und fein gearbeiteter Phrasierungskunst fehlt es der Interpretation von Benedict Kloeckner noch an Mut zur Rauheit, zum Entfesseln der allerdunkelsten Kräfte. Sie bleibt zu sehr im attraktiven, elegischen Glanz der satten Töne haften.

Einen festen Platz im Konzertrepertoire konnten die Sinfonien von Jean Sibelius zumindest hierzulande nicht erringen. Ob die Beleidigungen von Gesellschaftskritiker Theodor Adorno, der das Werk von Sibelius glossierte, wirklich die Ursache bilden, bleibt offen. Immerhin offenbart sich die zweite Sinfonie des finnischen Nationalkomponisten als herbes, kantiges Werk, widerborstig und spröde. Die Brandenburger setzen auf eine gradlinige Lesart, meißeln viele Details bedächtig hervor, nicht immer blitzsauber, aber planvoll und solide. Indem das Fragmentarische und Abrupte in den Vordergrund rückt, ergeben sich eher verstörende als erhellende Klangbilder. Was Sibelius mit diesem schweren Cocktail aus dunklen Tönen, dräuenden Bläsern, knallenden Paukenwirbeln und schwirrenden Streicherkaskaden zum Ausdruck bringen wollte, bleibt jedem Hörer überlassen, selbst herauszufinden.

Dass die Herausforderung durch das Brandenburgische Staatsorchester unter der souveränen Leitung von Howard Griffith gelungen ist, zeigt der langanhaltende Applaus, der erst durch den Hinweis des Dirigenten auf die kommende Saison ein Ende findet.

Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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