Kultur: Die Angst vor dem Unbekannten Axel Prahl
in „Kafkas – Der Bau“
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Überall lauert Gefahr: Auf der Arbeit, in der Stadt, sogar im Hausflur des eigenen Wohnhauses. So zumindest denkt die Hauptfigur in Jochen Alexander Freydanks Film „Kafkas – Der Bau“, den der Regisseur zusammen mit seinem Hauptdarsteller Axel Prahl am vergangenen Dienstag im Babelsberger Thalia-Kino vorgestellt hat. Frei nach der gleichnamigen Erzählung von Franz Kafka zeigt Freydank dabei den Werdegang eines Mannes, der eigentlich alles hat, um ein glückliches Leben zu führen: Einen guten Job, eine fröhliche kleine Familie und schließlich eine Eigentumswohnung in einem großen Neubau. Doch er wird umgetrieben von einer unerklärlichen Angst, die ihn immer weiter in die Isolation treibt, bis hin zur vollkommenen Zerstörung seiner Existenz.
In Freydanks Adaption wird das Tier aus Kafkas Erzählung zu einem Menschen – und zu einer Metapher für die heutige Gesellschaft, deren wachsender Sicherheitswahn ein wichtiges Thema für den Regisseur gewesen ist, wie er sagt. „In der Erzählung stecken viele große Themen, mich interessiert aber vor allem das, was sich zwischenmenschlich erzählen lässt“, so Freydank. Schon vor zehn Jahren hat er das Drehbuch geschrieben, weil ihm die Geschichte von Kafka einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte und er den aktuellen Aspekt darin gesehen hat. Nur einen Tierfilm wollte er aber auch nicht machen, deswegen die Übertragung. Das Schreiben des Drehbuchs war mühsam, sagt Freydank, viel mühsamer sei allerdings die Finanzierung des Films gewesen, die letztendlich zehn Jahre gedauert hat.
„Es war eine ganz schöne Bettelei, auch bei den Schauspielern“, so der Regisseur, dessen Kurzfilm „Spielzeugland“ 2009 einen Oscar gewann. „Ich bin so froh, dass Axel Prahl zugesagt hat, obwohl ich keine Gage anbieten konnte.“ Von Anfang sei Prahl seine erste Wahl gewesen, weil der Film einen Darsteller brauchte, „dem nicht von Anfang auf die Stirn geschrieben steht, dass er eine Klatsche hat“. Und es stimmt ja: Axel Prahl verbindet man erstmal mit einer positiven Figur.
Tatsächlich lächelt Prahl zu Beginn noch in die Kamera, spricht fast locker von der Einrichtung seiner Wohnung, von der Ruhe der Umgebung. Doch im Laufe des Films ändert sich das. Das Lächeln verschwindet, der Blick wird immer gehetzter und auch die Sätze, die konsequent aus dem Originaltext entnommen sind, klingen hektischer. Prahl dominiert den Film dabei nicht nur als Hauptfigur, an ihm hängt die ganze Stimmung des Films. Sein Gang, seine Gestik, seine Mimik sind derart angespannt, das überträgt sich automatisch auf die Zuschauer. Auch am Schauspieler selbst ist das nicht ganz spurlos vorübergegangen, wie Prahl am Dienstag sagt. „Nun bin ich ja quasi in jeder Szene zu sehen und natürlich ist das kräftezehrend, weil man keine Zeit zum Regenerieren hat“, so Prahl. Dazu komme dann die bedrückende Atmosphäre, sodass man am Abend „schon manchmal ein Bier zusätzlich brauchte“. Das Ende des Films, in dem dem seine Figur vollständig aus der Zivilisation ausbricht, empfinde er dann fast als Befreiung, so Prahl. Sarah Kugler
„Kafkas – Der Bau“ ab heute täglich im Babelsberger Thalia-Kino, Rudolf-Breitscheid-Straße 50
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